Mit der dynamischen Waldtypisierung zum klimafitten Wald
Der Klimawandel ist nicht nur in aller Munde, sondern für viele Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer bereits massiv wahrnehmbar. Sei es durch die Häufung von Naturkatastrophen, Hitze- und Trockenperioden und dadurch bedingte Borkenkäfermassenvermehrungen. Damit die Waldbestände diesen Herausforderungen standhalten können, ist neben geeignetem Vermehrungsgut vor allem die richtige Baumartenwahl entscheidend. Zu diesem Zweck beauftragte das Bundesministerium für Landwirtschaft im Juli 2022 ein Konsortium unter der Beteiligung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) mit dem Projekt „FORSITE II – Erarbeitung der ökologischen Grundlagen für eine dynamische Waldtypisierung in Oberösterreich, Niederösterreich und im Burgenland.“ „Die dynamische Waldtypisierung bietet eine detaillierte, praxisnahe Beschreibung und Kartierung der Waldtypen auf Basis eines GIS-gestützten geoökologischen Stratifizierungsmodells für die gesamte Waldfläche des Burgenlandes unter aktuellem und zukünftigem Klima in anwendungsfreundlicher Form und ausreichender Genauigkeit. Dabei werden sowohl für die aktuellen als auch für die zukünftigen Bedingungen Behandlungskonzepte erstellt“, erklärt der Präsident der Bgld. Landwirtschaftskammer bei einem Pressegespräch gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Bgld. Waldverbandes Herbert Stummer in Oberpullendorf.
Im Burgenland gibt es rund 133.000 Hektar Wald. Das sind rund ein Drittel der Landesfläche. Der Klimawandel stellt die größte Herausforderung für die nachhaltige Forstwirtschaft in Mitteleuropa und somit auch für uns im Burgenland dar. Bei bis zu 4° Grad höheren Jahresmitteltemperaturen wird sich der Wald drastisch verändern. Um unseren Wald klimafit zu machen, ist es wichtig, auf alle möglichen Klimaszenarien vorbereitet zu sein. „Ziel dieses Projekts ist es, ein praxistaugliches Instrument zu haben, welches für jeden Waldort konkrete Empfehlungen für eine standortangepasste Baumartenwahl unter dem Aspekt des Klimawandels anzubieten. Dieses Instrument ermöglicht den rund 25.000 burgenländischen Waldeigentümern die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf ihren Wald für die nächsten 80 Jahre – was einer vollen Waldgeneration entspricht - digital abzurufen und in ihre waldbaulichen Entscheidungen insbesondere bei der Baumartenwahl einfließen zu lassen“, so Berlakovich.
Was ist die dynamische Waldtypisierung?
„Im Wesentlichen steht nach Abschluss des Projektes ab 2026 jeder Waldbesitzerin und jedem Waldbesitzer eine gezielt auf ihren Standort abgestimmte Empfehlung von bis zu 40 unterschiedlich geeigneten Baumarten und deren Bewirtschaftung zur Verfügung, die unterschiedliche Klimaszenarien (Jahresmitteltemperatur wie bisher, +2°, +4°) berücksichtigt und dabei auch Aussagen über die Baumarteneignung für den Zeithorizont 2070-2100 zulässt. Mit diesem Projekt, welches übrigens einzigartig in Europa ist, werden damit erstmalig wissenschaftlich fundierte Aussagen über die klimawandelbedingten Veränderungen der Eigenschaften jedes einzelnen Waldstandortes getroffen“, berichtet Herbert Stummer. Auf Basis dieses Projektes kann es in Verbindung mit der richtigen Beratung und dem Geschick der Forstleute gelingen, nicht nur die umfangreichen Funktionen des Waldes sicherzustellen, sondern vor allem auch die Produktionsbedingungen der Forstwirtschaft zu verbessern und damit die Existenzsicherung der Waldeigentümer für die Zukunft zu gewährleisten.
Wie läuft die dynamische Waldtypisierung ab?
Die Erhebungsarbeiten werden zurzeit durchgeführt. Insgesamt werden auf mehr als 1000 Aufnahmeflächen Informationen zu Topografie, Substrat, Boden, Bestand, Vegetation und Zuwachs im Gelände erhoben. Auf mehr als 400 Flächen wurden zudem Boden- und Substratproben gezogen und chemische sowie physikalische Parameter gemessen. Basierend auf den Erhebungen der Standortseigenschaften und bereits vorliegenden Datenbeständen (wie z.B. zu Klimaparametern, digitales Höhenmodell, Bodendaten aus früheren Projekten) werden Modelle zur Klassifikation angewendet, um den Wärme-, Nährstoff- und Wasserhaushalt der Waldstandorte zu charakterisieren und flächendeckend als Themenkarten darzustellen. Durch die Verschneidung der einzelnen Themenkarten können sodann für die gesamte Waldfläche Standortseinheiten mit bestimmten Merkmalskombinationen abgeleitet und räumlich dargestellt werden. „Als Endprodukt wird ein Beratungsinstrument in Form einer App für die forstliche Praxis entwickelt, welches für jeden Waldort des Untersuchungsgebiets konkrete Empfehlungen für eine standortsangepasste, klimafitte Baumartenwahl unter dem Aspekt des Klimawandels bietet. Es ermöglicht den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf ihren Wald für die nächsten 80 Jahre digital in hoher räumlicher Auflösung abzurufen und in ihre waldbaulichen Entscheidungen insbesondere bei der Baumartenwahl einfließen zu lassen“ so Stummer abschließend. Rund 57 Prozent der burgenländischen Waldfläche ist Klein- und Kleinstwald. Aufgeteilt auf ca. 25.000 Waldeigentümerinnen und -eigentümer. Der durchschnittliche burgenländische Kleinwaldbesitzer verfügt über 2,5 bis 4 ha Wald.
Das Projekt leitet die Universität für Bodenkultur (BOKU), Projektpartner sind neben dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Karl-Franzens-Universität Graz, WLM Büro für Vegetationsökologie und Umweltplanung, ALPECON Wilhelmy Technisches Büro für Geowissenschaften, mjp Ziviltechniker GmbH, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und die Geologische Bundesanstalt (GBA). Gefördert wird ForSite II durch das Bundesministerium für Landwirtschaft (BML) im Rahmen des österreichischen Waldfonds.
Das Projekt leitet die Universität für Bodenkultur (BOKU), Projektpartner sind neben dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Karl-Franzens-Universität Graz, WLM Büro für Vegetationsökologie und Umweltplanung, ALPECON Wilhelmy Technisches Büro für Geowissenschaften, mjp Ziviltechniker GmbH, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und die Geologische Bundesanstalt (GBA). Gefördert wird ForSite II durch das Bundesministerium für Landwirtschaft (BML) im Rahmen des österreichischen Waldfonds.