Die Rinder nicht "im" sondern "auf" dem Gras weiden
Grundlage für dieses Projekt ist das sogenannte "Magische Dreieck der Almbewirtschaftung“, das einen frühzeitigen Auftrieb, eine an den Aufwuchs angepasste Auftriebszahl und eine gelenkte Weideführung (Koppelung) umfasst. Eine dieser Projektalmen ist die Bräualm im Felbertal in der Gemeinde Mittersill. Die Alm der Familie Gassner vom Hotel Bräurupp umfasst eine Gesamtfläche von ca. 300 Hektar und erstreckt sich auf einer Seehöhe von 1.200 m (Grundalm) bis zu ca. 2.000 m Seehöhe im Gebiet der Bräu-Hochalm.
Koppelplan individuell auf Alm abstimmen
Auf dem Gras, nicht im Gras weiden
Eine Herausforderung sieht Michi auch darin, dass er mit einem Teil der Tiere bereits früh auf die Hochalm fahren sollte und diese ausreichend bestoßen muss, damit er dann im Spätsommer zeitgerecht zurück zur Grundalm kommt, um den dortigen neuen Aufwuchs zeitgerecht abzuweiden. Bei der Begehung der Projetalm am 12. Juni waren bereits einige Tiere auf der Hochalm und die Fläche zeigte sich in frischem, sattem Grün und die Almweide wies zudem eine sehr hohe Artenvielfalt verschiedener almtypischer Pflanzen und Blumen auf.
Natürlich erfordert die Koppelbildung einen arbeitsmäßigen Mehraufwand. Dieses Jahr war es aber schon ein wenig einfacher, meinte Michi und es ist ihm ein Anliegen, dafür auch seiner Familie zu danken, denn auch schon seine beiden Kinder Michael jun. und Anna sind in die Almbewirtschaftung eingebunden und mit den Projektinhalten bestens vertraut. Die zweite Projektalm befindet sich im Gebiet der Karneralm in Ramingstein. Die Reiterochsenalm von Florian Maier hat ein Gesamtausmaß von 65 Hektar und beginnt auf einer Seehöhe von 1.800 m. Die sehr schöne, gut wüchsige Alm zieht sich bis zu einer Seehöhe von 2.100 Metern.
Allrounder "Alm“
Zwergsträucher und Problemgräser stoppen
Betrachtet man die Alm bei der Begehung Ende Juni, so sieht man, dass die Alm fast keine "Viehgangerl“ aufweist. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Tiere hier friedlich und ruhig weiden und nicht ständig in Bewegung sind, weil sie kein junges Futter finden. Auf der Reiterochsenalm konnte auch bereits gut beobachtet werden, dass sich aufgrund der guten und gezielten Verteilung der Tiere auf der Alm keine überdüngten Legerflächen (übernutzte Weideflächen, z. B. in Hüttennähe) mehr bilden. Legerflächen weisen oftmals eine hohe Verunkrautung auf. Das korrekte Beweiden der Alm führt auch dazu, dass sich der natürliche Dünger (Kot und Harn) am Almboden sehr gut und gleichmäßig verteilt. Besonders gut erkennbar ist dies auf der Reiterochsenalm. Hier wird ersichtlich, dass sich auch in höheren Lagen auf Flächen mit einem sehr niedrigen pH-Wert wertvolle Futterpflanzen ansiedeln. Man kann also bereits im zweiten Projektjahr klar erkennen, dass durch eine gute Weideführung wertvolle Futtergräser und -pflanzen wieder auf die Alm zurückkommen und somit die Ausbreitung der Zwergsträucher eindämmen.
Am 22. Mai wurden in diesem Jahr die ersten Tiere aufgetrieben. Mittlerweile sind zirka 30 Mutterkühe und 20 Kälber auf der Alm. Dies war 20 Tage früher als im Almsommer 2019. Die Reicheralm in der Gemeinde Dienten am Hochkönig stellt sich als dritte Projektalm zur Verfügung. Die Umsetzung des Weideprojektes ist hier noch am Beginn, wird jedoch vom Almbewirtschafter Bernhard Kendlbacher schon sehr gut umgesetzt. Die Reicheralm in Dienten beginnt auf einer Seehöhe von 1.400 m und reicht bis zur Marbachhöhe mit einer Seehöhe von 1.800 m. Sie hat eine Bruttofläche von ca. 96 Hektar. Seit zwei Jahren hat Bernhard nun wieder Milchkühe auf der Alm. Dadurch ist natürlich eine etwas andere Koppelführung auf der Alm erforderlich. Die Milchkühe müssen auf Koppeln in Hüttennähe gehalten werden. Die Melkarbeiten werden täglich von ihm und seiner Frau durchgeführt. Die Alm liegt auch in der Nähe eines Wanderweges, sodass Familie Kendlbacher auch einen kleinen Almausschank betreibt.
Ampfer, Farnflächen und offene Bodenstellen sind die Hauptprobleme der Alm. Hier hat Bernhard mithilfe von eigenen Koppeln versucht, die Tiere bereits zu Vegetationsbeginn in diesen Problembereichen weiden zu lassen. In jungem Stadium werden Ampfer und Farn von den Jungrindern noch gefressen. Zudem wird angedacht, mit einer dem Standort angepassten Nachsaat zu versuchen, den lückigen Boden im Laufe der Zeit zu schließen. Bei der Nachsaat ist besonders darauf zu achten, dass man diese zum richtigen Zeitpunkt durchführt. Am besten ist dies während der Vegetationsperiode, in der frostfreien Zeit durchzuführen. Auf ausreichende Wasserzufuhr ist zu achten. Neben den Milchkühen sind derzeit noch ca. 115 Rinder, ein Pferd und sechs Schafe auf der Reicheralm. Bei der Einteilung der Koppeln ist neben den bereits erwähnten Kriterien auch darauf zu achten, dass die Herden nicht zu groß werden. Herden ab 60 Tieren sollen unbe-dingt geteilt werden. Um Trittschäden zu vermeiden, sind Koppelzäune immer an der Geländekante zu errichten. Auch auf der Reicheralm ist erkennbar, dass eine Anpassung der Beweidung unbedingt erforderlich ist, um die Futtererträge optimal zu nutzen und vor allem, um die Verunkrautung der Alm zu verhindern.