Ein durchaus zufriedenstellendes Schweinejahr

Schweinepreise dort wo sie hingehören
Mehrere Umstände, die gleichzeitig stattfanden, trugen zu den für Schweinehalter günstigen Rahmenbedingungen bei. Hauptfaktor war der EU weite Produktionsrückgang, der in den letzten 3 Jahren mit zirka 15 Prozent beziffert wird. Wäre das nicht geschehen, hätte es heuer in Anbetracht der Rekordinflation ein preisliches und mit Blick auf die hohen Kosten ein wirtschaftliches Desaster gegeben. Demnach sollte man für die nächste Zukunft nicht zu optimistisch sein, Allzeitrekorde wiederholen sich nicht alljährlich. Trotzdem ist davon auszugehen, dass zukünftige Preise signifikant höher liegen werden als in den Jahren vor 2022. Für 2024 wird laut Prognose der EU-Kommission ein weiterer Produktionsrückgang von ca. 2 Prozent erwartet.
Produktion und Verbrauch schwächeln
Während auf Erzeugerseite schlechte Ertragslagen vergangener Jahre sowie Tier- und Umweltschutz Herausforderungen der kommenden Jahre EU-weit Spuren hinterlassen, beeinträchtigen auf Verbraucherseite mehrere Faktoren die Entwicklung. Fehlende Kaufkraft schmälert die Kauflust., Diese bekannte Formel war heuer deutlich zu spüren. Schweinefleisch war zwar im Vergleich zum Rind- und Geflügelfleisch auf der Gewinnerseite, der Abwärtstrend beim menschlichen Verzehr pro Kopf in den letzten fünf Jahren fand trotzdem auch in Österreich seine Fortsetzung, von ca. 36 kg auf aktuell ca. 30 kg. Deutschland verlor in Relation zu Österreich sowohl bei Produktion und Verbrauch doppelt soviel.
Fleischkonsum wird bewusster - Branche muss reagieren
Neben dem finanziellen Aspekt der Haushalte, drücken gesellschaftspolitische Diskussionen rund um Tierwohl und Klimawandel auf Appetit und Fleischeslust. Selbst wenn wir wissen, dass viele Vorwürfe nur zum Teil oder gänzlich unberechtigt sind, so kann sich auch die Schweinehaltung dem Wandel der Zeit nicht entziehen. Die österreichische Schweinebörse und der VLV haben folgerichtig ein perfektes Angebot entwickelt. Auf Basis jahrzehntelanger Erfahrung wurde schon vor Jahren begonnen, die Unterschiedlichkeit der heimischen Schweinehaltung in Programmen mit unterschiedlichen Kriterien zu definieren und am Markt zu platzieren. Als Bindeglied zwischen Schweinehaltern, die sich freiwillig für konventionelle, AMA Gütesiegel oder Tierwohl Haltung entschieden haben und Abnehmern auf fleischwirtschaftlicher Seite sowie Lebensmittelhandel ist es gelungen, das spezielle Tierwohl - Angebot der speziellen Tierwohl - Nachfrage zuzuführen. Die Hausmarken „Fair zum Tier“ bei Billa und Billa plus sowie „FAIRantwortung fürs Tier“ bei LIDL sind namhafte Beispiele für diese Entwicklung. Geschwindigkeit und Umfang der Veränderung Richtung Tierwohlhaltung liegt nun in der Verantwortung des Handels und der Verbraucher.
Im Masterplan des VÖS ist vorgesehen, dass die Haltungsstufen TW 60, TW 100 und BIO in den nächsten 10 Jahren einen Marktanteil von ca. 20 % erzielen sollen, das wären ca. 1 Million Schweine pro Jahr. Aktuell liegt man bei ca. 6 %. Zur Zielerreichung bedarf es auch einer aktiven Mitarbeit im Bereich der „Nachhaltigen Beschaffung“. Dabei ist die öffentliche Verpflegung auf Bundes- und Landesebene aufgerufen, einen entsprechenden Beitrag zu leisten und die Budgets für die öffentlichen Küchen entsprechend auszustatten.
ASP-Freiheit immer im Fokus
Österreich ist bisher von der wirtschaftlich schwerwiegenden Schweineseuche verschont geblieben. Die ASP ist nach wie vor eine große Bedrohung. Österreich ist umzingelt von infizierten Ländern, nur Slowenien und die Schweiz sind noch ASP-frei. Im zu Ende gehenden Jahr kam es besonders in den Balkanländern Rumänien, Serbien, Bosnien und Kroatien zu neuer großflächiger Ausbreitung. Zum wiederholten Mal sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass jedwede Mitnahme von Schweinefleischprodukten oder Wildbret aus ASP-Seuchengebieten die große Gefahr einer Verbreitung in sich birgt. Daher gilt: Wenn möglich darauf verzichten oder besonders sorgsam damit umgehen!