Rentabilität: Ständiger Begleiter in der Betriebsführung
Bauchgefühl reicht nicht aus
Eine nachhaltige Unternehmensführung gilt als das Erfolgsrezept in der Landwirtschaft. Wer am Steuer des Unternehmens Landwirtschaft sitzt, hat die Aufgabe und Verantwortung die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Betriebes laufend zu analysieren. Das „Bauchgefühl“ oder die Betriebsführung auf Basis des Kontostandes am Girokonto ist dazu nicht ausreichend bzw. ungeeignet.
Zeitaufwand macht sich bezahlt
Die eingesetzten Stunden zur Erstellung einer Buchführung sind durch die damit gewonnene umfassende betriebliche Übersicht sehr gut entlohnt, denn dadurch können bessere betriebliche Entscheidungen getroffen werden.
Produktionsfaktor Zeit
Der Produktionsfaktor Arbeitszeit sollte vorrangig dort eingesetzt werden, wo mit möglichst wenig Arbeitseinsatz hohe Wertschöpfung erzielt werden kann, damit mehr Lebenszeit für Familie und Freizeit übrigbleibt. Ganz nach dem Zitat: „arbeite um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten“. Denn eine erfolgreiche Unternehmensführung beinhaltet auch eine gesunde Lebensbalance des Betriebsleiterehepaares.
Welche Faktoren sind für eine Analyse entscheidend?
Für eine bestmögliche Ausnutzung der gewonnenen Daten aus der Buchführung ist eine Interpretation des Ergebnisses durch eine Bilanzanalyse und Kennzahlenberechnung hilfreich. Dabei sind folgende drei Kennzahlengruppen relevant:
- Rentabilität des Betriebes bzw. der einzelnen Betriebssparten
- Stabilität/Entwicklungsfähigkeit des Betriebes
- Liquidität des Betriebes als höchste Gut jeden Unternehmers
Wirtschaftlichkeit als Hauptindikator
Die Rentabilität - auch als Wirtschaftlichkeit bezeichnet - zeigt uns den Betriebserfolg unserer unternehmerischen Tätigkeit als Land- und Forstwirt auf. Es ist die Abgeltung für die eingesetzten Produktionsfaktoren wie familieneigene - also nicht entlohnte - Arbeitszeit, die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals in Form von Gebäuden, Dauerkulturen, Maschinen, Vorräten, Tierbeständen usw. sowie des Pachtansatzes für Eigenflächen.
Der Betriebserfolg wird in der Buchhaltung durch das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft ausgedrückt. Dies soll den Lebensunterhalt der Unternehmerfamilie gewährleiten, die Sozialversicherung abdecken und im Idealfall noch eine Eigenkapitalbildung ermöglichen. Daher kann die Beurteilung der Rentabilität eines Betriebes nicht anhand einer bestimmten Einkommenshöhe erfolgen, sondern muss betriebsindividuell entsprechend dem Maß der eingesetzten Produktionsfaktoren entlohnt werden.
Der Betriebserfolg wird in der Buchhaltung durch das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft ausgedrückt. Dies soll den Lebensunterhalt der Unternehmerfamilie gewährleiten, die Sozialversicherung abdecken und im Idealfall noch eine Eigenkapitalbildung ermöglichen. Daher kann die Beurteilung der Rentabilität eines Betriebes nicht anhand einer bestimmten Einkommenshöhe erfolgen, sondern muss betriebsindividuell entsprechend dem Maß der eingesetzten Produktionsfaktoren entlohnt werden.
Einkommen pro nicht entlohnter Arbeitskraft
Wer die Rentabilität für seinen Betrieb beurteilen will sollte auch das Einkommen pro nicht entlohnter Arbeitskraft im Blick behalten. Es ist eine einfache und gut geeignete Kennzahl, die auch einen Vergleich zu anderen Betrieben ermöglicht. Dabei wird ersichtlich, welches Einkommen eine Arbeitskraft am eigenen Betrieb erwirtschaftet hat.
Hohe Aufwandsrate - geringer Gewinn
Die Aufwandsrate zeigt uns das Verhältnis Aufwand zu Ertrag. Dabei wird der Aufwand durch den Ertrag dividiert und mit 100 multipliziert. Das Ergebnis zum Beispiel 75 Prozent zeigt uns, wieviel vom Ertrag zuerst für den Aufwand ausgegeben werden muss, bevor ein Ertrag erzielt werden kann. In diesem Beispiel müssen also vorher 75 Euro ausgegeben werden um 100 Euro einnehmen zu können. Die Differenz auf 100 Prozent ergibt dann die Gewinnrate.
Die Aufwandsrate ist bis zu einem gewissen Grad abhängig von der Produktionssparte. Sie wird allerdings auch stark von der Betriebsführung beeinflusst. So kann sich die Aufwandsrate sowohl im Pflanzenbau als auch in der Tierhaltung durch unterschiedliche Faktoren erhöhen. Tierarztkosten, überhöhte Pachtzahlungen, hohe Reparaturkosten, erhöhter Dieselaufwand durch eine hohe Feld- oder Hofentfernung von Pachtflächen und hohe Maschinenkosten bei einer Übermechanisierung schlagen auf dieses Konto nieder. Hohe Baukosten verursachen durch einen hohen Anteil der Abschreibung ebenfalls eine merkliche Erhöhung der Aufwandsrate und verringern den Gewinn.
Die Aufwandsrate ist bis zu einem gewissen Grad abhängig von der Produktionssparte. Sie wird allerdings auch stark von der Betriebsführung beeinflusst. So kann sich die Aufwandsrate sowohl im Pflanzenbau als auch in der Tierhaltung durch unterschiedliche Faktoren erhöhen. Tierarztkosten, überhöhte Pachtzahlungen, hohe Reparaturkosten, erhöhter Dieselaufwand durch eine hohe Feld- oder Hofentfernung von Pachtflächen und hohe Maschinenkosten bei einer Übermechanisierung schlagen auf dieses Konto nieder. Hohe Baukosten verursachen durch einen hohen Anteil der Abschreibung ebenfalls eine merkliche Erhöhung der Aufwandsrate und verringern den Gewinn.
Ein Beispiel: Wie wirkt sich ein hoher Aufwand auf den Gewinn aus?
Es wird ein gewünschtes Einkommen von 45.648 Euro als Ziel definiert. Dieses Einkommen ergibt sich aus 36.475 Euro Privatverbrauch (durchschnittliche Ergebnisse aus dem Grünen Bericht 2021) der Unternehmerfamilie und 9.173 Euro Sozialversicherung. Dafür ist bei einer Aufwandsrate von 58 Prozent ein Ertrag von 108.686 Euro ausreichend. Bei einer Aufwandsrate von 75 Prozent ist jedoch ein Ertrag von 182.592 Euro und bei 92 Prozent sind schon 570.600 Euro Umsatz notwendig. Um also dasselbe Einkommen von 45.648 Euro zu erzielen, ist im Extremfall der fünffache Umsatz nötig.
Auswirkungen der Aufwandsrate auf den erforderlichen Umsatz
Erwartete Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft | Aufwandsrate | Erforderlicher Umsatz jährlich |
45.648,- € | 58 % | 108.686,- € |
45.648,- € | 65 % | 130.423,- € |
45.648,- € | 75 % | 182.592,- € |
45.648,- € | 92 % | 570.600,- € |
Kalkulatorisches Betriebsergebnis oder Rentabilitätskoeffizient
Der Rentabilitätskoeffizient ist die umfassendste kennzahl zur Beurteilung der Rentabilität. Dabei werden die bereits erwähnten drei Produktionsfaktoren, die dem Betrieb zur Verfügung gestellt werden, monetär bewertet. Dies stellt somit auch eine Art gesamtbetriebliche Vollkostenrechnung dar, da eben sämtliche anfallenden Kosten bewertet werden. Für das eingesetzte Kapital, abgelesen aus der Bilanz, wird eine Verzinsung angesetzt und die Eigenflächen könnten ja auch verpachtet werden und somit muss der entgangene Pachterlös auch erwirtschaftet werden. Dazu wird ein zu erwartendes SOLL-Einkommen berechnet, welches in weiterer Folge dem tatsächlichen Einkommen aus der Buchführung gegenübergestellt wird. Wenn also vom tatsächlichen Einkommen aus der Buchführung das SOLL-Einkommen abgezogen wird und das Ergebnis eine positive Zahl ist, wurde neben der vollständigen Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren auch noch ein Unternehmergewinn erwirtschaftet bzw. eine höhere Arbeitsentlohnung erzielt. Ergibt die Berechnung einen negativen Wert, so konnten die unterstellten monetären Ansätze nicht zur Gänze erreicht werden. Somit wurde eine geringere Arbeitsentlohnung und/oder keine Kapitalverzinsung bzw. Pachterlös erzielt.
Die Berechnung des Rentabilitätskoeffizienten erfolgt durch Division des IST-Einkommens durch das SOLL-Einkommen.
Schema zur Berechnung des Kalkulatorischen Betriebsergebnis
Lohnansatz | Zinsansatz | Pachtansatz (Eigenflächen) | Soll-Einkommen |
nAK * 20.900,- + SVS-Beitrag | Eigenkapital aus BF vom 1.1.20xx mal Verzinsung (2%) | LN in ha * Pachthöhe | Summe aus Lohnansatz, Zinsansatz und Pachtansatz |
Berechnung anhand betriebsindividueller Zahlen
Bei der Berechnung des kalkulatorischen Betriebsergebnisses bzw. des Rentabilitätskoeffizienten können natürlich ganz betriebsindividuelle Erwartungen zur Entlohnung der familieneigenen Arbeitskräfte angesetzt werden. Genauso verhält es sich mit dem Zinssatz zur Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals und Pachtansatzes.
Vergleiche mit Zahlen aus dem Grünen Bericht oder dem Arbeitskreis Unternehmensführung
Zur besseren Einschätzung des eigenen Ergebnisses bzw. der daraus gewonnenen Kennzahlen eignen sich horizontale Betriebsvergleiche nach Produktionssparten wie zum Beispiel mit den Ergebnissen aus dem „Grünen Bericht“ und im Arbeitskreis Unternehmensführung sehr gut. Alle diese Kennzahlen zur Beurteilung der Rentabilität betrachten den Gesamtbestrieb als solches, dabei ist es gut möglich, dass einzelne Betriebszweige oder Kulturen das Betriebsergebnis positiv beeinflussen und andere wieder es nach unten ziehen bzw. keine Kostendeckung gegeben ist. Dazu bietet die Vollkostenrechnung aussagekräftige Informationen. Heruntergebrochen auf ein Hektar, ein Stück bzw. einen Stallplatz ergibt sich eine gute Vergleichsmöglichkeit und Aussagekraft.
Fazit
Alle diese aufgezeigten Kennzahlen helfen der Betriebsleiterfamilie die Bewertung der betrieblichen IST-Situation auf Basis von Daten und Fakten zu beurteilen und bieten somit eine unentbehrliche Unterstützung zur Beurteilung der Rentabilität.
Da sich das betriebliche Umfeld, in dem wir unser Familienunternehmen Landwirtschaft führen, laufend verändert, sind auch wir in der Betriebsführung gefordert, die IST-Situation zu bewerten und den Betrieb weiter zu entwickeln. Jene, die hier das Gespür und hohe Unternehmerkompetenz besitzen, erkennen die Potenziale früher und entwickeln ihre Betriebe entsprechend weiter als viele andere.