06.06.2019 |
von Helmuth Raser, BSc
Jungsauen: Nutze ich ihre Leistungsfähigkeit?
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.06.06%2F1559811388056948.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.06.06/1559811388056948.jpg?m=MzYzLDI0Mg%3D%3D&_=1559811393)
Ein anonymer Vergleich der Leistungen von Jungsauen verschiedener Zuchtbetriebe bei verschiedenen Ferkelproduzenten liefert interessante Ergebnisse. Für den Vergleich wurden die Jungsauenleistungen niederösterreichischer Arbeitskreisbetriebe im Zeitraum 2015 bis 2018 herangezogen und den Zuchtbetrieben zugeordnet. Bei den lebend geborenen Ferkeln liegt die Differenz zwischen den einzelnen Produzenten von ÖHYB-Sauen, die in die Auswertung eingeflossen sind, bei etwa 0,5 Ferkeln je Wurf.
Jungsauenleistungen desselben Züchters
Vergleicht man hingegen die durchschnittlichen Wurfleistungen der Jungsauen bei den Ferkelproduzenten, die alle denselben Züchter haben, liegen zwischen den lebendgeborenen Ferkeln einzelner Betriebe etwa 1,5, in Einzelfällen sogar bis zu drei Ferkel.
Die Ergebnisse zeigen die erheblichen Auswirkungen, die das Eingliederungs- und Belegmanagement sowie die Gegebenheiten am Ferkelproduktionsbetrieb bereits auf die Leistungen im ersten Wurf der Tiere haben.
Die Ergebnisse zeigen die erheblichen Auswirkungen, die das Eingliederungs- und Belegmanagement sowie die Gegebenheiten am Ferkelproduktionsbetrieb bereits auf die Leistungen im ersten Wurf der Tiere haben.
Einfluss des Erstbelegalters
Der Einfluss des Erstbelegalters ist bekannt. Das durchschnittliche Erstbelegalter lag im Arbeitskreisvergleich mit 262 Tagen eher am oberen Ende der allgemeinen Empfehlungen. Jungsauen, deren Belegalter unter 220 Tagen lag, brachten durchschnittlich 11,5 lebendgeborene Ferkel zur Welt, während Sauen, die zwischen dem 221. und 280. Lebenstag belegt wurden, 11,7 Ferkel hatten. Jungsauen, die bei der Erstbelegung bereits älter als 280 Tage waren, brachten sogar nochmals knapp 0,3 Ferkel mehr.
Ein Grund könnten die reiferen Geschlechtsorgane der älteren Tiere sein. Ein weiterer, dass diese bis zur Belegung meist schon länger am Ferkelproduktionsbetrieb stehen, wodurch sie bereits mehr Zeit hatten, sich an das betriebsspezifische Keimmilieu anzupassen. Gewarnt sei davor, die Ergebnisse zu verallgemeinern und das Erstbelegalter zu hoch anzuheben. Zu alte und überfettete Jungsauen leiden vermehrt unter Fruchtbarkeits- und Fundamentproblemen, was sich auch auf die Lebensleistung niederschlägt.
Auf Einzelbetrieben zeigte sich nicht immer dasselbe Bild. Manche Betriebe machen bei der Erstbelegung auch mit jüngeren Tieren gute Erfahrungen. Dass nicht generell gilt „je älter desto besser“, demonstriert auch eine aktuelle deutsche Studie. In der Untersuchung wurden die höchsten Leistungen in einem Erstbelegalter zwischen dem 220. und 240. Lebenstag erzielt. Dieser Trend setzte sich im Versuch bis zum 5. Wurf fort. Tiere dieser Gruppe wurden vermehrt später remontiert und erreichten eine höhere Lebensleistung als die Vergleichstiere.
Ein Grund könnten die reiferen Geschlechtsorgane der älteren Tiere sein. Ein weiterer, dass diese bis zur Belegung meist schon länger am Ferkelproduktionsbetrieb stehen, wodurch sie bereits mehr Zeit hatten, sich an das betriebsspezifische Keimmilieu anzupassen. Gewarnt sei davor, die Ergebnisse zu verallgemeinern und das Erstbelegalter zu hoch anzuheben. Zu alte und überfettete Jungsauen leiden vermehrt unter Fruchtbarkeits- und Fundamentproblemen, was sich auch auf die Lebensleistung niederschlägt.
Auf Einzelbetrieben zeigte sich nicht immer dasselbe Bild. Manche Betriebe machen bei der Erstbelegung auch mit jüngeren Tieren gute Erfahrungen. Dass nicht generell gilt „je älter desto besser“, demonstriert auch eine aktuelle deutsche Studie. In der Untersuchung wurden die höchsten Leistungen in einem Erstbelegalter zwischen dem 220. und 240. Lebenstag erzielt. Dieser Trend setzte sich im Versuch bis zum 5. Wurf fort. Tiere dieser Gruppe wurden vermehrt später remontiert und erreichten eine höhere Lebensleistung als die Vergleichstiere.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.06.06%2F1559811171047875.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.06.06/1559811171047875.jpg?m=MzYzLDE3NQ%3D%3D&_=1559811173)
Unterschiede bei Erstbelegalter erheblich
Im Arbeitskreisvergleich fielen 7% der Erstbelegungen auf Tiere unter 220 Lebenstagen, 71% wurden zwischen dem 220. und 280. Tag gedeckt und 22% der Jungsauen waren älter als 280 Tage. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Betrieben erheblich. Es gab beispielsweise Betriebe, die kaum Tiere vor dem 220. oder nach dem 280. Lebenstag erstmals belegten und solche, die mehr als die Hälfte ihrer Jungsauen später als am 280. Lebenstag besamten.
Am meisten Umrauscher bei zweitem Wurf
Eine weitere Arbeitskreiserhebung zeigte, ähnlich wie in der genannten deutschen Studie, dass die Unterschiede aus den Jungsauenleistungen nur selten in den Folgewürfen wieder aufgeholt werden können. Warum besonders der zweite Wurf als Problemwurf bekannt ist, zeigt sich in den Umrauschern. Diese erreichen bei den meisten Betrieben im zweiten Wurf ihren Höchstwert und sollten bis zum Lebensende eher wieder rückläufig sein.
Wünschenswert wäre auch ein Anstieg der gesamtgeborenen und der lebendgeborenen Ferkel etwa bis zum vierten oder sogar fünften Wurf. Die abgesetzten Ferkel sollten zumindest bis zum dritten, besser vierten, Wurf ansteigen. (Siehe Grafik)
Wünschenswert wäre auch ein Anstieg der gesamtgeborenen und der lebendgeborenen Ferkel etwa bis zum vierten oder sogar fünften Wurf. Die abgesetzten Ferkel sollten zumindest bis zum dritten, besser vierten, Wurf ansteigen. (Siehe Grafik)
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.06.06%2F1559811173528126.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.06.06/1559811173528126.jpg?m=MzYzLDIxNg%3D%3D&_=1559811175)
Weniger abgesetzte Ferkel schon nach erstem Wurf
Während dieses Ziel bei den gesamt- und lebendgeborenen Ferkeln noch den meisten Betrieben gelingt, fallen die abgesetzten Ferkel in manchen Ställen bereits nach dem ersten Wurf stetig ab. Gewisse Kreuzungen sind zwar für dieses Phänomen bekannter als andere, die steigende Zahl lebendgeborener Ferkel nutzt solchen Betrieben allerdings wenig und erhöht die Verluste. Das ist nicht nur aus Tierschutzgründen zu hinterfragen.
Wenn sich ein solches Ergebnis nicht durch das gezielte Versetzen von Ferkeln zu jüngeren Sauen erklären lässt, sollte man besonders das Eingliederungsmanagement und die Adaptierung der Jungsauen an das betriebsspezifische Keimmilieu hinterfragen.
Eine erfolgreiche Selektion bei der Remontierung zeigt sich in einer flach abfallenden Leistungskurve. Im Idealfall steigen mit erhöhter Wurfnummer die totgeborenen Ferkel nur geringfügig und die Verluste bis zum Absetzen nicht an. Fällt die Leistung stark ab, sollte über ein früheres Ausscheiden bestimmter Sauen nachgedacht und die Remontierungsquote erhöht werden.
Spezialisten setzen bis über den zehnten Wurf hinaus mehr als zehn Ferkel ab und erreichen pro ausgeschiedener Sau eine durchschnittliche Lebensleistung von über neun Würfen mit bis zu 100 und mehr abgesetzten Ferkeln. Der Durchschnittsbetrieb schafft bei 6,5 Würfen 57,2 abgesetzte Ferkel. Allerdings liegt die durchschnittliche Wurfanzahl beim Ausscheiden einer Sau in Österreich höher als in vielen andern Ländern.
Mehr als 39% der Tiere der Arbeitskreisbetriebe erreichen mehr als sieben Würfe. Manche Zuchtunternehmen empfehlen einen wesentlich früheren Remontierungszeitpunkt für ihre Genetik. Die endgültige Entscheidung hängt vom Einzelbetrieb ab. Einige der genannten Kennzahlen kann jeder Betrieb leicht für sich selbst über den Online-Sauenplaner der österreichischen Erzeugerorganisationen abrufen. Die Auswertungen erhält man über die "Vergleichsauswertung“ sowie die "Ausscheidungsursache Sauen“.
Auch mit vielen anderen Managementprogrammen für Ferkelproduktionsbetriebe können ähnliche Auswertungen erstellt werden. Bei der Interpretation kann ein Berater helfen und man kann die Vergleichsmöglichkeit innerhalb eines Arbeitskreises nutzen. Dort werden solche und ähnliche Kennzahlen regelmäßig gegenübergestellt und unter Bedacht auf die betriebsindividuellen Gegebenheiten diskutiert.
Wenn sich ein solches Ergebnis nicht durch das gezielte Versetzen von Ferkeln zu jüngeren Sauen erklären lässt, sollte man besonders das Eingliederungsmanagement und die Adaptierung der Jungsauen an das betriebsspezifische Keimmilieu hinterfragen.
Eine erfolgreiche Selektion bei der Remontierung zeigt sich in einer flach abfallenden Leistungskurve. Im Idealfall steigen mit erhöhter Wurfnummer die totgeborenen Ferkel nur geringfügig und die Verluste bis zum Absetzen nicht an. Fällt die Leistung stark ab, sollte über ein früheres Ausscheiden bestimmter Sauen nachgedacht und die Remontierungsquote erhöht werden.
Spezialisten setzen bis über den zehnten Wurf hinaus mehr als zehn Ferkel ab und erreichen pro ausgeschiedener Sau eine durchschnittliche Lebensleistung von über neun Würfen mit bis zu 100 und mehr abgesetzten Ferkeln. Der Durchschnittsbetrieb schafft bei 6,5 Würfen 57,2 abgesetzte Ferkel. Allerdings liegt die durchschnittliche Wurfanzahl beim Ausscheiden einer Sau in Österreich höher als in vielen andern Ländern.
Mehr als 39% der Tiere der Arbeitskreisbetriebe erreichen mehr als sieben Würfe. Manche Zuchtunternehmen empfehlen einen wesentlich früheren Remontierungszeitpunkt für ihre Genetik. Die endgültige Entscheidung hängt vom Einzelbetrieb ab. Einige der genannten Kennzahlen kann jeder Betrieb leicht für sich selbst über den Online-Sauenplaner der österreichischen Erzeugerorganisationen abrufen. Die Auswertungen erhält man über die "Vergleichsauswertung“ sowie die "Ausscheidungsursache Sauen“.
Auch mit vielen anderen Managementprogrammen für Ferkelproduktionsbetriebe können ähnliche Auswertungen erstellt werden. Bei der Interpretation kann ein Berater helfen und man kann die Vergleichsmöglichkeit innerhalb eines Arbeitskreises nutzen. Dort werden solche und ähnliche Kennzahlen regelmäßig gegenübergestellt und unter Bedacht auf die betriebsindividuellen Gegebenheiten diskutiert.
Züchter oder Genetik?
Wenn die Leistungen der Jungsauen nicht entsprechen, werden oft Züchter oder die Genetik in Frage gestellt. Schaut man genauer hin, zeigt sich in vielen Fällen ein wesentlich komplexeres Bild. Unbestreitbar gibt es Unterschiede zwischen Tieren einzelner Züchter, Sauenlinien und Genetiken, die nicht zu vernachlässigen sind. Über die Vor- und Nachteile einzelner Genetiken kann man Stammtischrunden und Fachbücher füllen, ohne zu einem Konsens zu gelangen, da schlussendlich nicht jede Genetik für jeden Betrieb gleich gut geeignet ist.
Hinzu kommt, dass die österreichische Vermarktung mit ihren fleischbetonten Mastendprodukten sehr spezielle Anforderungen stellt.
Hinzu kommt, dass die österreichische Vermarktung mit ihren fleischbetonten Mastendprodukten sehr spezielle Anforderungen stellt.