Die perfekte Bioraffinerie - Weizenstärkeproduktion in Pischelsdorf
Der Standort in Pischelsdorf bei Tulln erfährt mit der Erweiterung der bereits bestehenden Weizenstärkeproduktionsanlage nun eine neuerliche Aufwertung. Was als Produktionsstätte für Eiweißfuttermittel und Bioethanol begonnen hat, ist nun ein Musterbeispiel für eine Bioraffinerie im Rahmen der Bioökonomie! Es werden sieben verschiedene Produkte hergestellt und der eingesetzte Rohstoff wird vollständig verwertet.
Einsatz von Stärke wächst
Die stetig steigende Nachfrage nach hochreiner Stärke - sowohl im technischen Bereich wie der Papier- und Kartonherstellung wie auch in den traditionellen Absatzmärkten der Lebensmittel- und Backwarenerzeugung - hat eine Verdoppelung der Stärkeproduktionskapazität ausgelöst. Künftig werden aus circa 650.000 t Getreide rund 260.000 t Weizenstärke, 50.000 t Weizengluten, 100.000 t Weizenkleberfutter und 35.000 t Weizenkleie erzeugt. Aus kaskadisch genutzten Reststoffen der Stärkeproduktion sowie Weizen und Mais können in der angeschlossenen Bioethanolanlage zusätzlich in etwa 190.000 t Bioethanol, 200.000 t gentechnikfreies Eiweißfuttermittel und 100.000 t biogenes flüssiges Kohlendioxid hergestellt werden. Die Verarbeitungskapazität am Standort wird somit auf insgesamt bis zu 1,2 Mio. t erhöht.
Positive Effekte
Die erhöhte Verarbeitungsmenge bewirkt gleich mehrere positive Effekte: Die Arbeitsplätze steigen um 47 auf nun 250 an und in den vor- und nachgelagerten Bereichen können weitere 750 Arbeitsplätze gesichert werden. Durch Einsatz der Stärke in der Kartonerzeugung kann der Altpapieranteil auf bis zu 80% erhöht werden. Die Beimischung von Bioethanol zu Benzinkraftstoffen (E5) senkt die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor beträchtlich - eine Verdoppelung wäre mit der bereits produzierten Menge problemlos möglich und würde die Emissionsreduktion um zusätzlich 130.000 t CO2eq erhöhen. Die heimisch erzeugten, gentechnikfreien Eiweißfuttermittel ersetzen 200.000 t Sojaimporte - verringern damit virtuelle Flächenimporte um 60.000 ha jährlich.
Region profitiert
Die kontinuierliche Steigerung der industriellen Getreideverarbeitung bewirkt auch einen monetären Effekt. Die Grafik der AMA zeigt deutlich, dass die durchschnittlichen Werte je Tonne exportierten Getreides in den letzten Jahren stark gestiegen, im Gegenzug die durchschnittlichen Werte je Tonne importierten Getreides nur leicht gestiegen sind - die Linien gehen auseinander. Ein Teil dieses Effektes geht auf die regionale industrielle Veredelung von Getreide zu höherwertigen Produkten zurück, dies bestätigt auch die WIFO-Studie "Landwirtschaftliche Biomasse und Bioenergie in Österreich - eine Analyse ihrer volkswirtschaftlichen und umweltpolitischen Bedeutung". Während lukrative Qualitätsgetreideexporte beispielsweise nach Italien in voller Höhe aufrechterhalten wurden, stieg im Gegenzug der Import von Getreide mit geringerem Wert aus der mitteleuropäischen Überschussregion.
Über nunmehr bereits mehr als zehn Jahre konnte die Anlage im Zusammenspiel zwischen Marktentwicklungen, Politik, Eigentümern und in Partnerschaft mit den Rohstofflieferanten stetig erweitert und weiterentwickelt werden. So erwuchs aus einer visionären Idee ein heimischer Bioökonomie-Vorzeigebetrieb für Europa und die Welt.