Luzernepotential mit Innovation voll ausschöpfen
Ein hoher Gehalt an Eiweiß bei ausreichend Strukturanteil, gute Trockenheitstoleranz aufgrund des tiefreichenden Wurzelsystems und damit verbunden auch positive Effekte auf die Bodenstruktur – alles Eigenschaften der Luzerne, die rinderhaltenden Betrieben weitgehend bekannt sind. Das Team von Kleekraft rund um Landwirt Wolfgang Mader hat ein innovatives Konzept entwickelt, mit dem aus der Luzerne auch für den Geflügel- und Schweinebereich ein hochwertiges Eiweiß-Futter hergestellt und die Pflanze somit in größerem Rahmen sinnvoll über mehrere Hauptnutzungsjahre in die Ackerfruchtfolge viehloser Betriebe eingebunden werden kann.
Auch Oberösterreichs Landwirtinnen und Landwirte sind bestrebt einen Beitrag zur Schließung der Eiweißlücke in Österreich zu leisten. Mit dem Konzept des „Klee-Kraft-Werk“ könnte zukünftig auch die Luzerne in Kombination mit anderen Futterpflanzen einen größeren Beitrag dazu leisten. Nach mehr als zehn Jahren der Entwicklung hat die Pilotanlage in Hofkirchen im Traunkreis den Regelbetrieb aufgenommen und verarbeitet in der Region angebaute Luzerne zu regionalem, hochwertigem Futtermittel.
Möglich macht dies ein innovatives Verfahren zum Aufschluss des geernteten Pflanzenmaterials, an-schließender Trocknung und Pelletierung. In der Pilotanlage können täglich rund 25 Tonnen Frischfutter verarbeitet werden. Das Luzernegemenge wird gemäht und sofort frisch eingebracht. Der fehlende Schritt des Anwelkens reduziert Verschmutzungen und hat einen positiven Einfluss auf die Qualität. Die weitere Aufbereitung erfolgt in einem mehrstufigen Verfahren. In einem ersten Verfahrensschritt gereinigt, angewärmt und dann blanchiert. In einem weiteren Schritt wird mittels einer Presse das Wasser abgeschieden. Im Anschluss wird das Material bei 50 ° C schonend getrocknet und schlussendlich pelletiert. Eine weitere Besonderheit: die gesamte Prozesskette ist in rund zwei Stunden abgeschlossen. Endergebnis ist ein hochwertiges Eiweißfuttermittel aus regionaler Produktion, welches sich gut handhaben lässt. Die Tagesleistung liegt bei 4,25 Tonnen Futterpellets.
Aktuell werden unterschiedliche Qualitäten produziert. Im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems wird bereits bei der Ernte am Feld eine Einteilung in unterschiedliche Qualitäten vorgenommen. Die Unterteilung des fertigen Produkts erfolgt nach dem Rohproteingehalt. Beginnend bei einem XP-Gehalt < 15 %, über eine Stufe mit einem XP-Gehalt zwischen 15 und 20 % bis hin zum Produkt mit der höchsten Qualität und einem XP-Gehalt von über 20 %.
Dass Verfahren selbst ist grundsätzlich sehr energieintensiv. Im Gegensatz zu ähnlichen, bereits be-stehenden Anlagen, zeichnet sich das „Klee-Kraft-Werk“ aber durch ein ausgeklügeltes und nachhaltiges Energiekonzept aus. Die notwendige Energie für die Verfahrensprozesse wird mittels Dachluftabsaugung, Photovoltaik, Hackschnitzelfeuerung und Wärmepumpe erzeugt. Aus dem Stromnetz wird im Bedarfsfall lediglich die notwendige Restenergie entnommen beziehungsweise die Überschussproduktion eingespeist. Die gesamte Anlage ist in einer Halle mit 20 x 40 Metern untergebracht. Diese Größe ist Teil des Anlagenkonzeptes – sie bietet Platz für die Dachluftabsaugung und die PV-Anlage. Ein weiterer Vorteil ist die dezentrale Organisation mit insgesamt wenig Logistik. Ein wesentlicher Beitrag um die Wertschöpfung in der Region zu halten.