Gewaltfrei leben und arbeiten - Teil 2 – Gewalt auf der Paarebene
Das LFI OÖ hat ein diesbezügliches Webinar mit Franz Hölzl,MSc., Familienberatung der Diözese Linz, organisiert. Vielen Dank für die Organisation und die Informationen!
Das Thema Gewalt umfasst viele Aspekte. In dieser Artikelserie soll inhaltlich eine Dreiteilung versucht werden.
Natürlich hängen die Themenbereiche zusammen und sollten auch zusammen betrachtet werden.
Der erste Teil dieser Artikelserie wurde schon im Mitteilungsblatt der Bgld. Landwirtschaftskammer veröffentlicht. Nachlesen können sie diesen unter www.bgld.lko.at (Lebensqualität Bauernhof Burgenland) https://bgld.lko.at/lebensqualit%C3%A4t-bauernhof-burgenland+2400+3238900.
Das Thema Gewalt umfasst viele Aspekte. In dieser Artikelserie soll inhaltlich eine Dreiteilung versucht werden.
- Gewalt zwischen Jung und Alt
- Gewalt auf der Paarebene
- Gewalt zwischen Eltern und minderjährigen Kindern
Natürlich hängen die Themenbereiche zusammen und sollten auch zusammen betrachtet werden.
Der erste Teil dieser Artikelserie wurde schon im Mitteilungsblatt der Bgld. Landwirtschaftskammer veröffentlicht. Nachlesen können sie diesen unter www.bgld.lko.at (Lebensqualität Bauernhof Burgenland) https://bgld.lko.at/lebensqualit%C3%A4t-bauernhof-burgenland+2400+3238900.
Teil 2: Gewalt auf der Paarebene
Beispiel:
Marianna und Walter sind beide um die 50 Jahre alt. Sie haben zwei Kinder, 18 und 23 Jahre alt. Wenn sie streiten, dann ist Marianne Walter verbal überlegen. Sie hat es gelernt, ihre Emotionen auszudrücken, er hingegen kann das weniger gut. Er kann laut sein, schimpfen, aber irgendwann fehlen ihm die Worte. Auch wenn er schon sagt, dass er nicht mehr kann, redet sie immer noch weiter. Dann geht er meist fort.
Einmal ist es vorgekommen, dass sie ihn auf die Brust geschlagen hat. Dann ist sie fortgegangen.
Der aktuelle Anlass ist, dass sie bei einem Streit im Schlafzimmer in der Tür stand. Sie machte ihm Vorwürfe, er hatte das Gefühl, dass er alles falsch mache. Ihm wurde es zuviel, er wollte hinausgehen, aber sie stand ihm im Weg. In dieser Stresssituation stieß er sie zur Seite. Dabei stieß sie mit dem Kopf an die Tür und verletzte sich.
Marianna und Walter sind beide um die 50 Jahre alt. Sie haben zwei Kinder, 18 und 23 Jahre alt. Wenn sie streiten, dann ist Marianne Walter verbal überlegen. Sie hat es gelernt, ihre Emotionen auszudrücken, er hingegen kann das weniger gut. Er kann laut sein, schimpfen, aber irgendwann fehlen ihm die Worte. Auch wenn er schon sagt, dass er nicht mehr kann, redet sie immer noch weiter. Dann geht er meist fort.
Einmal ist es vorgekommen, dass sie ihn auf die Brust geschlagen hat. Dann ist sie fortgegangen.
Der aktuelle Anlass ist, dass sie bei einem Streit im Schlafzimmer in der Tür stand. Sie machte ihm Vorwürfe, er hatte das Gefühl, dass er alles falsch mache. Ihm wurde es zuviel, er wollte hinausgehen, aber sie stand ihm im Weg. In dieser Stresssituation stieß er sie zur Seite. Dabei stieß sie mit dem Kopf an die Tür und verletzte sich.
Grundsätzliche Bemerkungen
- Es gab auch schon vor dem aktuellen Vorfall Grenzüberschreitungen – jede Handlung, die einem andern Menschen Schmerz verursacht oder ihm Angst macht, ist Gewalt.
- Wenn es einem Streitpartner zuviel wird, ist es gut, wenn er sich zurückziehen kann. Wenn Marianne auch nach Aufforderung Walter nicht aus dem Zimmer gehen lässt, wäre dies eine Form der Freiheitseinschränkung. Es ist sicherlich viel verlangt, dass Walter in seiner Wut noch zu Marianne sagen soll, dass sie ihm den Weg freimachen soll. Es ist aber notwendig, dass er lernt, auch ohne Gewalteinsatz seine Bedürfnisse zu befriedigen.
- Walter wollte nicht, dass sich Marianne verletzt. Es ist aber notwendig, dass er seine Verantwortung anerkennt. Sie hat sich am Kopf verletzt, weil er sie gestoßen hat. Sie ist nicht gestolpert, ausgerutscht oder unglücklich gefallen. Er hat sie gestoßen.
- Walter kann sich überlegen, welchen wunden Punkt Marianne getroffen hat, dass er so reagiert hat.
Beispiel Fortsetzung
Marianne ist nach dem Vorfall an der Tür verletzt, hat Schmerzen, ist wütend – sie geht aus dem Haus, ruft eine Freundin an, schildert ihr, was passiert ist. Die Freundin, die sich selber nach jahrelangem Martyrium aus einer Ehe mit einem gewalttätigem Mann befreit hat, rät ihr, die Polizei anzurufen – sie selber hat das erst sehr spät gemacht. Sie gibt ihr auch die Telefonnummer einer Beratungsstelle, die ihr sehr geholfen hat. Marianne ruft auch dort an und bespricht mögliche Reaktionen.
Marianne ist zwiespältig. Sie liebt Walter auch. Sie entscheidet sich, vorerst die Polizei nicht anzurufen. Sie geht nach Hause und sagt zu Walter nur knapp: „So geht es mit uns nicht weiter. Hol Dir Hilfe! Ich habe Dir hier einige Telefonnummern aufgeschrieben, wo Du anrufen kannst.“.
Walter ruft beim Bäuerlichen Sorgentelefon an. Dort erlebt er, dass er seine Sichtweise erzählen kann, dass er nicht verurteilt, sondern ernstgenommen wird. Die Beratungskraft am Bäuerlichen Sorgentelefon verweist ihn an das Beratungsangebot in seinem Bundesland. Er ruft auch dort an, bespricht die grundsätzlichen Möglichkeiten (Paarberatung oder Einzelberatung). Er beschließt, Marianne eine Paarberatung vorzuschlagen und vereinbart nach Rücksprache mit ihr einen Termin.
Marianne ist nach dem Vorfall an der Tür verletzt, hat Schmerzen, ist wütend – sie geht aus dem Haus, ruft eine Freundin an, schildert ihr, was passiert ist. Die Freundin, die sich selber nach jahrelangem Martyrium aus einer Ehe mit einem gewalttätigem Mann befreit hat, rät ihr, die Polizei anzurufen – sie selber hat das erst sehr spät gemacht. Sie gibt ihr auch die Telefonnummer einer Beratungsstelle, die ihr sehr geholfen hat. Marianne ruft auch dort an und bespricht mögliche Reaktionen.
Marianne ist zwiespältig. Sie liebt Walter auch. Sie entscheidet sich, vorerst die Polizei nicht anzurufen. Sie geht nach Hause und sagt zu Walter nur knapp: „So geht es mit uns nicht weiter. Hol Dir Hilfe! Ich habe Dir hier einige Telefonnummern aufgeschrieben, wo Du anrufen kannst.“.
Walter ruft beim Bäuerlichen Sorgentelefon an. Dort erlebt er, dass er seine Sichtweise erzählen kann, dass er nicht verurteilt, sondern ernstgenommen wird. Die Beratungskraft am Bäuerlichen Sorgentelefon verweist ihn an das Beratungsangebot in seinem Bundesland. Er ruft auch dort an, bespricht die grundsätzlichen Möglichkeiten (Paarberatung oder Einzelberatung). Er beschließt, Marianne eine Paarberatung vorzuschlagen und vereinbart nach Rücksprache mit ihr einen Termin.
Anmerkungen:
- Marianne könnte die Polizei rufen – Walter wurde ihr gegenüber gewalttätig. Ob dies die beste Lösung für die jeweilige Situation ist, kann nur im Einzelfall entschieden werden (z.B. wenn das Opfer einer Gewalttat oder Kinder weiterhin in Gefahr sind).
- Marianne kontaktiert auch eine professionelle Beratungsstelle. Oftmals ist es schwierig, im Verwandten- und Freundeskreis ganz offen zu sein. Professionelle Beratung/ Therapie ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Verwandte und Freunde geben oft Ratschläge, die mit ihrer eigenen Vergangenheit zusammenhängen. Professionelle Begleitung hat durch viel Selbsterfahrung gelernt, die eigenen Themen möglichst gut aus der Arbeit herauszuhalten.
- Es ist auch vom Einzelfall abhängig, ob es günstig ist, mit Paar- oder Einzelberatung/ -therapie zu beginnen. Falls die Situation nicht zu sehr eskaliert ist, kann eine Paarberatung versucht werden. In manchen Fällen ist es günstig, wenn zuerst in der Einzelarbeit gearbeitet wird, damit danach die Paararbeit gelingen kann. Manchmal kann es günstig sein, wenn das Paar gemeinsam arbeitet und parallel dazu arbeitet eine Person (oder beide) daran, die eigenen negativen Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern.
Beispiel Fortsetzung
Marianne und Walter besprechen in der Paarberatung nicht nur den aktuellen Vorfall, sondern auch dessen Hintergründe.
Walter ist Nebenerwerbslandwirt, neben der Landwirtschaft, die er von seinen Eltern übernommen hat, geht er noch 35 Stunden arbeiten. Das führt dazu, dass er immer im Stress ist. Früher war sein Hobby die Blasmusik, aber er kommt zu gar nichts mehr, kann zu keinen Proben mehr gehen. Er hatte auch immer wenig Zeit für die Kinder. Er ist unzufrieden mit seinem Leben.
Marianne hat auf den Hof eingeheiratet, sie musste sich erst einen Platz für sich schaffen. Sie hat sich einen Hofladen eingerichtet und genießt es, mit den Kund:innen zu plaudern. Sie ist mit ihrer beruflichen Situation zufrieden. Die Töchter sind inzwischen aus der Pubertät heraus, sie macht mit ihnen gemeinsame Aktivitäten, sie haben zu dritt Spaß.
Walter ist insgesamt mit seiner Lebenssituation unglücklich. Er arbeitet so viel und kann es niemandem Recht machen – auch sich selber nicht.
Walter beneidet Marianne, dass sie eine Tätigkeit gefunden hat, die sie erfüllt. Er beneidet sie auch um den guten Kontakt zu den Töchtern. Wenn die drei Frauen lachen und gemeinsam Pläne schmieden, fühlt er sich ausgeschlossen. Dies ist ein besonders unangenehmes Gefühl für ihn, weil er der jüngste von fünf Geschwistern war. Den Eltern war es immer wichtig, dass alle Kinder eine gute Ausbildung haben. Seine Geschwister haben maturiert und eine akademische Ausbildung abgeschlossen. Er hat eine Lehre abgeschlossen und die Meisterprüfung gemacht – und fühlt sich seinen Geschwistern unterlegen. Er hat auch das Gefühl, dass seine Eltern seine Geschwister mehr wertschätzen als ihn. Er fühlt sich in seiner Herkunftsfamilie ausgeschlossen – daher ist es besonders bitter, wenn er dieses Gefühl auch in seiner aktuellen Familie erlebt.
Walters Vater ist ein Patriarch der alten Schule. Er hat zu Walter einmal gesagt: „Als Mann musst du dafür sorgen, dass du der Sieger bist, dass du die Dinge im Griff behältst.“ Dies hat das Männlichkeitsbild von Walter geprägt.
Walter erinnert sich auch, dass er als kleines Kind einmal als Bestrafung von seinem Vater im Keller eingesperrt wurde. Damals war das ganz schrecklich für ihn. Danach hat er geschworen, dass er sich nichts mehr gefallen lassen wird.
Marianne und Walter besprechen in der Paarberatung nicht nur den aktuellen Vorfall, sondern auch dessen Hintergründe.
Walter ist Nebenerwerbslandwirt, neben der Landwirtschaft, die er von seinen Eltern übernommen hat, geht er noch 35 Stunden arbeiten. Das führt dazu, dass er immer im Stress ist. Früher war sein Hobby die Blasmusik, aber er kommt zu gar nichts mehr, kann zu keinen Proben mehr gehen. Er hatte auch immer wenig Zeit für die Kinder. Er ist unzufrieden mit seinem Leben.
Marianne hat auf den Hof eingeheiratet, sie musste sich erst einen Platz für sich schaffen. Sie hat sich einen Hofladen eingerichtet und genießt es, mit den Kund:innen zu plaudern. Sie ist mit ihrer beruflichen Situation zufrieden. Die Töchter sind inzwischen aus der Pubertät heraus, sie macht mit ihnen gemeinsame Aktivitäten, sie haben zu dritt Spaß.
Walter ist insgesamt mit seiner Lebenssituation unglücklich. Er arbeitet so viel und kann es niemandem Recht machen – auch sich selber nicht.
Walter beneidet Marianne, dass sie eine Tätigkeit gefunden hat, die sie erfüllt. Er beneidet sie auch um den guten Kontakt zu den Töchtern. Wenn die drei Frauen lachen und gemeinsam Pläne schmieden, fühlt er sich ausgeschlossen. Dies ist ein besonders unangenehmes Gefühl für ihn, weil er der jüngste von fünf Geschwistern war. Den Eltern war es immer wichtig, dass alle Kinder eine gute Ausbildung haben. Seine Geschwister haben maturiert und eine akademische Ausbildung abgeschlossen. Er hat eine Lehre abgeschlossen und die Meisterprüfung gemacht – und fühlt sich seinen Geschwistern unterlegen. Er hat auch das Gefühl, dass seine Eltern seine Geschwister mehr wertschätzen als ihn. Er fühlt sich in seiner Herkunftsfamilie ausgeschlossen – daher ist es besonders bitter, wenn er dieses Gefühl auch in seiner aktuellen Familie erlebt.
Walters Vater ist ein Patriarch der alten Schule. Er hat zu Walter einmal gesagt: „Als Mann musst du dafür sorgen, dass du der Sieger bist, dass du die Dinge im Griff behältst.“ Dies hat das Männlichkeitsbild von Walter geprägt.
Walter erinnert sich auch, dass er als kleines Kind einmal als Bestrafung von seinem Vater im Keller eingesperrt wurde. Damals war das ganz schrecklich für ihn. Danach hat er geschworen, dass er sich nichts mehr gefallen lassen wird.
Anmerkungen:
- Diese Zusammenhänge tauchten erst während der gemeinsamen Arbeit von Marianne und Walter mit einer professionellen Begleitung auf. Es ist fraglich, ob diese Klarheit auch im alltäglichen Miteinander möglich gewesen wäre.
- Wir alle haben viele Dinge im Unbewussten, die auf unser Verhalten einwirken. Es ist gut, wenn wir einige wichtige beeinflussende Faktoren für uns erkennen. Dann werden sie zwar nicht schlagartig ihren Einfluss verlieren, aber wir werden sie immer schneller erkennen und können dann gegensteuern.
- In Beziehungen kann es günstig sein, wenn unsere Partnerin/ unser Partner eine ungefähre Vorstellung davon hat, was in uns abläuft. Dann kann sie/er vielleicht manche unserer Verhaltensweisen, die sie/er seltsam findet, besser akzeptieren. Sie/Er muss aber nicht alles wissen. Wichtig: Der Partnerin/ dem Partner nie die Herkunftsfamilie vorwerfen! Sie/Er wurde in diese hineingeboren, sie/er trägt dafür keine Verantwortung. Ein Vorwurf würde vielleicht zu einem Rechtfertigungsdruck führen.
- Es ist vorteilhaft, wenn beide Personen sich in ungefähr gleichem Ausmaß öffnen können. Wenn es einer Person schwerer fällt als der anderen, kann sie vielleicht von der professionellen Begleitung unterstützt werden. Dabei ist aber wichtig, dass jede/jeder die eigenen Grenzen wahrt. Vieles kann in der Paarberatung/ -therapie besprochen werden, manches ist in der Einzelberatung/ -therapie besser aufgehoben.
Beispiel Fortsetzung
Nach der Besprechung der aktuellen Situation entschuldigt sich Walter bei Marianne. Marianne nimmt diese Entschuldigung auch an. Sie vereinbaren, dass sie die Paarberatung noch eine Zeitlang fortführen wollen, damit sie neue Verhaltensmuster im Umgang miteinander aufbauen und stabilisieren können.
Es kommt auch weiterhin zu Streit. Marianne macht Walter Vorwürfe, dem wird es irgendwann zuviel. Er steht dabei in der Ecke des Zimmers zwischen Außenwand und Zwischenwand. Er schlägt so heftig mit der Faust auf die Außenwand, dass er sich dabei verletzt und blutet. Er schaut auf seine Hand, geht ins Badezimmer und verbindet sie. Der aktuelle Streit ist damit vorerst beendet.
Marianne ist aber alarmiert. Sie fürchtet sich, dass Walter das nächste Mal auf sie hinschlagen könnte.
Beim nächsten Termin der Paarberatung besprechen sie die Situation. Walter sagt dazu: „Ich war so wütend, da habe ich mir nicht anders zu helfen gewusst. Ich habe mir noch überlegt, dass ich ein Loch in die Rigips-Zwischenwand schlagen könnte, wenn ich dort hinschlage. Das wollte ich nicht. Ich habe daher auf die Außenmauer geschlagen, die hält das aus.“
Walter versichert Marianne, dass er sie nie schlagen würde. Sie glaubt es ihm und fühlt sich in der Beziehung wieder sicher.
Nach der Besprechung der aktuellen Situation entschuldigt sich Walter bei Marianne. Marianne nimmt diese Entschuldigung auch an. Sie vereinbaren, dass sie die Paarberatung noch eine Zeitlang fortführen wollen, damit sie neue Verhaltensmuster im Umgang miteinander aufbauen und stabilisieren können.
Es kommt auch weiterhin zu Streit. Marianne macht Walter Vorwürfe, dem wird es irgendwann zuviel. Er steht dabei in der Ecke des Zimmers zwischen Außenwand und Zwischenwand. Er schlägt so heftig mit der Faust auf die Außenwand, dass er sich dabei verletzt und blutet. Er schaut auf seine Hand, geht ins Badezimmer und verbindet sie. Der aktuelle Streit ist damit vorerst beendet.
Marianne ist aber alarmiert. Sie fürchtet sich, dass Walter das nächste Mal auf sie hinschlagen könnte.
Beim nächsten Termin der Paarberatung besprechen sie die Situation. Walter sagt dazu: „Ich war so wütend, da habe ich mir nicht anders zu helfen gewusst. Ich habe mir noch überlegt, dass ich ein Loch in die Rigips-Zwischenwand schlagen könnte, wenn ich dort hinschlage. Das wollte ich nicht. Ich habe daher auf die Außenmauer geschlagen, die hält das aus.“
Walter versichert Marianne, dass er sie nie schlagen würde. Sie glaubt es ihm und fühlt sich in der Beziehung wieder sicher.
Anmerkungen
- Es ist unrealistisch zu erwarten, dass nach einer einmaligen Beratung/ Therapie alles in Ordnung ist. Es ist ein Prozess, in dem wir unsere schädlichen Verhaltensmuster erkennen. Wir werden aber vielleicht ähnliche Situationen erleben, die wir dann wieder bearbeiten. Vielleicht können wir dabei auch schon leichter Verbesserungen bemerken. Die Psychoanalyse bezeichnet diesen notwendigen Dreischritt als Erkennen, Wiederholen und Durcharbeiten.
- Walter konnte in der Stresssituation noch überlegen, dass es weniger Schaden anrichtet, wenn er auf die Außenwand schlägt. Dies verstärkt seine Glaubwürdigkeit, wenn er Marianne versichert, dass er sich so weit unter Kontrolle hat, dass er sie nie schlagen wird.
- Walter hat sein Verhalten von Fremdaggression zu Selbstaggression verändert. Dadurch verletzt er zumindest nur sich selbst. In der Stresssituation könnte dieses Verhalten dazu führen, dass er den dabei empfundenen seelischen Schmerz nicht mehr fühlen muss, weil der körperliche Schmerz stärker ist. Die Selbstverletzung könnte auch ein Ausdruck einer Selbstbestrafung sein, weil Walter sich immer noch Marianne verbal unterlegen fühlt und dies sein altes Unterlegenheitsgefühl in seiner Herkunftsfamilie reaktiviert. Vielleicht führt seine Verletzung auch dazu, dass sich Marianne ihm zuwendet und ihn verbindet. Dies hat Walter sich wahrscheinlich nicht in der Situation überlegt und sich bewusst dafür entschieden, sondern dies könnte ein Beispiel für die Macht des Unbewussten sein.
- In einem ersten Schritt wurde erreicht, dass Walter die Menschen um sich nicht mehr verletzt, ein nächster Schritt könnte sein, dass Walter auch andere Mechanismen zum inneren Spannungsabbau findet.
Zusammenfassung
- In Paarbeziehungen treffen zwei Menschen aufeinander, die sich in ihrer grundsätzlichen Veranlagung, ihren Erfahrungen in den jeweiligen Herkunftsfamilien und in den sonstigen persönlichen Entwicklungen unterscheiden.
- Es ist unrealistisch zu erwarten, dass es in Paarbeziehungen nie zu Konflikten kommt.
- Aus psychoanalytischer Sicht gehört Aggression zum Leben dazu. Sie dient der Selbsterhaltung.
- Aggression darf aber nicht in Form von Gewalt ausgelebt werden. Alles, was anderen Menschen Schmerzen verursacht oder Angst macht, ist Gewalt.
- Gewalt schadet dem Opfer, der Umgebung und auch der Täterin/ dem Täter.
- Falls es in der Paarbeziehung zu Gewalt kommt, ist diese ganz klar als solche zu bezeichnen – sie darf keinesfalls verharmlost werden.
- Es braucht das Eingeständnis der Grenzüberschreitung mit der Bitte um Verzeihung.
- Ob und wann das Opfer verzeihen kann, entscheidet es selber. Ebenso ob es eine Form von Schutz und Unterstützung durch Polizei, Opferschutz etc. benötigt.
- Wenn die Weiterführung der Beziehung versucht werden soll, kann dies durch eine Paarberatung/ -therapie unterstützt werden.
- Alle Konfliktpartner können sich auch in der Einzelberatung/ -therapie ansehen, welche eigenen Anteile (z.B. kindliches Erleben in der Herkunftsfamilie) zum Konflikt beigetragen haben.
- Schädliche Verhaltensmuster können erkannt und schrittweise verändert werden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Gewalt gemacht? Rufen Sie mich an! Tel. 02682/702/606
Beratungsangebote nutzen
Die Burgenländische Landwirtschaftskammer unterstützt als Teil der bundesweiten Initiative „Lebensqualität Bauernhof“ mit dem Beratungsprodukt „Krisenprävention und –beratung“ landwirtschaftliche Familienbetriebe in herausfordernden Situationen.
Bäuerliches Sorgentelefon
In einer verzwickten Situation kann es helfen, mit jemandem zu sprechen, der in der bäuerlichen Lebenswelt zu Hause ist und Verständnis für Probleme hat, die in dieser Berufsgruppe und bei der abgebildeten Arbeits- und Wohnkonstellation auftreten - der gleichzeitig aber auch über das nötige psychologische Fachwissen verfügt.
Kompetente Gesprächspartner hören sich Ihre Probleme an und versuchen gemeinsam mit Ihnen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Hier können Sie über Ihre Situation reden, hier wird Ihnen zugehört – österreichweit, anonym und vertraulich (1,30 € pro Stunde).
Telefonnummer: 0810/676810, Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen).
Psychosoziales Beratungsangebot der Bgld. Landwirtschaftskammer
Die Burgenländische Landwirtschaftskammer bietet Ihnen Unterstützung in Form einer Einzel- , Paar- oder Familienberatung an oder im Rahmen einer Mediation. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen eine Unterstützung helfen könnte, so scheuen Sie Sich nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen!
Bei der Beratung werden Sie dabei unterstützt, die für Sie beste Lösung zu finden. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn sich nicht alle Familienangehörigen an diesem gemeinsamen Prozess beteiligen wollen. Oder Einzelpersonen wollen für sich selber erst festlegen, was ihnen wichtig ist und was in einer Lösung geregelt werden muss, damit sie damit gut leben können.
Bei einer Mediation versuchen alle Beteiligten mithilfe der fachlichen Begleitung durch einen allparteilichen (neutralen) Mediator eine Lösung zu finden, die für alle passt. Dabei unterstützt der Mediator alle Beteiligten so, dass jeder/jede ausdrücken kann, was ihm/ihr wichtig ist. Falls dies jemandem sprachlich schwerer fällt, kann der Mediator die Darstellung durch Formulierungsvorschläge unterstützen ohne den Sachverhalt oder die Aussage zu verändern. Der Mediator bleibt auch hier neutral.
Die Voraussetzung für die Mediation ist, dass alle Beteiligten an diesem Prozess interessiert sind. Es besteht die Chance, dass dabei Lösungen gefunden werden, an die im Vorfeld niemand gedacht hat. Die getroffenen Vereinbarungen halten, weil sie gemeinsam erarbeitet wurden.
Eine genaue Beschreibung dieses Angebots finden Sie unter: www.bgld.lko.at (Konfliktprävention und – beratung) https://bgld.lko.at/l%C3%B6sen-sie-ihre-konflikte+2400+3346754 .
Kontakt:
DI Willi Peszt, Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision,
Diplom-Sozialpädagoge und zertifizierter Mediator
Abt. Pflanzenproduktion, Tel. 02682/702/606, E: willi.peszt@lk-bgld.at
Die Burgenländische Landwirtschaftskammer unterstützt als Teil der bundesweiten Initiative „Lebensqualität Bauernhof“ mit dem Beratungsprodukt „Krisenprävention und –beratung“ landwirtschaftliche Familienbetriebe in herausfordernden Situationen.
Bäuerliches Sorgentelefon
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Kompetente Gesprächspartner hören sich Ihre Probleme an und versuchen gemeinsam mit Ihnen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Hier können Sie über Ihre Situation reden, hier wird Ihnen zugehört – österreichweit, anonym und vertraulich (1,30 € pro Stunde).
Telefonnummer: 0810/676810, Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen).
Psychosoziales Beratungsangebot der Bgld. Landwirtschaftskammer
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Bei der Beratung werden Sie dabei unterstützt, die für Sie beste Lösung zu finden. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn sich nicht alle Familienangehörigen an diesem gemeinsamen Prozess beteiligen wollen. Oder Einzelpersonen wollen für sich selber erst festlegen, was ihnen wichtig ist und was in einer Lösung geregelt werden muss, damit sie damit gut leben können.
Bei einer Mediation versuchen alle Beteiligten mithilfe der fachlichen Begleitung durch einen allparteilichen (neutralen) Mediator eine Lösung zu finden, die für alle passt. Dabei unterstützt der Mediator alle Beteiligten so, dass jeder/jede ausdrücken kann, was ihm/ihr wichtig ist. Falls dies jemandem sprachlich schwerer fällt, kann der Mediator die Darstellung durch Formulierungsvorschläge unterstützen ohne den Sachverhalt oder die Aussage zu verändern. Der Mediator bleibt auch hier neutral.
Die Voraussetzung für die Mediation ist, dass alle Beteiligten an diesem Prozess interessiert sind. Es besteht die Chance, dass dabei Lösungen gefunden werden, an die im Vorfeld niemand gedacht hat. Die getroffenen Vereinbarungen halten, weil sie gemeinsam erarbeitet wurden.
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