Lesereise und Start der Weinlese im Burgenland
Landwirtschaftskammerpräsident Nikolaus Berlakovich machte sich gemeinsam mit dem Österreichischen Weinbaupräsidenten Johannes Schmuckenschlager, dem Burgenländischen Weinbaupräsidenten Andreas Liegenfeld sowie Vertretern des österreichischen und burgenländischen Weinbauverbandes und der Landwirtschaftskammern, der Wein Burgenland, des Bundesamtes für Weinbau und des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ein Bild über die aktuelle Lage in den Burgenländischen Weinbaubetrieben und den Erntebeginn.
Nach dem Bezirk Neusiedl am See im Vorjahr, wurde heuer der Fokus auf den Bezirk Eisenstadt und Umgebung gelegt.
Nach dem Bezirk Neusiedl am See im Vorjahr, wurde heuer der Fokus auf den Bezirk Eisenstadt und Umgebung gelegt.
Weingut Kirchknopf in Kleinhöflein - der drei Generationen-Betrieb
Als Erstes stand das Weingut Kirchknopf in Kleinhöflein am Programm, wo Michael Kirchknopf, der unter anderem 2017 als „Newcomer des Jahres“ ausgezeichnet wurde, im Beisein seiner Eltern Karin und Paul, sowie des rüstigen über 90-jährigen Großvaters und Betriebsgründers NR a.D. Josef Kirchknopf erklärte, wie er seine Betriebsphilosophie der naturnahmen Bewirtschaftung umsetzt und warum es ihm so wichtig ist, dass das unverkennbare Terroir des Leithagebirges seinen Weinen den nötigen Wiedererkennungswert verleiht. Der bereits jahrelange Insektizid- und Herbizidverzicht in allen Weingärten ist nur einer von vielen Faktoren, die das Weingut dazu berechtigen, seine Weine mit dem „Nachhaltig Austria“-Logo zu vermarkten. Bei der abschließenden kommentierten Verkostung, präsentierte sich die Vielschichtigkeit der Weine und unterstrich nochmals wie viel Potential das Weingut Kirchknopf hat.
Weingut Karner in Donnerskirchen - effizientes Arbeiten mit zahlreichen Erfindungen
Als nächstes wurde das ebenfalls „Nachhaltig-Austria“-zertifizierte Weingut Karner in Donnerskirchen besucht. Dabei konnte Julius Karner nicht nur mit zahlreichen Erfindungen, die bereits sein Vater entwickelt hat und die die Arbeit, in den für das Burgenland einzigartigen Weingärten, wesentlich erleichtern, beeindrucken. Die Familie Karner bewirtschaftet zu viert, nahezu ohne Fremdarbeitskräfte 17 Hektar Weingärten. Möglich ist das unter anderem dadurch, dass die Rebstöcke mit einer speziellen Erziehungsform kultiviert werden, die ein sehr effizientes Arbeiten ermöglichen. Der Kordon befindet sich dabei nicht, wie in den meisten burgenländischen Weingärten in 1 Meter Höhe, sondern 1,40 Meter Höhe. Auch die am Betrieb umgesetzte Vermarktungsform von 95 Prozent Ab-Hof-Verkauf direkt an den Endkunden, welche wohl auch durch entsprechend niedrige Preise begünstigt wird, ist in der heutigen Zeit eher selten. Obwohl der Betrieb seit Weihnachten 2019 bereits wieder ausverkauft ist, kam die Gruppe rund um Landwirtschaftskammerpräsident Nikolaus Berlakovich noch in den Genuss einiger Weine, die von Julius Karner und seiner Frau Iris gemeinsam mit dem agilen Seniorchef präsentiert wurden.
Weingut Prieler in Schützen am Gebirge - der Wein "mit eigenem Willen"
Abschließend wurde das biologisch wirtschaftende Weingut Prieler in Schützen besichtigt. Der ehemalige Obmann der Leithaberg DAC-Winzer, Georg Prieler führte durch seinen Betrieb und erläuterte unter anderem seine Erfahrungen mit der Vinifikation von Weinen in Amphoren und warum er seinen Weinen gerne ihren „eigenen Willen lässt“ und ihnen dabei lediglich zur Seite steht – frei nach dem Motto „Weniger ist Mehr“. Sein oberstes Ziel ist es, in seinen Weinen den Charakter des Weingartens, in dem sie gewachsen sind, freizulegen. Dass er damit erfolgreich ist, zeigt beispielsweise, die erst diese Woche erhaltene Auszeichnung als Salon-Auserwählter für den „Blaufränkisch Leithaberg DAC 2017“. Georg Prieler bereitete zusammen mit dem neuen Leithaberg DAC-Obmann Leo Sommer eine Verkostung mit Leithaberg DAC-Weinen verschiedener Betriebe vor, die die zahlreichen Facetten und die Vielschichtigkeit dieser Weine repräsentierte. Mit Weinen aus dem betriebseigenen Archiv bis ins Jahr 1995 zurück, belegte Georg Prieler schließlich die Langlebigkeit der Weine vom Leithaberg und verhalf der Lesereise zu einem würdigen Abschluss.
Allen Betrieben herzlichen Dank für ihre Zeit und weiterhin viel Erfolg!
Allen Betrieben herzlichen Dank für ihre Zeit und weiterhin viel Erfolg!
Weinlese:
Vereinzelt wurde bereits für Traubensaft oder aus Gründen der Qualitätssicherung gelesen. Beispielsweise liefern sehr junge Rebstöcke meist früher reifes Traubenmaterial aufgrund des niedrigeren Behanges. Der stabile Hochdruckeinfluss mit spätsommerlichen Temperaturen am Tag und kühlen Nächten begünstigt die Reife der Trauben und vor allem die Aromaausbildung in den Beeren. Großteils ist im Burgenland mit einem Start der Lese ab dem 15. September zu rechnen, was etwas später wie im Vorjahr ist und den österreichweiten Trend widerspiegelt. Je nach Lage des Weingartens und des Weintyps, der aus den Trauben gekeltert werden soll, kann der Lesestart variieren. Die anherrschenden trockenen Witterungsbedingungen führen zu optimalen Bedingungen für ein gut ausgereiftes, hochwertiges Traubenmaterial. Lediglich das Auftreten der Kirschessigfliege, das durch die feuchte und nicht zu warme Witterung in den zurückliegenden Wochen begünstigt wurde, muss weiterhin beobachtet werden, da diese, bei für sie idealen Bedingungen (z.B. aufplatzende Beeren nach hohen Niederschlagsmengen), relativ rasch massive Schädigungen an den reifen Weinbeeren verursachen kann. Die Erntemenge wird zwar leicht unter dem Vorjahr liegen, dafür aber qualitativ keine Wünsche offenlassen. Bereits jetzt dürfen sich die Konsumenten auf hochwertige Weine aus vollreifem gesunden Traubenmaterial mit präsenten Fruchtnuancen und einer guten Säurestruktur freuen. Abschließend wird nochmals auf die Wichtigkeit hingewiesen, faire und kostendeckende Traubenpreise zu bezahlen, damit ein langfristiges Bestehen der traubenproduzierenden Betriebe nachhaltig gesichert ist.