Loslassen können und dürfen – Erfahrungen eines Hofübergebers
Die Übertragung von Verantwortung für den ganzen Betrieb oder für Teilbereiche zumeist an die jüngere Generation kann für viele Hofübergeber ein innerlich schwieriger Prozess sein, auch wenn sie oft äußerlich davon nichts zeigen.
Ein burgenländischer Hofübergeber, der in der Folge Herr X. genannt wird, hat diese Herausforderung vortrefflich geschafft und stand dem Autor dieses Fachartikels, DI Willi Peszt, als Interviewpartner zur Verfügung. Er möchte aber aufgrund seiner Bescheidenheit nicht anderen Menschen als Musterbeispiel vorgeführt werden und bittet daher darum, dass sein Name nicht genannt wird. Diesem Wunsch wird selbstverständlich entsprochen. Herr X. stimmt aber zu, dass der Autor in anonymisierter Form von seinen Erfahrungen und Überlegungen berichtet.
Dieser Artikel will keinesfalls in besserwisserischer Form Ratschläge geben, wie das Loslassen für übergebende Personen gelingen kann. Dies ist zu sehr von der individuellen Situation abhängig. Es kann aber vielleicht für Menschen, die sich gerade in diesem Prozess befinden, interessant sein, von anderen Personen zu lesen, die diese Herausforderung in einer für sie passenden Weise gelöst haben.
Dieser Artikel will keinesfalls in besserwisserischer Form Ratschläge geben, wie das Loslassen für übergebende Personen gelingen kann. Dies ist zu sehr von der individuellen Situation abhängig. Es kann aber vielleicht für Menschen, die sich gerade in diesem Prozess befinden, interessant sein, von anderen Personen zu lesen, die diese Herausforderung in einer für sie passenden Weise gelöst haben.
Rechtzeitig die Verantwortung übergeben
Willi Peszt: „X., du bist jetzt etwas über 60 Jahre alt, bist in Pension und hast die Verantwortung für den landwirtschaftlichen Betrieb völlig an deinen ältesten Sohn übergeben. Wie geht es Dir mit dieser Entscheidung?“
Herr X.: „Anfangs war es schon schwer. Mein Sohn hat eine andere Betriebsausrichtung, setzt andere Schwerpunkte. Aber inzwischen kann ich dem gegenüber gelassen sein. Es sind seine Entscheidungen. Er fragt mich zwar manchmal, ich sage ihm meine Meinung und er tut, was er für seine Situation für richtig hält.“
Willi Peszt: „Wie ist Dir das gelungen?“
Herr X. „Ich habe selber von meinem Vater den Betrieb sehr früh übernommen. Er war schon älter als die Väter meiner gleichaltrigen Freunde. Das hat die frühe Übergabe erleichtert. Aber nicht nur das Alter, auch die persönliche Einstellung zu sich selber und zum Betrieb ist entscheidend.
Ich habe den Betrieb jetzt lange genug geführt. Ich bin auch froh, dass ich Verantwortung abgeben kann, dass ich mich nicht mehr um so vieles kümmern muss. Ich habe meine Pension, das genügt mir.
Willi Peszt: „Das heißt, du verbindest Deine Identität nicht mit dem Betrieb, Du kannst auch ins Wirtshaus gehen, ohne dass Du eine bestimmte Anzahl an Hektar bewirtschaftest oder einen bestimmten Ertrag pro Hektar erzielst?
Herr X: „Ja, genau. Ich war leidenschaftlicher Bauer, habe mir sehr viele Gedanken über die Fruchtbarkeit meiner Äcker und das gesunde Wachstum meiner Kulturen gemacht, mich über gute Erträge gefreut. Und jetzt habe ich andere Dinge, an denen ich Freude habe, ich kann mich jetzt mehr mit meinen jüngeren Kindern beschäftigen, lesen, gute Gespräche führen.“
Willi Peszt: „Du hast auch noch einen jüngeren Sohn und eine jüngere Tochter. Wie hast Du das geregelt, dass da zwischen den Geschwistern keine Eifersucht aufkommt?
Herr X: „Mein jüngerer Sohn interessiert sich sehr für die Landwirtschaft, meine Tochter weniger. In Absprache mit allen haben wir daher meine Vermögenswerte aufgelistet und aufgeteilt. Meine beiden Söhne haben sich die Ackerflächen aufgeteilt, das Wirtschaftsgebäude übernehmen sie gemeinsam, meine Tochter erhält Barvermögen und das Wohnhaus. Eine Ackerfläche, die möglicherweise umgewidmet wird, behalte ich vorläufig zurück. Es ist aber schon jetzt festgelegt, was damit passieren wird: Wenn die Fläche umgewidmet und verkauft wird, wird der Erlös auf die drei Kinder aufgeteilt.
Willi Peszt: „Du überträgst schon sehr früh nicht nur die Nutzungsrechte, sondern auch das Eigentum. Hast Du keine Angst, dass etwas passieren könnte und du das bereust?“
Herr X: „Nein, ich bin abgesichert, ich habe alles, was ich brauche. Ich finde eine klare Regelung notwendig, damit alle ihre Zukunft planen können. Ich möchte alle drei Kinder dabei unterstützen, dass sie ihren eigenen Weg gehen können.“
Willi Peszt: „Lieber X., ich gratuliere Dir zu dieser inneren Ruhe und Zufriedenheit. Ich wünsche Dir und den Deinen alles Gute und viel Erfolg! Danke, dass Du uns einen Einblick in Deine Erfahrungen und Entscheidungen gewährt hast, die für Dich passen – ich hoffe, dass sie andere Menschen in einer ähnlichen Lebensphase inspirieren, die für sie passenden Lösungen ev. gemeinsam mit ihren Angehörigen zu suchen.
Herr X.: „Anfangs war es schon schwer. Mein Sohn hat eine andere Betriebsausrichtung, setzt andere Schwerpunkte. Aber inzwischen kann ich dem gegenüber gelassen sein. Es sind seine Entscheidungen. Er fragt mich zwar manchmal, ich sage ihm meine Meinung und er tut, was er für seine Situation für richtig hält.“
Willi Peszt: „Wie ist Dir das gelungen?“
Herr X. „Ich habe selber von meinem Vater den Betrieb sehr früh übernommen. Er war schon älter als die Väter meiner gleichaltrigen Freunde. Das hat die frühe Übergabe erleichtert. Aber nicht nur das Alter, auch die persönliche Einstellung zu sich selber und zum Betrieb ist entscheidend.
Ich habe den Betrieb jetzt lange genug geführt. Ich bin auch froh, dass ich Verantwortung abgeben kann, dass ich mich nicht mehr um so vieles kümmern muss. Ich habe meine Pension, das genügt mir.
Willi Peszt: „Das heißt, du verbindest Deine Identität nicht mit dem Betrieb, Du kannst auch ins Wirtshaus gehen, ohne dass Du eine bestimmte Anzahl an Hektar bewirtschaftest oder einen bestimmten Ertrag pro Hektar erzielst?
Herr X: „Ja, genau. Ich war leidenschaftlicher Bauer, habe mir sehr viele Gedanken über die Fruchtbarkeit meiner Äcker und das gesunde Wachstum meiner Kulturen gemacht, mich über gute Erträge gefreut. Und jetzt habe ich andere Dinge, an denen ich Freude habe, ich kann mich jetzt mehr mit meinen jüngeren Kindern beschäftigen, lesen, gute Gespräche führen.“
Willi Peszt: „Du hast auch noch einen jüngeren Sohn und eine jüngere Tochter. Wie hast Du das geregelt, dass da zwischen den Geschwistern keine Eifersucht aufkommt?
Herr X: „Mein jüngerer Sohn interessiert sich sehr für die Landwirtschaft, meine Tochter weniger. In Absprache mit allen haben wir daher meine Vermögenswerte aufgelistet und aufgeteilt. Meine beiden Söhne haben sich die Ackerflächen aufgeteilt, das Wirtschaftsgebäude übernehmen sie gemeinsam, meine Tochter erhält Barvermögen und das Wohnhaus. Eine Ackerfläche, die möglicherweise umgewidmet wird, behalte ich vorläufig zurück. Es ist aber schon jetzt festgelegt, was damit passieren wird: Wenn die Fläche umgewidmet und verkauft wird, wird der Erlös auf die drei Kinder aufgeteilt.
Willi Peszt: „Du überträgst schon sehr früh nicht nur die Nutzungsrechte, sondern auch das Eigentum. Hast Du keine Angst, dass etwas passieren könnte und du das bereust?“
Herr X: „Nein, ich bin abgesichert, ich habe alles, was ich brauche. Ich finde eine klare Regelung notwendig, damit alle ihre Zukunft planen können. Ich möchte alle drei Kinder dabei unterstützen, dass sie ihren eigenen Weg gehen können.“
Willi Peszt: „Lieber X., ich gratuliere Dir zu dieser inneren Ruhe und Zufriedenheit. Ich wünsche Dir und den Deinen alles Gute und viel Erfolg! Danke, dass Du uns einen Einblick in Deine Erfahrungen und Entscheidungen gewährt hast, die für Dich passen – ich hoffe, dass sie andere Menschen in einer ähnlichen Lebensphase inspirieren, die für sie passenden Lösungen ev. gemeinsam mit ihren Angehörigen zu suchen.
Beratungsangebote nutzen
Bäuerliches Sorgentelefon
In einer verzwickten Situation kann es helfen, mit jemandem zu sprechen, der in der bäuerlichen Lebenswelt zu Hause ist und Verständnis für Probleme hat, die in dieser Berufsgruppe und bei der abgebildeten Arbeits- und Wohnkonstellation auftreten -, der gleichzeitig aber auch über das nötige psychologische Fachwissen verfügt.
Kompetente Gesprächspartner hören sich Ihre Probleme an und versuchen gemeinsam mit Ihnen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Hier können Sie über Ihre Situation reden, hier wird Ihnen zugehört – und das alles österreichweit, anonym, vertraulich und zum Ortstarif. Telefonische Hilfe zum Ortstarif: 0810 / 676 810 Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen).
Psychosoziales Beratungsangebot der Bgld. Landwirtschaftskammer (z.B. Beratung oder Mediation)
Die Burgenländische Landwirtschaftskammer bietet Ihnen entweder Unterstützung in Form einer Einzel-, Paar- oder Familienberatung oder einer Mediation an.
Bei der Beratung werden die jeweils Ratsuchenden dabei unterstützt werden, die für sie beste Lösung zu finden. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn sich nicht alle Familienangehörigen an diesem gemeinsamen Prozess beteiligen wollen oder Einzelpersonen für sich selber erst festlegen wollen, was Ihnen wichtig ist und was in einer Lösung geregelt werden muss, damit sie damit gut leben können.
Bei einer Mediation versuchen alle Beteiligten mithilfe der fachlichen Begleitung durch einen allparteilichen (neutralen) Mediator eine Lösung zu finden, die für alle passt. Dabei unterstützt der Mediator alle Seiten gleichermaßen, auch diejenigen, die nicht in der Landwirtschaft bleiben (z.B. weichende Erben). Die Voraussetzung dafür ist, dass alle an der Mitarbeit an diesem Prozess interessiert sind. Es besteht die Chance, dass dabei Lösungen gefunden werden, an die im Vorfeld niemand gedacht hat, die dann aber halten, weil sie gemeinsam erarbeitet wurden.
Eine genaue Beschreibung dieses Angebots können Sie nachlesen unter: www.bgld.lko.at (Konfliktprävention und –beratung) https://bgld.lko.at/l%C3%B6sen-sie-ihre-konflikte+2400+3346754
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen eine Unterstützung helfen könnte, so scheuen Sie Sich nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen!
DI Willi Peszt, Abt. Pflanzenbau
Dipl. Soz. Päd., zert. Mediator
Tel. 02682/702/606
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Kompetente Gesprächspartner hören sich Ihre Probleme an und versuchen gemeinsam mit Ihnen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Hier können Sie über Ihre Situation reden, hier wird Ihnen zugehört – und das alles österreichweit, anonym, vertraulich und zum Ortstarif. Telefonische Hilfe zum Ortstarif: 0810 / 676 810 Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen).
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Bei der Beratung werden die jeweils Ratsuchenden dabei unterstützt werden, die für sie beste Lösung zu finden. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn sich nicht alle Familienangehörigen an diesem gemeinsamen Prozess beteiligen wollen oder Einzelpersonen für sich selber erst festlegen wollen, was Ihnen wichtig ist und was in einer Lösung geregelt werden muss, damit sie damit gut leben können.
Bei einer Mediation versuchen alle Beteiligten mithilfe der fachlichen Begleitung durch einen allparteilichen (neutralen) Mediator eine Lösung zu finden, die für alle passt. Dabei unterstützt der Mediator alle Seiten gleichermaßen, auch diejenigen, die nicht in der Landwirtschaft bleiben (z.B. weichende Erben). Die Voraussetzung dafür ist, dass alle an der Mitarbeit an diesem Prozess interessiert sind. Es besteht die Chance, dass dabei Lösungen gefunden werden, an die im Vorfeld niemand gedacht hat, die dann aber halten, weil sie gemeinsam erarbeitet wurden.
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