01.02.2019 |
von Dipl.-Ing. Lisa Piller
Veranstaltung "Gscheitern - aus Fehlern lernen" machte Publikum Mut
Nach Umwegen zurück auf der Erfolgsspur war das Thema der Veranstaltung "Gscheitern - aus Fehlern lernen", die im Rahmen der Innovationsoffensive von Landwirtschaftskammer (LK) und Ländlichem Fortbildungsinstitut (LFI) im Heffterhof in Salzburg abgehalten wurde. Fünf Persönlichkeiten wagten sich auf die Bühne und erzählten ihr eigene Geschichte vom Scheitern und was sie daraus gelernt haben.
Trainingskoffer für den "Nicht-Erfolgsmuskel"
Felix Maria Arnet, heute erfolgreicher Business Coach, steckte nicht den Kopf in den Sand, als er mit seiner preisgekrönten Werbeagentur mit 40 Angestellten "brutal" gescheitert ist. Am Tiefpunkt seines Lebens angelangt, arbeitete er den Misserfolg in seinem Buch "Wie ein Koffer ohne Griff - Scheitern nicht vorgesehen" auf. Darin beschreibt er etwa, wie man seinen "Nicht-Erfolgsmuskel" trainieren kann und was sein "Trainingskoffer" noch so alles parat hat - etwa die Visualisierung verschiedener Faktoren in einer Scheiterlandkarte oder die Suche eines Co-Piloten. Denn jede unserer Niederlagen sei zu wertvoll, um zurückgelassen zu werden, so sein Credo.
Selbstvertrauen, Konzentration auf Kernkompetenzen und Visionen bringen Ideen
Johannes Gutmann, Chef des Bio-Kräuterunternehmens Sonnentor, musste sich oftmals die Phrase "das geht nicht und das wird nichts" anhören, als er vor mehr als 30 Jahren die Idee hatte, Bio-Kräuter zu vermarkten. Die Kritiker sind mittlerweile verstummt. Immerhin steigerte Gutmann die Vermarktung verschiedenster Bio-Kräuter von anfänglich 3 ha auf mittlerweile 1.000 ha. Rund 300 Bäuerinnen und Bauern arbeiten heute für das Unternehmen. Trotz des Erfolges besinnt er sich stets auf seine Kernkompetenzen Kräuter, Gewürze und Kaffee. Gutmann will mit seinen Produkten Geschichten erzählen und die Konsumenten mit seinem Sortiment begeistern. Selbstvertrauen, die Konzentration auf Kernkompetenzen sowie Visionen sind für Gutmann die Quellen für die Vielfalt der Ideen.
Man muss für eine Sache brennen
Die junge Niederösterreicherin Julia Ramsmaier verwirklichte ihren Traum von der Selbständigkeit als Studentin an der FH Wieselburg gemeinsam mit zwei Studienkollegen. Sie gründeten einen Bio-Müsli-Lieferservice und gewannen mit ihrer Idee unzählige Innovationspreise. Nach geraumer Zeit mussten sie sich eingestehen, dass das Geschäftsmodell nicht zu ihren Lebenszielen passte. "Man muss für eine Sache brennen, alles andere führt nicht zum Erfolg", ist das Fazit ihrer ersten Erfahrungen als Unternehmerin. Heute ist Ramsmaier Bloggerin, gestaltet Online-Kampagnen, reist viel und inspiriert mit ihrem Blick über den Tellerrand viele Menschen mit ihren persönlichen Lebensratschlägen, den sogenannten "Life-Hacks".
Richtungswechsel durch negative Erfahrungen
Monika Sommerbichler-Huber, Beraterin bei "Lebensqualität Bauernhof", behandelte das Scheitern auf zwischenmenschlicher Ebene. Familien, in denen die Kommunikation nur schwer gelingt, haben dennoch die Chance, aus diesen negativen Erfahrungen zu lernen und eine neue "Route" einzuschlagen, versprühte Sommerbichler-Huber Zuversicht. "Mit Mut, gegenseitigem Respekt und vor allem Humor kann ein harmonisches Miteinander gelingen. Viele Ereignisse verlangen nach neuen Wegen. Wichtig ist dabei nur, dass man ein Ziel vor Augen hat", so die Beraterin für Bäuerinnen und Bauern in besonderen Lebenslagen.
Das erste Scheitern ist das Schwierigste
Dass auch mehrmaliges Scheitern kein Grund zum Aufgeben ist, bewies Christian Dieckmann aus Berlin. Seine Liste von gescheiterten Start-Ups reicht von der Vermarktung afrikanischer Apfelbaumprodukte über Beef Jerky (getrocknetes, mariniertes oder gesalzenes, in dünne Streifen geschnittenes Rindfleisch) bis hin zum Verkauf eines Zuckerersatzerzeugnisses. "Das erste Scheitern ist das Schwierigste, danach wird es leichter" - diesen Ratschlag und viele weitere gibt er heute als Berater deutschen Start-Up-Unternehmen mit auf den Weg, denn aus seiner Sicht ist vor allem eines besonders wichtig: darüber reden, was man falsch gemacht hat. Die lange Durststrecke von einem "Abenteuer des Scheiterns" zum nächsten erwies sich für ihn als "die beste Diät seines Lebens".
Das Bildungsprojekt "LK & LFI Innovationsoffensive" wird aus Mitteln der EU, des Bundes sowie der Länder finanziert.
Das Bildungsprojekt "LK & LFI Innovationsoffensive" wird aus Mitteln der EU, des Bundes sowie der Länder finanziert.