Berlakovich: Mercosur zerstört bäuerliche Familienbetriebe
Die EU-Kommission hat kürzlich grünes Licht für ein über Jahrzehnte verhandeltes Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten gegeben. Damit es in Kraft treten kann, müssen noch die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen. Die Landwirtschaftskammer Burgenland verurteilt die Entscheidung der EU-Kommission, das Mercosur-Abkommen voranzutreiben, aufs Schärfste. „Das ist nichts anderes als ein Verrat an der europäischen und österreichischen Landwirtschaft. Mit diesem Abkommen verkauft die EU unsere bäuerlichen Familienbetriebe an Billigimporte aus Südamerika“, sagt LK-Präsident Nikolaus Berlakovich, der auch 1. Vizepräsident des EU-Bauernverbandes Copa ist.
Bauern werden geopfert – Versorgungssicherheit in Gefahr
Viele europäische Landwirte befürchten durch das Abkommen eine Flut von Importen aus Südamerika, insbesondere von Rind- und Geflügelfleisch, Zucker und Ethanol. Die Mercosur-Staaten verfügen über riesige landwirtschaftliche Flächen und geringere Produktionskosten, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen könnte. „Unsere Kritik an Mercosur ist, dass es kein faires Abkommen ist. In Südamerika sind Pflanzenschutzmittel erlaubt, die bei uns schon längst verboten sind. Hormone und Antibiotika dürfen dort auch zur Tiermast verwendet werden, was bei uns ebenfalls nicht erlaubt ist. Wir haben höhere Produktionsstandards und können daher nicht so billig produzieren. Unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten unter strengsten Regeln, die weltweit ihresgleichen suchen – und die EU setzt sie mit unfairer Billigkonkurrenz aus Ländern unter Druck, wo Umweltzerstörung, Einsatz verbotener Pflanzenschutzmittel und fehlendes Tierwohl an der Tagesordnung sind. Damit werden bäuerliche Existenzen geopfert und unsere Versorgungssicherheit aufs Spiel gesetzt“, betont Berlakovich.
Ausgleichsfonds ist Hohn
Das EU-Mercosur-Handelsabkommen sieht einen Ausgleichsfonds für die Landwirtschaft vor. Dieser Fonds soll Landwirte unterstützen, die durch die Lockerung der Handelsbedingungen und den verstärkten Import von Agrarprodukten aus Südamerika unter Preisdruck geraten. Berlakovich bezeichnet das als „Hohn“. „Nach ersten Informationen klingt dieser Fonds wie eine Alibiaktion. Dadurch kann man die Zerstörung der bäuerlichen Strukturen nicht aufhalten.“
Herkunftskennzeichnung: Ein Muss gegen Täuschung
Berlakovich fordert endlich eine verpflichtende, lückenlose Herkunftskennzeichnung für alle Lebensmittel. „Die Konsumentinnen und Konsumenten sind die wichtigsten Partner der heimischen Bauern. Wir garantieren hochwertige und sichere Lebensmittel. Nur, wenn klar erkennbar ist, woher ein Produkt kommt, können sich die Konsumenten bewusst für österreichische Qualität entscheiden – und gegen Billigware aus Ländern, die unsere Standards mit Füßen treten“, so Berlakovich.
Österreich darf nicht einknicken
Berlakovich fordert die Bundesregierung mit Nachdruck auf, an der klaren Ablehnung festzuhalten: „Es gibt auch diesbezüglich einen Parlamentsbeschluss, der sich gegen das Mercosur-Abkommen ausspricht, dabei muss es auch bleiben. Alles andere wäre ein Verrat an der Landwirtschaft, an der Umwelt und an den Konsumentinnen und Konsumenten.“