Wenn Corona die Familie am Bauernhof spaltet
Für diese speziell ausgebildeten Beraterinnen und Berater organisierte die Landwirtschaftskammer Österreich im Zuge des Projektes „Lebensqualität Bauernhof“ am 24.1.2022 die Weiterbildung: „Menschen mit diversen Corona-Anschauungen und der Umgang in der Beratungssituation“ mit Frau Mag. Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen.
Dieser Artikel soll keinerlei inhaltliche Bewertung von unterschiedlichen Anschauungen zu Corona-Fragen abgeben. Der Psychosoziale Berater der Landwirtschaftskammer Burgenland DI Wilhelm Peszt ist u.a. auch zertifizierter Mediator. In der Tätigkeit als Mediator ist er gesetzlich dazu verpflichtet sich seiner eigenen Meinung zu enthalten, er unterstützt hingegen die Konfliktparteien auf dem Weg zu mehr Verständnis füreinander und bei der Suche nach einer für alle gangbaren Lösung.
Da in der Beratung immer wieder die Problematik auftaucht, wie schwierig das Zusammenleben und Zusammenarbeiten auf Bauernhöfen von Familienmitgliedern mit unterschiedlichen Einstellungen zur Corona-Thematik ist, will dieser Artikel Anregungen für eine mögliche Verbesserung von belasteten Beziehungen geben.
Dieser Artikel soll keinerlei inhaltliche Bewertung von unterschiedlichen Anschauungen zu Corona-Fragen abgeben. Der Psychosoziale Berater der Landwirtschaftskammer Burgenland DI Wilhelm Peszt ist u.a. auch zertifizierter Mediator. In der Tätigkeit als Mediator ist er gesetzlich dazu verpflichtet sich seiner eigenen Meinung zu enthalten, er unterstützt hingegen die Konfliktparteien auf dem Weg zu mehr Verständnis füreinander und bei der Suche nach einer für alle gangbaren Lösung.
Da in der Beratung immer wieder die Problematik auftaucht, wie schwierig das Zusammenleben und Zusammenarbeiten auf Bauernhöfen von Familienmitgliedern mit unterschiedlichen Einstellungen zur Corona-Thematik ist, will dieser Artikel Anregungen für eine mögliche Verbesserung von belasteten Beziehungen geben.
Interessiert zuhören, nachfragen, sich mit einer Bewertung zurückhalten
Ein Grundsatz könnte sein, dass alle Beteiligten das Gefühl bekommen, dass ihnen interessiert zugehört wird. Dies kann sehr entlastend sein, wenn jede und jeder die eigene Meinung einmal ausdrücken kann und sich so oft auch etwas Luft machen, sich etwas Druck von der Seele reden können.
Eine Möglichkeit wäre, dass Dinge einfach stehen gelassen werden können, ohne dass das Ziel verfolgt wird, die- oder den anderen zu überzeugen, dass die eigene Meinung die richtige ist.
Es kann auch hilfreich sein, sich zu überlegen, welche Themen zu welchem Zeitpunkt angesprochen werden. Nicht jedes Thema muss zu jedem Zeitpunkt angesprochen werden, unterschiedliche Auffassungen und Konflikte können auch eine Zeitlang ruhen. Gerade in Alltag von bäuerlichen Familien, der oft von viel Arbeit und z.T. auch von wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt ist, ist es wichtig, Erholungsorte bzw. –zeiten zu definieren. Falls z.B. der Sonntag Nachmittag bei Kaffeetrinken der Zeitpunkt ist, an dem in entspannter Atmosphäre ein Austausch möglich ist, könnte dieser versucht werden. Falls die Erfahrung zeigt, dass z.B. dieser Nachmittags-Kaffee mit zunehmender Dauer oft in Streitgespräche ausartet, sollte dieser vielleicht nicht gleich ersatzlos gestrichen werden, es könnte notfalls auch die Dauer begrenzt werden.
Vielleicht kann auch z.B. das Schlafzimmer zur Zone definiert werden, in der nicht über unterschiedliche Corona-Auffassungen diskutiert wird.
Eine Möglichkeit wäre, dass Dinge einfach stehen gelassen werden können, ohne dass das Ziel verfolgt wird, die- oder den anderen zu überzeugen, dass die eigene Meinung die richtige ist.
Es kann auch hilfreich sein, sich zu überlegen, welche Themen zu welchem Zeitpunkt angesprochen werden. Nicht jedes Thema muss zu jedem Zeitpunkt angesprochen werden, unterschiedliche Auffassungen und Konflikte können auch eine Zeitlang ruhen. Gerade in Alltag von bäuerlichen Familien, der oft von viel Arbeit und z.T. auch von wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt ist, ist es wichtig, Erholungsorte bzw. –zeiten zu definieren. Falls z.B. der Sonntag Nachmittag bei Kaffeetrinken der Zeitpunkt ist, an dem in entspannter Atmosphäre ein Austausch möglich ist, könnte dieser versucht werden. Falls die Erfahrung zeigt, dass z.B. dieser Nachmittags-Kaffee mit zunehmender Dauer oft in Streitgespräche ausartet, sollte dieser vielleicht nicht gleich ersatzlos gestrichen werden, es könnte notfalls auch die Dauer begrenzt werden.
Vielleicht kann auch z.B. das Schlafzimmer zur Zone definiert werden, in der nicht über unterschiedliche Corona-Auffassungen diskutiert wird.
Wieder-Abstimmung statt Versöhnung
Die Englische Sprache verwendet den Begriff „reconciliation“ (wörtlicher Übersetzungsversuch „Wieder-Abstimmung“) für das deutsche Wort „Versöhnung“. Während „Versöhnung“ sprachlich mit „Sühne“ zusammenhängt und damit den Schwerpunkt auf die Entscheidung, wer Recht hat, lenkt, betont Wieder-Abstimmung das Gemeinsame – damit das Verbindende, das verloren gegangen ist, wieder gefunden wird.
Dies kann durchaus von beiden Seiten erfolgen. Alle könnten versuchen, das Positive, das noch verbindet, in den Vordergrund zu stellen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass das Trennende die Überhand gewinnt.
Dies kann durchaus von beiden Seiten erfolgen. Alle könnten versuchen, das Positive, das noch verbindet, in den Vordergrund zu stellen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass das Trennende die Überhand gewinnt.
Die langfristige Perspektive im Auge behalten
Auch wenn die derzeitigen Meinungen völlig unterschiedlich sind und der Gedanke aufkommt, ob man z.B. die Partnerin oder den Partner oder andere Familienangehörige jemals wieder lieben wird können – das ist die derzeitige Situation vor den Hintergrund einer für alle belastenden Pandemie.
Andererseits gibt es vielleicht schon langjährige Beziehungen zur Partnerin / zum Partner und das Hineingeboren-Sein in eine Familie, die man sich nicht ausgesucht hat – und eine gewisse Bindung an die Herkunftsfamilie wird in irgendeiner Form immer bestehen bleiben.
Möglicherweise ändert sich die Brisanz des Corona Themas in der näheren Zukunft.
Andererseits gibt es vielleicht schon langjährige Beziehungen zur Partnerin / zum Partner und das Hineingeboren-Sein in eine Familie, die man sich nicht ausgesucht hat – und eine gewisse Bindung an die Herkunftsfamilie wird in irgendeiner Form immer bestehen bleiben.
Möglicherweise ändert sich die Brisanz des Corona Themas in der näheren Zukunft.
Verständnis füreinander aufbringen
- Manche Theorien reduzieren die Komplexität des Themas und der aktuellen gesellschaftlichen Situation.
- Es ist erstrebenswert zu wissen, wer die Guten und wer die Bösen sind.
- Zufall und Chaos sind nicht berechenbar und verursachen Ängste – wenn das was passiert, als geplant angesehen wird, gibt das ein gewisses Maß an Sicherheit zurück, wenn man eine Theorie hat, wie die dahinterliegenden Pläne sein könnten.
- Es kann ein angenehmes Gefühl sein zu glauben mehr zu wissen als die anderen und dieses Wissen für das Wohl der Allgemeinheit einsetzen zu wollen.
- Die Beschäftigung mit Gruselgeschichten beinhaltet immer auch eine gewisse Spannung.
Mindestanforderungen für Zusammentreffen besprechen
Wenn Personen sich in unterschiedlichem Ausmaß durch Corona als gefährdet erleben, kann es im Vorfeld von Familientreffen günstig sein, Abmachungen zu treffen:
Z.B. könnte die Person, die sich am stärksten gefährdet sieht, die anderen Familienmitglieder bitten, sich vor dem Treffen testen zu lassen und/oder auf Maßnahmen/Orte auszuweichen, die sie als weniger gefährlich sieht (z.B. Treffen mit Masken bzw. mit Abstand bzw. im Freien, sobald dies die Witterung zulässt).
Z.B. könnte schon im Vorfeld besprochen werden, ob bestimmte Themenbereiche überhaupt bei dem Treffen angesprochen werden.
Z.B. könnte die Person, die sich am stärksten gefährdet sieht, die anderen Familienmitglieder bitten, sich vor dem Treffen testen zu lassen und/oder auf Maßnahmen/Orte auszuweichen, die sie als weniger gefährlich sieht (z.B. Treffen mit Masken bzw. mit Abstand bzw. im Freien, sobald dies die Witterung zulässt).
Z.B. könnte schon im Vorfeld besprochen werden, ob bestimmte Themenbereiche überhaupt bei dem Treffen angesprochen werden.
Falls es doch krachen sollte – Eskalationen vermeiden
Möglicherweise können nicht alle Konflikte immer vermieden werden. Alle Beteiligten können sich aber in jeder Phase des Konfliktes überlegen, wie weit sie mit ihrem Verhalten zu einer Eskalation in der aktuellen Situation beitragen.
Falls das Gegenüber eine Aussage trifft, die man selber keinesfalls unkommentiert lassen möchte: Hilfreich sind oft Ich-Botschaften anstelle von Du-Botschaften. Eine mögliche Du-Botschaft „Du siehst das völlig falsch“ veranlasst die Gesprächspartnerin/ den Gesprächspartner vielleicht sich zu rechtfertigen. Vielleicht kann die Ich-Botschaft: „Ich habe gehört, dass du das so siehst. Ich sehe es auf folgende Weise…“ dazu beitragen, dass zwei unterschiedliche Meinungen nebeneinander stehen können.
Falls das Gegenüber eine Aussage trifft, die man selber keinesfalls unkommentiert lassen möchte: Hilfreich sind oft Ich-Botschaften anstelle von Du-Botschaften. Eine mögliche Du-Botschaft „Du siehst das völlig falsch“ veranlasst die Gesprächspartnerin/ den Gesprächspartner vielleicht sich zu rechtfertigen. Vielleicht kann die Ich-Botschaft: „Ich habe gehört, dass du das so siehst. Ich sehe es auf folgende Weise…“ dazu beitragen, dass zwei unterschiedliche Meinungen nebeneinander stehen können.
Beratungsangebote nutzen
Bäuerliches Sorgentelefon
In einer verzwickten Situation kann es helfen, mit jemandem zu sprechen, der in der bäuerlichen Lebenswelt zu Hause ist und Verständnis für Probleme hat, die in dieser Berufsgruppe und bei der abgebildeten Arbeits- und Wohnkonstellation auftreten -, der gleichzeitig aber auch über das nötige psychologische Fachwissen verfügt. Kompetente Gesprächspartner hören sich Ihre Probleme an und versuchen gemeinsam mit Ihnen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Hier können Sie über Ihre Situation reden, hier wird Ihnen zugehört – und das alles österreichweit, anonym, vertraulich und zum Ortstarif.
Telefonische Hilfe zum Ortstarif: 0810 / 676 810
Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen).
Psychosoziales Beratungsangebot der Bgld. Landwirtschaftskammer (z.B. Mediation)
Eine genaue Beschreibung dieses Angebots können Sie nachlesen unter:
www.bgld.lko.at (Konfliktprävention und –beratung) https://bgld.lko.at/l%C3%B6sen-sie-ihre-konflikte+2400+3346754
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen eine Unterstützung helfen könnte, so scheuen Sie Sich nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen!
In einer verzwickten Situation kann es helfen, mit jemandem zu sprechen, der in der bäuerlichen Lebenswelt zu Hause ist und Verständnis für Probleme hat, die in dieser Berufsgruppe und bei der abgebildeten Arbeits- und Wohnkonstellation auftreten -, der gleichzeitig aber auch über das nötige psychologische Fachwissen verfügt. Kompetente Gesprächspartner hören sich Ihre Probleme an und versuchen gemeinsam mit Ihnen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Hier können Sie über Ihre Situation reden, hier wird Ihnen zugehört – und das alles österreichweit, anonym, vertraulich und zum Ortstarif.
Telefonische Hilfe zum Ortstarif: 0810 / 676 810
Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen).
Psychosoziales Beratungsangebot der Bgld. Landwirtschaftskammer (z.B. Mediation)
Eine genaue Beschreibung dieses Angebots können Sie nachlesen unter:
www.bgld.lko.at (Konfliktprävention und –beratung) https://bgld.lko.at/l%C3%B6sen-sie-ihre-konflikte+2400+3346754
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen eine Unterstützung helfen könnte, so scheuen Sie Sich nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen!