18.07.2019 |
von Dr. Marion Seiter
Vom Nutzen der Nützlinge - Teil 8
Gerste ist bereits geerntet, nun steht der Weizen an. In Oberösterreich werden in den nächsten Tagen rund 108.000 ha Getreide geerntet. Die Ernte verursacht eine regelrechte Flucht. Alle Insekten, ob nun Nützlinge, Schädlinge oder Indifferente (weder "gut" noch "böse") sind schlagartig heimatlos. Sie müssen Hals über Kopf weg.
Plötzlich sitzen Getreidehähnchen orientierungslos im Mais, Thripse (Fransenflügler) sind einfach überall und, und, und … es herrscht ein Durcheinander. Besonders jetzt brauchen die Tiere geeignete Zufluchtsorte. Extensive Wiesen und Weiden, Biodiversitätsflächen, Hecken, Einzelbäume, Feld- und Ufergehölze bieten sich an. Erreichen können sie diese aber nur wenn sie in unmittelbarer Nähe sind (Bewegungsradius 50 m). Außerdem muss dort auch was geboten werden. Zumindest Pollen für die Blütenbesucher und Beutetiere für die Jäger.
Wiesen und Weiden bieten dauerhaften Schutz, Nahrung und Überwinterungsmöglichkeiten.
Wiesen und Weiden bieten dauerhaften Schutz, Nahrung und Überwinterungsmöglichkeiten.
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Böschungen und Feldränder werden oft nicht beachtet. Gut so. Mäht man sie lediglich einmal im Jahr entwickelt sich dort oft eine artenreiche Flora die Nützlingen Unterschlupf bietet.
Hecken, Feld – und Ufergehölze beherbergen in der Krautschicht die kriechenden Insekten und in der Strauchschicht die fliegenden. Je älter die Gehölze sind, desto mehr Insekten können sie fassen. Am attraktivsten ist es, wenn immer ein paar der Gehölze blühen.
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Die heuer angesäten Blühstreifen dienen derzeit neben den Bienen und Hummeln vor allem den Nützlingen als Labstelle. Es tummeln sich Schwebfliegen, Laufkäfer, Schlupfwespen usw.
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Auch ältere Blühstreifen (ab drei Jahre), die im Laufe der Zeit "vergrasen" können Zuflucht für Nützlinge bieten. Sie werden aber aufgrund eines mangelnden Nahrungsangebotes bald wieder verlassen. Wichtig sind sie dennoch.
Die erste Auffangstelle, die die Nützlinge nach der Ernte erreicht haben wird nicht jene sein, wo sie überwintern. Wenn es nichts zu holen gibt, wandern sie wieder weiter.
Die erste Auffangstelle, die die Nützlinge nach der Ernte erreicht haben wird nicht jene sein, wo sie überwintern. Wenn es nichts zu holen gibt, wandern sie wieder weiter.
Das können sie aber nicht ohne weiteres, sie sind auf eine Vernetzung dieser Lebensräume angewiesen. Die Blühstreifen etc. müssen so in der Umgebung positioniert sein, dass sie wie auf Trittsteinen durch die Landschaft wandern können. Man spricht auch von sog. Trittsteinhabitaten.
Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass sich in den Blühstreifen, Waldrändern usw. viele Insekten wohlfühlen nicht nur die für uns nützlichen. So findet man derzeit zB die Schnellkäfer (Agriotes spp.) in Massen auf Doldenblütlern in Blühstreifen.
Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass sich in den Blühstreifen, Waldrändern usw. viele Insekten wohlfühlen nicht nur die für uns nützlichen. So findet man derzeit zB die Schnellkäfer (Agriotes spp.) in Massen auf Doldenblütlern in Blühstreifen.
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Diese Käfer sind die erwachsenen Drahtwürmer, sie sind harmlose Pollenbesucher, ihre Larven aber gefürchtete Schädlinge.