Moostierchen: Meldungen von invasiven Gallertkugeln in Gewässern nehmen zu
Bis zu 25 Kilogramm schwere Gallertkugeln
Das schwammartige Moostierchen wird wissenschaftlich "Pectinatella magnifica" genannt. Im Sommer sind sie mittlerweile an vielen Teichen des nördlichen Waldviertels durch gallertartige Kugeln zu sehen, die eine Kolonie dieser Art darstellen. Die Einzeltierchen der Kolonie sind sehr klein und bleiben im Millimeterbereich. Mittels Tentakelkranz erzeugen sie einen Wasserstrudel und filtern Plankton - ihre Nahrung - aus dem Wasser. In Mitteleuropa treten die Gallertkugeln, abhängig von der Wassertemperatur, üblicherweise zwischen Juni und September auf. Bei günstigen Bedingungen können einzelne Kolonien in seltenen Fällen bis zu 25 kg schwer werden. Die Durchschnittsgröße der zu 99% aus Wasser bestehenden Gallertkugeln bleibt meist unter 0,5 kg. Trotz ihres fremdartigen Aussehens sind die gelblichgrünen, festen Gallertkugeln ungiftig. Bisher sind auch kaum Tiere bekannt, die diese als Nahrung nutzen.
Erstnachweis in Österreich
Der Erstnachweis für Österreich dieser invasiven Art ist aus dem Jahr 2009 aus einem Karpfenteich in der Nähe von Litschau im nördlichsten Waldviertel beschrieben. Für die benachbarte Region Südböhmen lässt sich der Erstnachweis auf 2003 aus Sandgruben des Schotterabbaus datieren. Später in 2005 und 2006 kamen auch Funde in Teichen hinzu. Mittlerweile sind verschiedenste Karpfenteiche des nördlichen Waldviertels von diesen Kolonien des Moostierchens besiedelt, wenngleich aktuelle Verbreitungsstudien fehlen. Funde aus der österreichischen Donau sind bereits bekannt und seit 2021 nachgewiesen. Ursprünglich stammt das schwammartige Moostierchen aus Nordamerika und ist mittlerweile über weite Teile der Welt verbreitet.
Temperaturentwicklung entscheidend für Koloniegröße
Die saisonale Kolonieentwicklung wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung des Wassers gesteuert. Erste Kolonien treten ab Wassertemperaturen von über 20°C an zumindest drei aufeinander folgenden Tagen auf. Sinken die Temperaturen, dann bremst das das Koloniewachstum maßgeblich. Bleibt die Wassertemperatur länger unter 20°C, dann beginnt der Zerfall der gallertartigen Kugelgebilde.
Dauerstadien sichern Überleben im Winter
Im Herbst zerfallen die Kolonien und bilden Dauerstadien, sogenannte Statoblasten. Diese sind mit einem Haken ausgestattet, der auch eine Ausbreitung in andere Gewässer erlaubt. Sind die Bedingungen im Frühsommer wieder passend, werden erneut Kolonien gebildet. Gerne heften sich diese an Pflanzenmaterial an, können aber auch direkt am Teichboden liegen. Bevorzugtes Substrat scheint dabei neben Totholz oder überhängenden Ästen vor allem Wurzeln, speziell von Weiden, zu sein. Niedrige Leitfähigkeiten im Wasser dürften zudem ein starkes Aufkommen begünstigen.
Folgen für die Teichbewirtschaftung unklar
Die genauen Auswirkungen dieser invasiven Art auf die Teichwirtschaft sind bisher nicht näher erforscht. Mögliche Auswirkungen könnten bei massenhaftem Auftreten die Zerfallsprozesse der Kolonien darstellen, indem eine starke Sauerstoffzehrung auftritt. Bei sehr frühen Teichabfischungen könnten diese zudem äußerst störend die Abfischung mittels Zugnetzen beeinflussen. Die Folgen des Klimawandels dürften diese Art jedoch günstig beeinflussen und ein längeres Bestehen der Kolonien bis in den Herbst ermöglichen.