Grundfutter: Mehr Spielraum mit Zwischenfruchtanbau
Der niederschlagsreiche Sommer und Herbst 2020 mag darüber hinwegtäuschen, dennoch haben wir die "Durststrecken" der letzten Jahre noch deutlich in Erinnerung: Extreme Frühjahrstrockenheit und die zahlreichen Hitzetage in den Sommermonaten vor allem in den Jahren 2018 und 2019. Beides gemeinsam führte zu sinkenden Grundfuttererträgen und regional zu markanter Futterknappheit. Ausreichend betriebseigenes Grundfutter zu produzieren ist besonders für Wiederkäuerhalter mittlerweile eine der großen Herausforderungen.
Grundfutterproduktion trotz Klimawandel?
Der Klimawandel ist also auch im Bereich der Futtergewinnung angekommen. Die Futternutzung von Zwischenfrüchten gewinnt deshalb besonders für Betriebe mit verfügbaren Ackerflächen an Bedeutung. Ohne Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt sind mit dieser Zusatznutzung auch keine Wunder zu erwarten.
Aufzeichnungen zeigen: Niederschlag verlagert sich auf Sommer und Herbst
Auswertungen langjähriger Aufzeichnungen zum Beispiel vom Großraum St.Pölten zeigen aber recht deutlich, dass einerseits die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen mit den Jahresmitteltemperaturen zwar gestiegen sind, die Verteilung der Regenmengen aber eine Verlagerung weg vom Frühjahr in Richtung Sommer und Herbst zeigt. In diesem Zeitraum könnten Zwischenfrüchte gut ihre Stärken ausspielen.
Zwischenfrüchte sind nicht neu
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist keine neue Erfindung. Viele Praktiker haben hier ihre individuellen Lösungen gefunden. Passend zum Betrieb und zur Fruchtfolge haben sie Arten und Mischungen entdeckt und können aufgrund ihres Erfahrungsschatzes bereits als Experten betrachtet werden.
Überregionaler Versuch soll Potenzial des Zwischenfruchtanbaus klären
Doch wo genau liegen nun diese Stärken des Zwischenfruchtanbaus? Wie sieht es mit dem Ertragspotenzial und dem Futterwert aus und welche Mischungen bringen besonders gute Ergebnisse? Um all diese Fragen zu beantworten, haben sich die Landwirtschaftlichen Fachschulen Pyhra, Warth und Edelhof gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich zu einem überregionalen Versuch zusammengeschlossen.
Zwischenfruchtanbau-Versuch: Die Ausgangslage
Unsicherheiten über die Wahl der für den jeweiligen Betrieb und Standort passenden Mischungen sollen in diesem für zwei Jahre angelegten Projekt weitgehend ausgeräumt werden und folgende Versuchsfragen beantwortet werden:
- Welches Ertragspotenzial haben die Kulturen?
- Wie gut eignen sich die Zwischenfrüchte als Grünfutter?
- Ist auch eine Konservierung als Silage möglich?
- Welchen Futterwert haben die erzeugten Silagen?
- Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Zwischenfrüchte auf den Ertrag der Folgekultur Silomais?
- Wie teuer kommt die Produktion dieses Zusatzfutters schlussendlich?
16 Varianten im Zwischenfruchtanbau-Versuch getestet
Sechzehn verschiedene Varianten mit handelsüblichen Mischungen bzw. Einzelkomponenten wurden gemeinsam ausgewählt und für den Anbau vorbereitet. Darunter acht Varianten, die nur eine Herbstnutzung zulassen und über den Winter abfrieren sowie weitere acht, die auch im Frühjahr geerntet werden können. Von Grünroggen, Sorghum, Grünmais, Sandhafer bis hin zum Futterraps und Landsberger Gemenge wurden alle Varianten nach Getreidevorfrucht angebaut. Sogar eine "normale“ handelsübliche billige Begrünungsmischung wurde zu Vergleichszwecken dazugestellt und auch eine Untersaatvariante schon in der Vorfrucht vorbereitet.
Nicht überwinternde Mischungen im Zwischenfruchtanbau-Versuch
Variante | Nicht überwinternde Mischungen | Komponenten |
1 | Kleegrasmischung EZ | Perserklee, Alexandrinerklee, Einj. Raygras, Bastardraygras |
2 | Leguminosengemenge spät | Sojabohne, Ackerbohne, Futtererbse, Saatwicke |
3 | Wassergüte früh | Phacelia, Alexandrinerklee, Krumenklee, Mungo |
4 | Sandhafer-Mix | Sandhafer, S-Futterraps, Alexandrinerklee |
5 | Sudangras-Mix | Sorghum (Susu), Sommerwicke, Alexandrinerklee |
6 | Hybridsorghum Susu | Sorghum (Nutrihoney) |
7 | Grünmais | Grünmais |
8 | Versuchsmischung | Sudangras, Sommerwicke, Inkarnatklee, Raygras |
Überwinternde Mischungen im Zwischenfruchtanbau-Versuch
Variante | Überwinternde Mischungen | Komponenten |
9 | Greenstar AF1 | Ital. Raygras (tetraploide und diploide Sorten) |
10 | Futterprofi EI | Bastardraygras, Einj. Raygras, Inkarnatklee |
11 | Greenstar Trippel N | Ital. Raygras, Sommerwicke, Inkarnatklee |
12 | Grünschnittroggen | Grünschnittroggen (Beskyd) |
13 | Landsberger Gemenge ST1 | Ital. Raygras, Bastardgras, Inkarnatklee, Winterwicke |
14 | Rotkleegrasmischung RS | Rotklee, Engl. Raygras, Ital. Raygras, Bastardraygras |
15 | Winterfutterraps | Winterraps (Fontan) |
16 | Untersaat mit RS | Rotklee, Engl. Raygras, Ital. Raygras, Bastardraygras |
Versuchsdetails
Die Versuche wurden im August 2020 an den genannten Lehr- und Versuchsbetrieben als Exaktversuch mit drei Wiederholungen angelegt und die Grünmasseerträge der Herbsternte wurden bereits erhoben.
Ergebnis: Kleegrasmischung und Sandhafer-Mix lieferten beste Grünmasseerträge
Bedingt durch die anhaltend feuchte Witterung Anfang August verschob sich der geplante Anbautermin etwas nach hinten und für die wärmeliebenden Frühstarter wie Grünmais oder Sorghum blieb dadurch weniger Spielraum zur optimalen Entwicklung. Dadurch lieferten bei der Ernte der Herbstvarianten vor allem die einsömmerige Kleegrasmischung und auch der Sandhafer-Mix die besten Grünmasseerträge.
Futterverschmutzung als Herausforderung für Silagen
Von allen Varianten werden auch Mikrofermentationsversuche angelegt, um feststellen zu können, wie gut sich das angewelkte Pflanzenmaterial auch zur Konservierung als Silage eignet. Bei der Ernte im Herbst konnte festgestellt werden, dass die starke Futterverschmutzung wohl eine der größten Herausforderungen für gute Silagen aus Zwischenfrüchten in der Praxis sein wird.
Ausblick
Die Frühjahrsernte der überwinternden Varianten und die Ergebnisse der Fermentationsversuche werden nach dem ersten Versuchsjahr einen vorläufigen Überblick über die Stärken und Schwächen der Futterpflanzen verschaffen. Erfahrungen betreffend richtiger Anbauzeitpunkt und Zusammensetzung mancher Mischungen werden in das zweite Versuchsjahr einfließen.
Der Autor
Dipl.-HLFL-Ing. Johannes Bartmann
ist Pflanzenbaulehrer und Versuchsleiter für Pflanzenbau an der
Landwirtschaftlichen Fachschule in Pyhra bei St.Pölten, NÖ
ist Pflanzenbaulehrer und Versuchsleiter für Pflanzenbau an der
Landwirtschaftlichen Fachschule in Pyhra bei St.Pölten, NÖ