Klimawandel, Bürokratie und schlechtere Preise lassen Obstbauern um Zukunft bangen.
Der Apfel ist das Lieblingsobst der Österreicher. Knapp 18 Kilo werden davon im Jahr pro Kopf verspeist. Äpfel sind gut lagerfähig und damit das ganze Jahr über verfügbar. Der „Tag des Apfels“ wird in Österreich traditionell immer am zweiten Freitag im November gefeiert. An diesem Tag wird jährlich bundesweit auf das beliebte Frischobst aufmerksam gemacht. Aufmerksam macht auch die derzeitige Situation der heimischen Obstbaubetriebe. Auch wenn die burgenländischen Betriebe heuer größtenteils von Unwetterereignissen verschont geblieben sind, so bleibt die Lage der Obstbaubetriebe weiterhin angespannt. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, Nikolaus Berlakovich, LH-Stv.in Anja Haider-Wallner und der Präsident des Bgld. Obstbauverbandes, Johann Plemenschits, nützen den „Tag des Apfels“, um auf die Herausforderungen der heimischen Obstbauern aufmerksam zu machen.
Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja-Haider Wallner ruft die Konsumentinnen und Konsumenten auf, heimisches Obst und Lebensmittel zu kaufen:
„Der Tag des Apfels erinnert uns daran, wie wertvoll regionale Produkte für uns alle sind. Unsere burgenländischen Äpfel stehen für höchste Qualität, kurze Transportwege und damit für echte Frische, die man schmeckt. Wer regional kauft, stärkt nicht nur unsere heimische Landwirtschaft, sondern sorgt auch für eine faire Entlohnung unserer Obstbäuerinnen und Obstbauern. So bleibt Wertschöpfung im Land – und wir alle profitieren von gesunden, nachhaltig erzeugten Lebensmitteln.“
Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja-Haider Wallner ruft die Konsumentinnen und Konsumenten auf, heimisches Obst und Lebensmittel zu kaufen:
„In den vergangenen zehn Jahren konnten aufgrund des Klimawandels lediglich drei Normalernten eingebracht werden. Hinzu kommen stark gestiegene Betriebskosten, höhere Lohnkosten, neue eingeschleppte Schädlinge sowie eingeschränkte Möglichkeiten zum Schutz der Pflanzen. Im Gegensatz dazu bleiben aber die Marktpreise niedrig. Wir brauchen ehrliche Preise, damit alle entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette fair entlohnt werden können und weiterhin regional und umweltschonend produziert werden kann.“ „Die Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung haben unsere Befürchtungen untermauert. Die österreichische Gesamtobstfläche ist in nur 6 Jahren – zwischen 2017 und 2023 – um 14 Prozent gesunken, während 19 Prozent der Betriebe verloren gingen. Besonders stark betroffen sind die Steiermark und Burgenland. Neben Äpfeln gab es Rückgänge auch bei Marillen, Kirschen, Nektarinen, Zwetschken und Erdbeeren zu verzeichnen“, so Berlakovich. Im Burgenland gibt es rund 172 Obstbaubetriebe, davon 111 Obstbauern, die Äpfel intensiv produzieren. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in Kukmirn, in Klostermarienberg, im Gebiet Wiesen-Forchtenstein-Pöttsching sowie im Bezirk Neusiedl am See. Intensiv werden ca. 270 ha Tafeläpfel, extensiv rund 1.000 ha Streuobstwiesen mit Apfelbäumen bewirtschaftet.
Präsident des Bgld. Obstbauverbandes, Johann Plemenschits, schlägt Alarm und fordert die Senkung der Lohnnebenkosten für kurzfristig Angestellte und Änderungen bei Regelungen im Pflanzenschutz:
„Auf der Kostenseite sind besonders belastend die Lohnkosten, die einen erheblichen Teil der Produktionskosten ausmachen. Seit 2016 erhöhten sich die Lohnkosten um über ein Drittel. Alleine bei den Sozialkosten müsste ich in meinem Betrieb sechs bis zehn Cent pro Kilogramm Apfel dazurechnen. Eine solche Anpassung bei den Verkaufspreisen ist kaum vorstellbar und die Produzenten dürfen sich oft schon glücklich schätzen, wenn überhaupt eine Preiserhöhung durchgesetzt werden kann. Dazu kommt, dass wir heuer wieder um bis zu 12 Cent weniger für unsere Äpfel bekommen. Wieder kein wirtschaftliches Jahr zum Durchatmen für uns“, berichtet Plemenschits.
Der Obstbau steht vor enormen Herausforderungen durch verschärfte Anforderungen für Pflanzenschutzmittel. Zusätzlich bedrohen eingeschleppte Schaderreger wie Feuerbrand, Kirschessigfliege und Wanzen die heimische Obstproduktion. „Das Fehlen wirksamer Mittel zur Bekämpfung der Schädlinge und Krankheiten hat in den letzten sechs Jahren zu erheblichen Ernteverlusten geführt. In den vergangenen zehn Jahren wurden auf EU-Ebene 123 Wirkstoffe nicht mehr genehmigt, was einen stark auf Pflanzenschutz angewiesenen Sektor wie den Obstbau massiv unter Druck setzt und die wirtschaftliche Produktion gefährdet. Die Zahl der verfügbaren Wirkstoffe in der EU seit den 1990er-Jahren ist somit auf ein Drittel gesunken. Es ist schwer mitanzusehen, wie Obst aus dem Ausland importiert wird, welches mit der Anwendung derselben Pflanzenschutzmittel produziert wurde, die bei uns verboten sind“, gibt Plemenschits zu denken. Um die Situation der Apfelbäuerinnen und -bauern zu verbessern, sollten Pflanzenschutzmittel, die in angrenzenden EU-Ländern zugelassen sind, jedenfalls auch in Österreich verwendet werden dürfen, so die Forderung. „Hier sind dringende Verbesserungen nötig, um mehr Wettbewerbsfairness innerhalb der EU zu schaffen und die Obstproduktion in Österreich und Europa zu sichern“, so Berlakovich und Plemenschits.
Forderung nach klarer Herkunftskennzeichnung
Zum Tag des Apfels am 14. November 2025 veranstaltet der Burgenländische Obstbauverband gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Fachschule Eisenstadt eine Apfelverteilaktion. „Die hohen Sozial-, Lohn- und Produktionsstandards in Österreich mindern unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit bei Lebensmitteln – bei verarbeiteten Produkten noch stärker als bei Frischware. Da die Verarbeitung in Österreich vor allem für kleinere Betriebe - unter 15 ha - eine zentrale Rolle spielt und einen entscheidenden Beitrag zum Einkommen leistet, muss die bestehende Herkunftskennzeichnung, die bisher nur für frisches Obst gilt, unbedingt auf verarbeitete Obstprodukte ausgeweitet werden. Wir fordern daher eine klare Herkunftskennzeichnung für heimische Ware, vom Urprodukt bis hin zu den veredelten Produkten. Nur so können sich die Konsumentinnen und Konsumenten gezielt für höchste heimische Obstqualität, produziert unter Einhaltung der höchsten Standards, entscheiden“, so Haider-Wallner, Plemenschits und Berlakovich abschließend.