Den JUNGEN mehr Beachtung schenken
Hand aufs Herz, wer kümmert sich wirklich besonders um die junge Generation. Sei es bei der erstmaligen Eingliederung als Kalbin in die Herde, sowie bei der späteren Rationsgestaltung? Dabei hat besonders diese Gruppe spezielle Bedürfnisse.
Wann eine Kuh wirklich ausgewachsen ist, bringt man oft mit dem 3. Zahnwechsel in Verbindung, der sich im Altersbereich zwischen 39 und 40 Monaten (3,25 Jahre) abspielt, spätestens aber mit vier Jahren abgeschlossen sein soll.
Auf alle Fälle entwickelt sich die Kuh hinsichtlich Größe und Gewicht in ihrer ersten Laktation weiter, wodurch logischerweise ihre Anforderungen hinsichtlich Nährstoffversorgung und auch Haltungsbedingungen ganz andere sind.
Auf alle Fälle entwickelt sich die Kuh hinsichtlich Größe und Gewicht in ihrer ersten Laktation weiter, wodurch logischerweise ihre Anforderungen hinsichtlich Nährstoffversorgung und auch Haltungsbedingungen ganz andere sind.
Eingliederung in die Herde
Die werdenden "Jung-Mütter" haben noch ein völlig anderes Entwicklungspotential und sind daher auch "anfälliger" als ihre älteren Artgenossen.
Daher mindestens 6 - 8 Wochen vor dem Abkalbetermin Eingliederung in die Herde.
- Sie sind noch im Wachsen begriffen; vor allem das Euter muss sich noch entwickeln.
- Sie haben ein anderes Futteraufnahmevermögen und Fressverhalten.
- Stehen in der Rangordnung meistens ganz unten.
- Hochträchtige Kalbinnen erst kurz vor der Abkalbung eingliedern verursacht enormen Stress für das Tier.
Daher mindestens 6 - 8 Wochen vor dem Abkalbetermin Eingliederung in die Herde.
- Angewöhnung an das Halte- und Melksystem (Liege-, Fress-, Melkbereich; Laufgänge)
- Kontakt mit Herdengefährten (Herden- bzw. Rangkämpfe brauchen seine Zeit)
- Am besten wäre es die angehenden Jungkühe in einer Gruppe mit gleichaltrigen Altersgenossen einzugliedern (bei kleineren Beständen oft ein Problem)
- Aufbau stallspezifischer Abwehrstoffe besonders für die Biestmilch
Haltung
- Die Tiere müssen in der neuen Herdenstruktur erstmal ihren Platz finden und dabei sind Rangkämpfe nicht auszuschließen. Sie müssen aber auch die Möglichkeit haben ihren Herdengefährtinnen auszuweichen. Daher benötigt jedes Tier einen eigenen Fress- und Liegeplatz.
- Klauenkontrolle bzw. Klauenpflege ganz wichtig.
- Je mehr Komfort für das Tier umso leichter fällt die Umstellung
Fütterung
Vor der Abkalbung
- Eingliederung in den Trockensteherbereich
- Reduzierter Energiegehalt der Ration zwischen 5,5 MJ NEL/kg TM und 6,0 MJ NEL/kg je nachdem ob
- 2-phasige (Frühtrockenstehzeit und Vorbereitungsfütterung) oder
- 1-phasige (Beginn bis Ende der Trockenstehzeit gleiche Rationszusammensetzung) Trockensteherfütterung
- Reduzierter Energiegehalt der Ration zwischen 5,5 MJ NEL/kg TM und 6,0 MJ NEL/kg je nachdem ob
- Futteraufnahme
- Egal ob Alt oder Jung, wichtig ist, dass die Tiere in der Trockenstehzeit hinsichtlich Futteraufnahme ihr volles Potential ausschöpfen können. Denn das ist die Voraussetzung für einen optimalen Start in die neue Laktation.
Dabei scheint für die Kalbinnen (=Färsen) die 1-phasige Variante von Vorteil zu sein (Graphik 1)
- Egal ob Alt oder Jung, wichtig ist, dass die Tiere in der Trockenstehzeit hinsichtlich Futteraufnahme ihr volles Potential ausschöpfen können. Denn das ist die Voraussetzung für einen optimalen Start in die neue Laktation.
Graphik 1: Verlauf der TM-Aufnahme von Kühen und Färsen in der Trockenstehphase und Fühlaktation (Wochenmittelwerte)
Nach der Abkalbung
- Milchleistung
Die höhere Futteraufnahme während der Trockenstehzeit beim 1-phasigen System wirkt sich vor allem für die Färsen deutlich positiv auf die Milchleistung aus wie Graphik 2 zeigt. Bei den älteren Artgenossen ist dieser Effekt geringer.
Graphik 2: Verlauf der Milchleistung von Kühen und Färsen in der Frühlaktation (Wochenmittelwert)
Futteraufnahme
- Obwohl bei den Erstlingskühen die Trockenmasseaufnahme um etwa 15 bis 20% niedriger ist, müssen sie viel öfters an die Futterquelle, um ihren Nährstoffbedarf zu decken.
- Untersuchungen haben gezeigt, dass Erstlingskühe nahezu doppelt so oft zum Futtertisch gehen, als ihre älteren Artgenossen.
- Dabei brauchen sie deutlich länger um dieselbe Futtermenge zu "verdrücken" wie die Älteren.
- Daher sieht man Erstlingskühe sehr oft außerhalb der Hauptfresszeiten am Futtertisch.
- Damit die Jungen das bewältigen können, brauchen sie vor allem gesunde Klauen. Daher Klauenpflege unbedingt bereits rechtzeitig vor der Abkalbung durchführen.
- Dazu die Ergebnisse aus 2 verschiedenen Untersuchungen in Tabelle 1 und Graphik 3.
Tabelle 1: Verhalten der Jungkühe zu älteren Kühen hinsichtlich Fressverhalten und Energieaufnahme (Werte gerundet)
Graphik 3: Vergleich Futteraufnahme und Fressplatzbesuche zwischen Erstlingskühen (Fräsen) und Mehrkalbskühen.
Bei diesem Versuch mussten die Jungkühe ein um ein 1/3 höheres Laufpensum aufwenden als die älteren Damen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken.
Bei diesem Versuch mussten die Jungkühe ein um ein 1/3 höheres Laufpensum aufwenden als die älteren Damen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken.
Kraftfutterzuteilung
Jungkühe haben eine flachere Laktationskurve und sind schneller in einer positiven Energiebilanz nach der Abkalbung ald die älteren Kolleginnen. Das ist auch gut so, denn die Jungen müssen neben der Milchproduktion noch Energie für das Wachstum aufwenden. Daher ist besonders bei der Kraftfutterzuteilung einiges zu beachten.
- Menge
Erstlingskühe fressen insgesamt weniger Futter und daher ist auch die KF-Höchstmenge darauf abzustimmen. Denn würde man die gleiche Höchstmenge verabreichen wie für die Mehrkalbskühe, dann erhöht sich der KF-Anteil in der Ration und die Gefahr einer Pansenübersäuerung (Acidose) steigt. Wenn dann die Jungen oft genau so viel melken wie die "Alten", dann kommt man sehr oft in die Versuchung ihnen genau so viel KF zu geben wie den Älteren. - Zeitrahmen
Egal, ob Jung oder Alt, die Futteraufnahme hinkt nachh der Abkalbung der Milchproduktion deutlich hinterher. Wir die KF-Menge zu Beginn innerhalb kürzester Zeit gesteigert, dann wird deutlich mehr Grundfutter verdrängt und die Acidosegefahr steigt. Dazu kommt noch, dass damit die Milchproduktion noch mehr angeheizt wird und sich die Situation noch mehr verschlimmert.
Tabelle 2: Vergleich der Milchleistung und der Futteraufnahme von Jungkühen und Mehrkalbskühen
Hier sieht man ganz deutlich, dass die höchste Milchleistung erst in der 6./7. Woche erreicht wird, sowohl von den Jungen, als auch von den Alten. Die Futteraufnahme hingegen erreicht jedoch deutlich später ihren Höhepunkt.
Diese Erkenntnis sollte bei der "KF-Anfütterungsphase" berücksichtigt werden.
Nach Erreichen der KF-Höchstmenge nach der Abkalbung ist die allgemeine Empfehlung diese noch 2 bis 3 Wochen auf diesem Level zu belassen und dann das KF nach Leistung zuzuteilen. Hier sollte man für die Jungkühe diesen Zeitrahmen um 1 bis 2 Wochen verlängern und dann erst das KF nach Leistung zuteilen. Damit wird dem höheren Energieverbrauche für das zusätzliche Wachstum Rechnung getragen.
Zusammenfassung
Eingliederung in die Herde
Haltung
Fütterung
Trockenstehbereich
- 6 bis 8 Wochen vor Abkalbetermin
- Angewöhnung an das Halte- und Melksystem
- Klauenpflege
- Feststellen der Rangordnung
Haltung
- Optimaler Kuhkomfort
- Fress-, Liegeplatzverhältnis 1:1
Fütterung
Trockenstehbereich
- Je mehr sie fressen, umso besser starten sie in ihre erste Laktation.
- Die angehende Jungkuh muss hier ihr Futteraufnahmevermögen voll ausschöpfen können
- Bei Mischrationsvorlage hat sich die 1-phasige Trockensteherfütterung positiv auf die Milchleistung in der folgenden Laktation ausgewirkt (Graphik 2)
- Sie haben ein deutlich geringeres Futteraufnahmevermögen von durschnittlich 15 bis 20 %.
- Auf Grund ihrer niedrigeren Rangordnung sind sie fast doppelt so oft auf den Beinen wir ihre älteren Kolleginnen, um zum Futtertisch zu gelangen.
- Dazu kommt noch die langsamere Fressgeschwindigkeit
- Gesunde Gliedmaßen und Klauen sind dabei von enormer Bedeutung.
- Sowohl bei Jung und Alt steigt die Milchleistung deutlich schneller an, als die Futteraufnahme.
- Daher die KF-Anfütterung keinesfalls zu schnell beenden.
- Je höher die eingesetzte KF-Menge umso länger die Anfütterungsphase hinausziehen (30 bis 35 Tage).
- Da sie insgesamt weniger fressen, sollte auch die KF-Einsatzmenge reduziert werden (15 bis 20%).
- Ansonsten erhöht sich der KF-Anteil in der Ration und die Acidosegefahr steigt.
- Die nach der Anfütterungsphase erreichte KF-Menge 1 bis 2 Wochen länger belassen, als bei den Mehrkalbskühen.
- Damit wird dem höheren Energieverbrauch für das zusätzliche Wachstum während der Laktation Rechnung getragen.
DI Wolfgang Reiter
Tel: 050/6902-1358
E-Mail: Wolfgang.Reiter@lk-ooe.at