Winterroggen: Tipps zu Anbau und Sortenwahl
Ausgangslage: Roggenimportland "Österreich"
Weltweit hat Roggen die letzten Jahrzehnte deutlich an Bedeutung verloren. Zuletzt betrug die Anbaufläche nur mehr etwa fünf Millionen Hektar. Der Großteil der Roggenfläche befindet sich in der Region zwischen Deutschland und Russland. In diesem Anbaugürtel liegen über 90 Prozent der weltweiten Anbauflächen. In den großen Getreideanbauregionen Europas, wie zum Beispiel in Frankreich und Großbritannien, besteht so gut wie keine Tradition im Roggenanbau.
Die österreichische Roggenernte fiel zuletzt recht bescheiden aus. 2021 soll diese laut AMA nur mehr 155.000 Tonnen betragen haben. In Österreich werden jährlich rund 100.000 Tonnen Brotroggen benötigt. Von der AMA geschätzte 80 Millionen Tonnen werden an Tiere verfüttert. Somit wurde Österreich 2021 wieder zu einem Roggenimportland.
Die österreichische Roggenernte fiel zuletzt recht bescheiden aus. 2021 soll diese laut AMA nur mehr 155.000 Tonnen betragen haben. In Österreich werden jährlich rund 100.000 Tonnen Brotroggen benötigt. Von der AMA geschätzte 80 Millionen Tonnen werden an Tiere verfüttert. Somit wurde Österreich 2021 wieder zu einem Roggenimportland.
Robuste und genügsame Getreidesorte
Roggen stellt geringe Ansprüche an Standort und Klima. Er ist selbstverträglich und kommt auch mit schwachen, höher gelegenen Standorten klar. Die Ansprüche an die Kalk- sowie an die Nährstoffversorgung sind gering. Niedrige pH-Werte – also saure Böden – sind für ihn kein Problem.
Roggen durchläuft die Bestockungsphase sehr schnell, womit er die Winterfeuchtigkeit gut ausnutzen kann. Somit kommt er mit Trockenphasen im Frühjahr um einiges besser zurecht als der anspruchsvollere Weizen.
Worauf bei der Aussaat von Roggen achten?
Roggen kann zwischen dem 20. September und dem 15. Oktober ausgesät werden. Frühe Aussaaten sollten dabei bei raueren Klimabedingungen durchgeführt werden. Wichtig ist, dass dich der Roggen noch ausreichend im Herbst bestocken kann, mit etwa drei Bestockungstrieben. Bei sehr frühen Saatterminen und guten Bedingungen, wie guter Wasserversorgung und optimalem Saatbett sind niedrige Saatstärken um die 200 keimfähige Körnern je Quadratmeter möglich. Bei normaler Saatzeit und guten Bedingungen sind 250 bis 300 Körner je Quadratmeter notwendig. Bei Spätsaaten sollte die Saatstärke auf 300 bis 350 Körner je Quadratmeter erhöht werden.

„Spezialproblem“ Mutterkorn
Roggen ist im Vergleich zu anderen Wintergetreidearten wenig krankheitsanfällig. Eine Besonderheit gibt es jedoch: Mutterkorn.
Der Mutterkornpilz kann nur geöffnete Blüten infizieren. Somit werden vor allem Fremdbefruchter wie Roggen und Triticale befallen.
Der Befall mit Mutterkorn ist sehr jahresabhängig. Dominiert kühles und regnerisches Wetter wie im Juni 2022, wird der Pollenflug des Roggens behindert. Die Roggenblüten bleiben länger geöffnet. Der Mutterkornpilz hat somit länger Zeit, die Blüte zu befallen.
Bei einem Mutterkornbefall entsteht der Schaden weniger durch einen Ertragsverlust als durch die giftigen Alkaloide. Am 25. August 2021 hat die EU neue Höchstgehalte für Mutterkornsklerotien veröffentlicht. Für unverarbeiteten Roggen bleibt der bisherige Grenzwert von 0,5 Gramm je Kilogramm zunächst bestehen und wird zum 1. Juli 2024 auf 0,2 Gramm je Kilogramm gesenkt.

Was tun gegen Mutterkorn?
Eine Fungizidspritzung kann eine Infektion durch den Mutterkornpilz nicht verhindern. Vorbeugende Maßnahmen:
- Geprüftes Originalsaatgut verwenden. Der Hauptverbreitungsweg des Mutterkorns ist verunreinigtes Saatgut.
- Mutterkornanfällige Sorten meiden, hier gibt es Einstufungen der AGES.
- Wendende Bodenbearbeitung beim Anbau von Roggen nach Roggen.
- Feldränder und Brachflächen mulchen.
- Ungräsern im Roggenbestand bekämpfen.
- Zwiewuchs und Seitentriebe vermeiden.
- Standortwahl – windoffene Lagen verbessern den Pollenflug.
Vor dem Vermahlen reinigen
Reichen vorbeugende Maßnahmen nicht aus, muss das Erntegut vor dem Vermahlen gereinigt werden. Aufwendig wird es, wenn Mutterkörner bei mechanischer Belastung zerbrechen, zum Beispiel durch häufiges Umwälzen und Umlagern. Sie sind dann nur mehr schwer über die Größe auszusortieren.
Einige Mühlen und Händler reinigen die Partien dann mittels Farbausleser. Dabei werden Mutterkörner anhand ihrer Farbe von den Sensoren der Anlage erkannt und per Druckluft aus dem Erntegut entfernt.
LK Roggensortenversuch im Waldviertel
Bereits seit fast zehn Jahren prüft die LK NÖ Roggensorten unter Praxisbedingungen. In den letzten Jahren konnte ein Durchschnittsertrag von knapp über sieben Tonnen je Hektar erzielt werden.
Vor allem die standfesten und ertragsstarken Hybriden wie KWS Florano, KWS Jethro und KWS Tayo konnten überzeugen. Sowohl ertraglich als auch qualitativ liegen die Sorten voran. Die Populationssorten liegen ertraglich 15 bis 20 Prozent hinter den Hybridsorten.
Die spannendsten Sorten im Überblick
- KWS Berado (RWA): ertragsstarker Hybridroggen, sehr spätreif, sehr kurz und sehr standfest, geringe Mutterkornanfälligkeit (4), sehr fallzahlstabil
- KWS Receptor (RWA): ertragsstarker Hybridroggen, spätreif, knapp standfest, Bestnote bei Mutterkorn (3) wie bei Populationssorten
- KWS Florano (Probstdorfer SZ): ertragsstarker Hybridroggen, spätreif, sehr kurz und sehr standfest, mittlere Anfälligkeit bei Braunrost und Mutterkorn
- KWS Jethro (Die Saat): sehr ertragsstark (AGES Höchstnote), sehr standfest, etwas frühreiferer Hybrid, mittlere Gesundheit (Mutterkorn, Braunrost), sehr fallzahlstabil
- KWS Tayo (Saatbau): sehr ertragsstark (AGES Höchstnote), kurz, gute Braunrostresistenz, geringe Mutterkornanfälligkeit (4), sehr stabile Fallzahl
- SU Forsetti (Saatbau): ertragsstark, etwas frühreiferer Hybrid, anfälliger gegenüber Mutterkorn (7) und Braunrost
- Dankowskie Turkus (Probstdorfer SZ): derzeit ertragsstärkste Populationssorte, sehr frühreif, deutlich kürzer und standfester als die bisher gelisteten Populationsroggen, mittlere Fallzahl, sehr gute Toleranz gegen Mutterkorn (3)