Bio-Landwirtin und Kräuterpädagogin Silvia Fruhmann schenkte uns am 25. September 2025 einen halben Tag lang Einblicke in ihren Betrieb in Karl im Mittelburgenland.
Auf 15 ha betreibt die Familie mit Herz und Leidenschaft für regionale Vielfalt Waldwirtschaft und Ackerbau mit der Spezialisierung auf vielfältigen Gemüseanbau.
Silvia Fruhmann war nominiert als Farming for Nature Botschafterin 2024. Sie ist überzeugt: „Nur ein gesunder Boden produziert gesunde Lebensmittel. Dafür braucht es Biodiversität.“ Diese fördert sie mit einem gewissen Mut zur Unordentlichkeit.
„Abgeholt“ werden wir in der Einfahrt zum Hof, wo nicht nur menschliche Gäste willkommen sind.
Heimische Sträucher und Bäume spenden im Sommer Schatten. Darüber hinaus dienen sie als Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Ihre Samen und Früchte bieten uns sowie Vögeln und anderen Tieren ein buntes Buffet.
Die ausgebildete Elementarpädagogin machte ihre Berufung zum Beruf und stieg 2020 mit Kartoffeln und roten Rübe in den Biologischen Gemüsebau und die Direktvermarktung ein. Sie absolvierte zahlreiche Aus- und Weiterbildungen, wie die Bio Austria-Lehrgänge Bodenpraktiker für Gemüsebau und Ackerbau, den Bio-Austria Zertifikats-Lehrgang Marktgärtnerei sowie den LFI-Zertifikatslehrgang Schule am Bauernhof. Nun gibt Silvia Fruhmann ihr Wissen und ihre Begeisterung für Lebensmittelproduktion im Einklang mit der Natur weiter.
Als aktive Jägerin setzt sie sich im Verein Karler Jäger für ein Miteinander mit den Landwirt:innen ein, um das gegenseitige Verständnis füreinander zu verbessern. Sie organisiert zum Beispiel Kitzrettungen mit der Drohne vor der Heumahd.
Die ganze Familie bringt sich mit Verständnis und persönlichem Einsatz zur Förderung der Artenvielfalt ein. Silvias Sohn hat eine eigene Vorrichtung für den Traktor konzipiert, die flugfähige Insekten aufscheucht, um sie vor dem Häcksler zu bewahren.Ehemann Paul ist begeisterter Nistkasten-Bauer und verwandelt jedes übriggebliebene Brett in ein neues Zuhause für Fledermäuse oder Vögel.
Nachhaltigkeit wird hier am Betrieb großgeschrieben. Als Baumaterial kommt heimisches Holz zum Einsatz. Unter dem Innenhof wurden Zisternen für die Regenwassersammlung installiert. Dieses Regenwasser wird für die Jungpflanzenbewässerung und für die Herstellung der Pflanzenstärkungstees verwendet.
Das Gemüse wird in Dammkultur angebaut. Auf je 2 Dämmen steht 1 Kultur. Topinambur bilden eine Art Hecke, die als Windschutz dient. Frisches Schnittgut von Kleegraswiesen wird als üppige Mulchschicht unter Kraut gegen Sommerhitze und Bodenaustrocknung aufgebracht.
Die kultivierten Kräuter sind nicht nur schön anzusehen. Sie werden frisch verwendet, zu Säften verarbeitet und kommen als Trockenkräuter für Aufgussgetränke (Tee) und Räuchermischungen zum Einsatz.
Zur Förderung der Artenvielfalt werden weitere gezielte Maßnahmen gesetzt, die Lebensraum für unterschiedlichste Tiere schaffen. Wir sehen eine Käferburg aus Totholz und besprechen die Herausforderungen bei der Anlage und Pflege einer Mehrnutzenhecke. Wir unterhalten uns über den vor allem Amphibien wie Schlangen und Eidechsen wertvollen Lesestein-Haufen am „Roa“, wie Silvia den schmalen, grasbewachsenen Feldrain liebevoll nennt. Besonders anschaulich beschreibt Silvia anhand dieser wertvollen Strukturen wie sich die Pflegemaßnahmen in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Früher mähte „der Bauer“ zwischendurch nach und nach seine Raine mit der Sense. Oft nur einmal pro Jahr oder gar nur jedes zweite Jahr. Heute werden mit dem Häcksler mehrmals jährlich sämtliche Wegränder und Feldraine kleingehäckselt – mit allen Lebewesen, die sich gerade dort aufhalten.
Diese Exkursion machte Biodiversität erlebbar und wurde mit „3 Stunden Biodiversität“ für ÖPUL 2023 angerechnet. Sie hat gezeigt, dass kleine Veränderungen in der Umsetzung von Landbewirtschaftung große Veränderungen in der Gestaltung von Lebensräumen bringen. Dies beginnt mit dem Hinschauen und der Wahrnehmung und mit Menschen die einen darauf aufmerksam machen.
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DI Claudia Winkovitsch Esterházystraße 15 7000 Eisenstadt claudia.winkovitsch@lk-bgld.at T 02682/702-604 F 02682/702-690