Geflügel ausgewogen ernähren
Je nach Art des Geflügels, dessen Haltungsform und dem Alter der Tiere, setzen sich die Einzelfutterkomponenten zu einem ausgewogenen Geflügelfutter zusammen. Zudem spielen Futterstruktur, Fütterungstechnik, Umwelteinflüsse sowie die Jahreszeiten maßgebliche Rollen. Somit ist es auch nicht möglich, ein Masthühnerfutter mit einem Legehennenfutter zu vergleichen. Was jedoch für jeden einzelnen Geflügelhalter unerlässlich sein muss, ist das spezielle Wissen über genau seine Geflügelart und dessen Bedarf in allen Lebens- und Leistungsphasen. Denn der Hauptkostenfaktor jeder Geflügelhaltung sind die Futtermittelkosten.
Futter ist Hauptkostenfaktor
So liegt zum Beispiel der prozentmäßige Futtermittelkostenanteil bei der Junghennenaufzucht bei etwa 35 Prozent, bei Masthühnern bei rund 56 Prozent und bei Legehennen bei über 69 Prozent. Genau aus diesen Gegebenheiten ist es so wichtig – egal ob Fertigfutter zugekauft oder das Futter selbst auf dem Hof gemischt wird – genau über die richtige Rezeptur, die den Bedarfswerten der Tiere entsprechend der Leistungsperiode gemischt wird, Bescheid zu wissen. Wenn man bedenkt, dass wir zu über 99 Prozent Hybridrassen in unseren Stallungen halten, welche darauf gezüchtet wurden tagtäglich, Höchstleistungen zu erbringen, muss der Vergleich zu einem Spitzensportler erlaubt sein. Nur wer das beste Team, die beste Ernährung, die beste Betreuung, das beste Management im Hintergrund hat, wird am Siegespodest stehen beziehungsweise in den Stallungen Spitzenleistungen erzielen können. Dieser übergeordnete Chef eines solch erfolgreichen Teams ist in unserem Fall der Geflügellandwirt. Nur wenn alle Einflussfaktoren im Einklang sind, kann dauerhaft gewinnbringend gewirtschaftet werden.
Stallklima
Beginnen wir beim Stallklima, welches wiederum maßgeblich von der Kotkonsistenz der Tiere beeinflusst wird. Unter all den anderen Faktoren, wie Stallklima oder Trinkwasserqualität, spielt hierbei die richtige Rezepturwahl eine der wichtigsten Rollen. Denn aus leichten Verdauungsproblemen werden schnell Durchfallerkrankungen, was wiederum zu vermehrter Wasseraufnahme und zu einer feuchteren Einstreu führt. Bei einer Einstreufeuchtigkeit über 30 Prozent beginnt dann wiederum der Zersetzungsprozess des Eiweißes im ausgeschiedenen Kot, was schlussendlich in einer Ammoniakbelastung endet. Schuld an diesem Missstand könnte womöglich eine unpassende Futterwahl gewesen sein.
Um ein erfolgreicher Geflügellandwirt zu sein, bedarf es über die wesentlichsten Parameter Bescheid zu wissen:
- Welche Geflügelart, mit welchem Alter und Gesundheitsstatus
- Tiergewichte und aktuelle Leistung
- Verhältnis Futter : Wasser sowie die Futterphase und deren Inhaltsstoffe
- Stallklima und dessen aktuelle Einflüsse je nach Jahreszeit
Futterstruktur
Egal ob mehliges Futter, gepresstes, selbst gemischtes oder zugekauftes. Entscheidend ist, selektives Fressen zu verhindern. Eintagsküken benötigen andere Kalibrierungen als Zehntagesküken oder erwachsene Legehennen, Puten beziehungsweise Zuchttiere. Wer sein Futter zukauft, darf sich hier auf seinen Lieferanten berufen, jedoch sollte sich jeder über diverse Managementguides der Zuchtfirmen am Laufenden halten. Kommt gepresstes Futter zum Einsatz, ist zusätzlich darauf zu achten, dass das Granulat oder der Pellet nicht zu hart, aber auch nicht zu weich ist. Denn ein zu harter Pellet bewirkt eine verminderte Futteraufnahme, da er Schmerzen verursacht. Ein zu weicher Pellet zerfällt zu Mehl, was ebenso zu einer niedrigeren Futteraufnahme des Geflügels führt. Von technischer Seite her kann vor allem gepresstes Futter negativ beeinflusst werden, indem es zu oft beziehungsweise zu lange bevor es gefressen wird, in der Futterzuförderung oder der Futterumlaufkette manipuliert wird.
Empfohlene Korngrößenverteilung für Kükenstarter, Küken-Alleinfutter, Jung- und Legehennen-Alleinfutter (Mehlform)
Siebgröße | Passierender Anteil | Siebgrößen-Intervall | Anteil im Intervall |
0,5 mm | 19 % | 0–0,5 mm | 19 % |
1,0 mm | 40 % | 0,51–1,0 mm | 21 % |
1,5 mm | 75 % | 1,01–1,5 mm | 35 % |
2,0 mm | 90 % | 1,51–2 mm | 15 % |
2,5 mm | 100 % | > 2 mm | 10 %* |
Ideale Futterarten und Partikel- bzw. Pelletgrößen
Alter | Futterart | Darreichungsform und Größe |
0–10 Tage | Starter | Mehl: 1,5–3,0 mm Durchmesser oder Mini-Pellets: 1,6–2,4 mm Stärke, 4,0–7,0 mm Länge |
11–18 Tage | Mast (normalerweise das erste Anbieten von Mast-Futter) | Mehl: 1,5–3,0 mm Durchmesser oder Mini-Pellets: 1,6–2,4 mm Stärke, 4,0–7,0 mm Länge |
19–24 Tage | Mast | Pellets: 3–4 mm Durchmesser, 5,0–8,0 mm Länge |
25 Tage bis Schlachtung | Endmast | Pellets: 3 – 4 mm Durchmesser, 5,0–8,0 mm Länge |
Selbstmischer
Bei jenen Landwirten, die ihr Geflügelfutter selber herstellen, liegt auch die volle Verantwortung in deren eigenen Händen. Beginnend bei der Konservierung, über die Lagerung, die Vielfältigkeit von Futterkomponenten bis hin zur Rezepturerstellung sowie selbstverständlich dem Schrot- und Mischvorgang, spielt auch für den Selbstmischer die Homogenität bei der Futtermittelstruktur eine der maßgeblichsten Rollen. Kann wegen fehlender Technik kein gleichmäßig strukturiertes Futter hergestellt werden, muss das Fütterungsmanagement umso ausgeklügelter sein. Liegt grobes Futter vor, wie es oftmals bei der Maisganzkornfütterung der Fall ist, dürfen nicht nur die dominanten Tiere im Stall die groben Futterteile fressen beziehungsweise die schwächeren die feinen Futterteile. Das würde innerhalb kurzer Zeit bei beiden Gruppen zu Leistungseinbußen und sogar Organschäden führen. Die groben Futterbestandteile sind vorrangig auch die energiereichen. Was den Tieren dann fehlt, sind Mineralstoffe, Vitamine, Eiweiß etc., die in den Feinteilen enthalten sind. Genau umgekehrt ist es wiederum bei jenen Tieren, die nur die Feinteile abbekommen. Abhilfe kann hier wiederum der Landwirt selbst mit einem raffinierten Fütterungsintervall schaffen. Hierbei wird in sogenannten Blöcken mehrmals hintereinander gefüttert. Ist die Futterstruktur wiederum zu fein, müssen die Tiere meist zusätzlich zum Fressen animiert werden, was bei einer maschinellen Fütterung durch kurzes, mehrmaliges Anlaufen-Lassen der Fütterung am Tag möglich ist.
Wasserqualität
Ebenso wird das Stallklima, die Einstreu, die Fußballen etc. zusätzlich durch die Wasserqualität sowie die Hygiene des Tränkesystems und damit verbunden dem täglichen Wasserverbrauch beeinflusst. Wenn das tägliche Verhältnis von Futter zu Wasser nicht den Vorgaben der Zuchtfirmen entspricht (Tabellen unten), muss bei der Stalltemperatur, der Wasserqualität in den Tränken und den Futtermittelrezepturen nachjustiert werden. Denn dieses Futter-zu-Wasser-Verhältnis stellt einen der wichtigsten Managementparameter für jeden Geflügelhalter dar.
Wasserverbrauch von Masthühnern
Alter der Tiere in Tagen | Wasseraufnahme/1.000 Küken/Tag in Liter |
7 | 58–65 |
14 | 102–115 |
21 | 149–167 |
28 | 192–216 |
35 | 232–261 |
42 | 274–308 |
49 | 309–347 |
56 | 342–385 |
Wasserverbrauch von Junghennen für Legezwecke während der Aufzuchtphase (bei 18–22 Grad Stalltemperatur)
Futterverzehr g/Tier/Tag | 15 °C | 20–25°C | 25–30°C | 30–35°C |
82 | 148 | 163 | 227 | 401 |
86 | 155 | 174 | 242 | 424 |
91 | 163 | 182 | 254 | 447 |
95 | 170 | 189 | 265 | 469 |
100 | 182 | 201 | 280 | 492 |
104 | 189 | 208 | 291 | 515 |
109 | 197 | 220 | 307 | 538 |
113 | 204 | 227 | 318 | 560 |
118 | 212 | 238 | 333 | 579 |
122 | 220 | 246 | 344 | 602 |
127 | 227 | 254 | 356 | 625 |
Wasser : Futter-Verhältnis | 1,8:1 | 2:1 | 2,8:1 | 4,9:1 |
Wasserverbrauch von Legehennen bei unterschiedlichen Umgebungstemperaturen
Futterverzehr g/Tier/Tag | 15 °C | 20–25°C | 25–30°C | 30–35°C |
82 | 148 | 163 | 227 | 401 |
86 | 155 | 174 | 242 | 424 |
91 | 163 | 182 | 254 | 447 |
95 | 170 | 189 | 265 | 469 |
100 | 182 | 201 | 280 | 492 |
104 | 189 | 208 | 291 | 515 |
109 | 197 | 220 | 307 | 538 |
113 | 204 | 227 | 318 | 560 |
118 | 212 | 238 | 333 | 579 |
122 | 220 | 246 | 344 | 602 |
127 | 227 | 254 | 356 | 625 |
Wasser : Futter-Verhältnis | 1,8:1 | 2:1 | 2,8:1 | 4,9:1 |