EU will bäuerliche Biomassenutzung kappen
Mit der Abstimmung zur Erneuerbaren
Energie Richtlinie
(RED) hat das EU-Parlament
seine Positionen zu den
finalen Verhandlungen mit
der Kommission und den Mitgliedstaaten
fixiert. RED III
legt fest, welche erneuerbaren
Energieformen die Nationalstaaten
einsetzen und fördern
dürfen. Und welche Kriterien
dabei zu beachten sind, um
ihre erneuerbaren Energie-
Ziele zu erreichen. Das EU-Parlament
hat eine für
Österreich und Europa
höchst problematische
Position eingenommen.
Zu einigen bereits
bedenklichen Vorschlägen
der Kommission
zur Verschärfung der
Nachhaltigkeitskriterien
wurde eine Definition
für "primäre Holzbiomasse“
eingeführt. Für diese wird ein
teilweises Förderverbot, eine
Obergrenze und ein Rückbau
vorgeschlagen. Zudem soll primäre
Biomasse nur mehr teilweise
für die Erreichung der Erneuerbare
Energie-Ziele anerkannt werden.
Deckel für Ausbau
Die Anrechenbarkeit der primären
Holzbiomasse als erneuerbare
Energie wird gemäß
Parlamentsposition gedeckelt.
Dabei darf der am Gesamtenergieverbrauch
gemessene
Anteil solcher Brennstoffe,
der durchschnittlich für den
Zeitraum 2017 bis 2022 erhoben
wird, nicht überschritten
werden. Ein offensiver weiterer
Ausbau der Bioenergie aus
primärer Holzbiomasse wird
dadurch praktisch verunmöglicht.
Sekundäre Biomasse, die
über die Industrie energetisch
genutzt wird, trägt jedoch weiter
in vollem Umfang zur Erreichung
der erneuerbaren Ausbauziele
bei. Zusätzlich wird
in der RED III ein Passus zum
"Phase Down“ (stufenweise
Verringerung) von Primär-Biomasse
eingeführt. Hier handelt
es sich um eine Folgenabschätzung
der EU-Kommission. Jedoch
kommuniziert das EU-Parlament,
dass bis 2030 jedenfalls
ein schrittweiser Rückbau
bei Brennstoffen aus primärer
Biomasse zu überprüfen ist.
Verschärfung
Die wiederholte Überarbeitung
der Nachhaltigkeitskriterien
führt bereits jetzt zu großen
Verunsicherungen auf dem
Markt. Die in der RED III vorgeschlagene
Absenkung der
Schwellenwerte für verschärfte
Nachhaltigkeitskriterien bei
Biomasseanlagen von 20 Megawatt
auf 7,5 Megawatt Brennstoffwärmeleistung
ist nicht nachvollziehbar. Die Folgenabschätzung
der EU zeigt, dass
75% der verwendeten
Biomasse auf Akteure über 20
Megawatt entfallen. Die Senkung
des Schwellenwertes auf
7,5 Megawatt Brennstoffwärmeleistung
bedeutet eine überproportionale
Administrations-
und Kostenbelastung für
dieses Anlagensegment.
"Gerade in Zeiten von Energiekrisen ist es notwendig,
die erneuerbaren Energieträger zu stärken statt zu schwächen".
Christian Metschina, LK-Energieexperte
Kaskadenzwang
Unter dem offensichtlichen
Lobbying-Einfluss biomassefeindlicher
globaler Industrie und Umweltkonzerne will die
EU-Kommission entgegen den
Regeln der Marktwirtschaft einen
Kaskadenzwang für holzartige
Biomasse im RED III-Entwurf
mit einem zusätzlichen
delegierten Rechtsakt regeln.
Ein starrer ordnungsrechtlicher
Kaskadenzwang kann die
komplexen Schnittstellen am
Holzmarkt unmöglich abbilden
und führt zu erheblichen
Marktstörungen mit gewaltigen
Nachteilen für die gesamte
Wertschöpfungskette Holz.
In diesem Kontext stellt sich die Frage, warum die EU-Kommission einen Kaskadenzwang für klimafreundliche nachwachsende Rohstoffe, nicht aber für klimaschädliche fossile Rohstoffe einführen will.
In diesem Kontext stellt sich die Frage, warum die EU-Kommission einen Kaskadenzwang für klimafreundliche nachwachsende Rohstoffe, nicht aber für klimaschädliche fossile Rohstoffe einführen will.
Mediales Rampenlicht
Die Landwirtschaftskammern
warnen gemeinsam mit dem
Österreichischen Biomasseverband
bereits seit Monaten - federführend
in Europa - vor solchen
nachteiligen Beschlüssen in Brüssel. Dank der Interventionen
zahlreicher Waldbesitzerinnen
und Waldbesitzer ist
dieses Thema in den Tagen vor
der Beschlussfassung ins mediale
Scheinwerferlicht gerückt.
In den nächsten Wochen ist es
wichtig, die heimischen Entscheidungsträger
weiter
offensiv über die nachhaltige
Waldbewirtschaftung
und die Bedeutung
der bäuerlichen Biomassenutzung
zu informieren.
Es besteht die Chance, dass
sich die Vertreter von EU-Parlament,
EU-Rat und der EU-Kommission
bei ihren sogenannten
Trilog-Verhandlungen
auf einen Richtlinientext
einigen, der den Ausbau der
energetischen Nutzung von
Holzbiomasse weiterhin ermöglicht.
Holz-Vorräte steigen
- Biomasse ist integraler Bestandteil der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Holzverarbeitung.
- Mehr Holzvorräte. In Österreich und Europa nehmen Holzvorrat und Waldfläche zu.
- Österreichweit ist Bioenergie mit 53% der bedeutendste erneuerbare Energieträger.
- Etwa die Hälfte der österreichischen Haushalte heizen direkt oder indirekt mit Holz oder verfügen über eine Zusatzheizung wie Kachel- oder Schwedenöfen.
- 2.400 Nahwärmeanlagen und 130 stromerzeugende Anlagen bilden mit dem Einsatz von Primärbiomasse das Rückgrat der kommunalen Wärmeversorgung.
Stärken statt schwächen
Gerade in Zeiten der Energiekrise
ist es wichtig, erneuerbare
Energien zu stärken, um
die Abhängigkeit von fossilen
Brennstoffimporten zu reduzieren.
Die energetische Nutzung
bäuerlicher und lokal
verfügbarer Biomasse ist für die
Energiewende unverzichtbar.