Stallplanung für Melkroboter
Ausreichend Zeit für die Planung ist wichtig. Auch die Abläufe für die Baugenehmigung sind zu berücksichtigen. Ein Beispiel dafür ist der Brandschutz. Oft fehlen in Einreichplänen wichtige Bemaßungen, um die Tiergerechtigkeit für die Förderabwicklung beurteilen zu können. Die Situierung des automatischen Melksystems (AMS) beeinflusst die Wege für Mensch und Tier.
Dabei sollte man vor allem auf rangniedere und kranke Tiere, auf die Abkalbung und nötige Behandlungen am Tier achten, wie zum Beispiel auf die Klauenpflege und das Entfernen der Euterhaare. Das technische Herzstück bildet der Roboter.
Warum einen Melkroboter?
- Steigende Kuhzahlen - sie ermöglichen eine wirtschaftliche Nutzung des Melkroboters.
- Roboter brauchen wenig Platz und können bei Bedarf leichter "umgestellt“ als ein Melkstand.
- Gleichwertig ausgestattete Melkstände mit Melkhaus und Warteplatz haben ähnliche Anschaffungskosten.
- Arbeitserleichterung - die Arbeitskräfte werden bei steigenden Tierzahlen nicht mehr. Bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel Rückenprobleme oder Asthma, kann die Milchviehhaltung auch weiterhin betrieben werden.
- Arbeitszeit wird eingespart.
- Oftmaliges Melken bei hohen Milchleistungen schont das Euter.
- Neue Technik nutzen - der Melkstand wird als "altes System“ angesehen.
Welche Ziele werden vorgegeben?
Zielvorgaben bei Planungen in der Praxis:
- Der bestehende Anbindestall soll durch Zu- und Umbau in einen Laufstall mit AMS umgebaut werden.
- Im bestehenden Laufstall soll der Melkroboter den meist zu klein gewordene Melkstand ersetzen.
Planvorgabe 1: Stall bleibt bestehen
Das AMS soll durch Aufstockung der Kuhzahl auf rund 70 Kühe voll ausgelastet werden. Der bestehende Stall wird meist um 20 bis 30 Kühe erweitert. Abkalbebuchten in der Nähe des Melkstandes werden weiterhin genützt, ebenso die Milchkammer.
Planvorgabe 2: Stall wird teilweise neu gebaut
Es wird ein "Wellnessbereich“ für Problemtiere, ein Bereich für die Abkalbung, für Frischmelker, und eventuell für Trockensteher neu errichtet. Auch der Melkroboterraum und die Milchkammer sowie Technikräume werden neu errichtet. Der bestehende Stall bleibt für die melkenden Tiere.
Planvorgabe 3: Stall wird neu errichtet
Der bestehende Laufstall wird für Trockensteher, zur Abkalbung und für Kalbinnen verwendet. Der Stall für melkende Tiere und der Roboterraum werden neu gebaut. Die Nutzung von Altgebäuden verringert Kosten.
Gründe für einen Neubau mit Melkroboter sind:
- keine Kompromisse im Tierwohl - Maße und Stallklima müssen entsprechen
- weniger Zeitdruck beim Bauen - wenn der Stall fertig ist, wird der neue bezogen
- der bestehende Stall wird für Jungvieh, Kälber oder Rindermast genützt
- Platzmangel am bestehenden Standort oder Geländeprobleme
- Erweiterungen, Zugang zur Weide am neuen Standort möglich
Worauf ist bei der Stallplanung zu achten?
Die Tiere sollen freiwillig zum Melken kommen. Das automatische Melksystem fungiert in erster Linie als Melkbox mit Lockfütterung. Der Standort ist gut sichtbar im Stallinneren und befindet sich meist auf dem Weg vom Liegeplatz zum Futter auf kurzem Weg.
Die Einbaumaße für das AMS betragen je nach Fabrikat zirka vier bis fünf Meter in der Länge. In der Tiefe sind es 3,5 bis 4,5 Meter inklusive geschütztem Gang zum Roboter und in der Höhe sind es mindestens 2,5 Meter.
Die Wintertauglichkeit gewährleisten eine Einhausung von drei Seiten, Streifenvorhänge und eine Decke. Eine Heizmöglichkeit sollte man berücksichtigen und Firmenvorgaben beachten.
Die Einbaumaße für das AMS betragen je nach Fabrikat zirka vier bis fünf Meter in der Länge. In der Tiefe sind es 3,5 bis 4,5 Meter inklusive geschütztem Gang zum Roboter und in der Höhe sind es mindestens 2,5 Meter.
Die Wintertauglichkeit gewährleisten eine Einhausung von drei Seiten, Streifenvorhänge und eine Decke. Eine Heizmöglichkeit sollte man berücksichtigen und Firmenvorgaben beachten.
Empfohlene Planungsdaten
- Fressplatztiefe mindestens 3,8 bis 5 m
- Laufgangbreite 3 bis 4 m
- Liegebuchtenbreite 125 bis 130, bei Trockenstehern 130 bis 140 cm
- Liegebuchtenlänge zur Wand 3 m, 5,20 m für Doppelreihe, wenn Einstreugang mindestens 6 m
Dreireihiger Liegebuchtenstall
Dreireihige Liegebuchtenstallungen nützen die Laufgänge effektiver. Sie brauchen daher weniger Stallfläche, sind günstiger und bieten ein Liegebucht–Fressplatzverhältnis von zirka 1,4 zu 1. Sie sind bei freiem Kuhverkehr die häufigsten Stallbaulösungen für 70 Kühe.
Zweireihiger Liegebuchtenstall
Laufställe mit Abtrennung von Fress- und Liegeplatz bieten bei zweireihiger Liegebuchtenaufstallung für jedes Tier einen Fressplatz. Die Stallungen werden dadurch länger. Es werden auch bis zu vier Liegebuchtenreihen mit Abtrennung von Liege- und Fressplatz errichtet.
Wartebereich muss Platz bieten
- Der Wartebereich vor dem Roboter sollte leicht erreichbar sein und jedenfalls auch entsprechend Platz bieten.
- Die Warteplatzgröße für einen Roboter beträgt 15 bis 20 Quadratmeter.
- Bei gesteuertem Kuhverkehr kann der Warteplatz kleiner sein. Die kürzeste Seite misst mindestens drei Meter.
- Ein Spaltenboden bietet Sauberkeit bei 150 bis 180 Melkungen pro Tag. Bei einem abgegrenzten Warteplatz sollte man keine bewegenden Teile, wie zum Beispiel einen Mistroboter, in der Wartezone einplanen. Gummiböden im Wartebereich und im Melkroboter fördern die Akzeptanz.
- Abweisbügel auf mindestens halber Kuhlänge schützen die anstehende Kuh beim Zugang zum Roboter.
- Keine Stufen bei Zu- und Abgang zum Roboter
- Warteraum soll hell und gut durchlüftet sein
- Der Warteraum ergibt die Umtriebsform
Freier Kuhverkehr hat Vor- und Nachteile
Vorteile: Die Tiere können ohne Einschränkungen liegen, fressen, saufen und melken gehen. Jede Stallform ist möglich. Zeitlich befristetes Absperren mit Schwenk- oder Hubgatter erleichtert das Zutreiben melkunwilliger Tiere.
Nachteile: Mehr Nachtreibeaufwand - Tiere ohne Melkanrecht können die Station blockieren. Ranghohe Tiere können durch häufiges Aufsuchen der Station einen reibungslosen Melkbetrieb stören.
Nachteile: Mehr Nachtreibeaufwand - Tiere ohne Melkanrecht können die Station blockieren. Ranghohe Tiere können durch häufiges Aufsuchen der Station einen reibungslosen Melkbetrieb stören.
Freier Kuhverkehr-– Warteraum abgezäunt
Die Tiere gelangen über nicht gesteuerte Einwegtore, wie zum Beispiel Fingergatter oder Westerntore, in die Wartezone. Diese können sie nur über den Roboter verlassen. Der Nachtreibeaufwand verringert sich.
Zugang zum Warteraum sensorgesteuert
Die Vorselektion funktioniert am besten bei Trennung von Liege- und Fressbereich.
Feed first: Tiere können durch Einwegtore jederzeit fressen gehen. Beim Rückweg zum Liegebereich entscheidet ein sogenanntes “Gate“, ob die Tiere liegen gehen oder bei Melkanrecht in den Warteplatz vor dem Roboter geleitet werden.
Milk first: Tiere erreichen durch ein gesteuertes Einwegtor den Fressplatz oder bei Melkanrecht den Warteplatz zum Roboter. Sie nehmen eventuell weniger Futter auf.
Vorteile bei Vorselektion sind:
Feed first: Tiere können durch Einwegtore jederzeit fressen gehen. Beim Rückweg zum Liegebereich entscheidet ein sogenanntes “Gate“, ob die Tiere liegen gehen oder bei Melkanrecht in den Warteplatz vor dem Roboter geleitet werden.
Milk first: Tiere erreichen durch ein gesteuertes Einwegtor den Fressplatz oder bei Melkanrecht den Warteplatz zum Roboter. Sie nehmen eventuell weniger Futter auf.
Vorteile bei Vorselektion sind:
- weniger Nachtreibeaufwand
- fixer Warteplatz, nur melkberechtigte Tier können zum Roboter, dadurch ist höhere Tierzahl möglich
- die Mischration am Futterbaren kann höher aufgewertet werden.
- teurer durch Sensortechnik
- Anlernen an die Selektionstore.
Selektiv gelenkter Kuhverkehr
Der selektiv gelenkte Kuhverkehr ist eine Kombination aus freiem und gesteuertem Kuhverkehr. Der Zugang zur Melkbox ist frei. Die Tiere können durch gesteuerte Einwegtore zum Fressen, nicht gemolkene Kühe erreichen den Fressplatz nur über den Melkroboter.
Nachselektion nach dem Roboter
Wenn die Tiere das AMS verlassen, ist ein verlängerter Ausgang mit einer Kuhlänge und einem Einwegtor am Ende beim Rücktrieb in die Herde sehr wichtig. Dadurch können andere Kühe den Ausgang nicht blockieren.
Dreiwegeselektion ist möglich:
Dreiwegeselektion ist möglich:
- 1. Rücktrieb in die Herde
- 2. Gang in die Selektierbucht für brünstige Tiere, zum Umsperren und für Behandlungen. Empfohlen werden Liegebuchten und Fressgitter zur Fixierung. Es sollen drei bis sieben Tiere Platz finden.
- 3. Gang in Strohbucht mit Tiefstreu oder Zwei-Flächenbucht mit sieben bis zehn Quadratmetern Liegefläche pro Tier. Es sollen ein Krankenbereich und ein Abkalbebereich getrennt errichtet werden. Frischmelker sollen in diesem Bereich eingeplant werden. Eine Vakuumleitung ermöglicht das Melken in die Kanne. Tiere aus diesen Stallbereichen sollen einen einfachen Zugang zum Melkroboter haben.
Weidezugang nur für gemolkene Tiere
Den Klauenpflegestand sollen alle Tiere gut erreichen. Der Rückweg wird durch Tore gesteuert. Die Anzahl an Tieren in diesem Bereich ergibt sich aus der Verweildauer und der Gesamtzahl an Kühen. Es sollen zirka zehn Prozent der Tiere Platz finden, Trockensteher sind extra unterzubringen. Der Zugang zur Weide ist direkt nach dem Roboter über einen Stallausgang oder beim Auslauf über ein Selektionstor möglich. Es können nur gemolkene Tiere auf die Weide.
Die Nebenräume
- Milchkammer: Bei einem Roboter sollte sie rund 20 m2 groß sein, bei zwei Robotern zirka 30. Der Raum sollte mindestens drei Meter hoch sein.
- Technikraum mit Stromverteiler, Wasserverteiler, Vakuumpumpen, Kompressor, Boiler, Entkalkungsanlage. Er sollte acht bis 20 m2 groß sein.
- Büro sollte mindestens zehn bis bis 15 m2 messen. Sichtkontakt zum Warteplatz und Stall bietet Vorteile. Schmutzschleusen, WC und Umkleideräume bei Neubauten einplanen.
Kosten & Förderung bei Stallbau für Melkroboter
Neben der Planung ist bei einem Neubau die Finanzierung durch die hohen Baukosten eine Herausforderung. Der Melkroboter wird aber auch bei Umbaulösungen bei kleineren Betrieben vermehrt eingebaut, zum Beispiel bei 40 Kühen.
Derzeit wird der Roboter zusätzlich mit 14% neben der allgemeinen Förderung der Nettokosten bezuschusst.
Links zum Thema
- Was ist bei einem Stallbau für einen Melkroboter alles zu bedenken und was kann alles in der Planungsphase mitgedacht werden? Hier einige Tipps, damit der spätere Arbeitsalltag so reibungslos wie nur möglich abläuft?
- Automatische Melksysteme sind seit vielen Jahren in Niederösterreichs Kuhställen auf dem Vormarsch. Doch was ist bei einem Melkrobotereinstieg zu beachten und was sagen die Praktiker? Auf diese und noch weitere Fragen gibt ein Webinar am Donnerstag, 26. November, Antworten.