Innovation und Nutztierhaltung
Die Entwicklung der Landwirtschaft war schon seit jeher durch Innovationen geprägt. Laufend werden in der Landwirtschaft Produktionsverfahren verbessert und Ressourcen effizienter eingesetzt, um einerseits die Versorgungsleistung zu sichern und andererseits auch eine Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen anbieten zu können. Die Burgenländische Landwirtschaftskammer unterstützt Betriebe in ihrer Entwicklung, dabei ist die Begleitung bei Innovationen ein wichtiges Anliegen. Das Beratungs- und Bildungsangebot der Landwirtschaftskammer versucht diesen Bereich weiter auszubauen. Eine Bildungsveranstaltung am 15.03.2019 befasst sich intensiv mit dem Thema Innovation, wobei die Nutztierhaltung im Fokus steht.
Zum Begriff Innovation
Innovation in der Landwirtschaft heißt Veränderungen vornehmen und neue Wege gehen. Alte Pfade verlässt man, wenn man eine neue Idee umsetzt oder aufgrund eines entsprechenden wirtschaftlichen Drucks dazu veranlasst wird. Innovation heißt wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“ und wird allgemein als Begriff für neue Ideen und Erfindungen verwendet. Im wirtschaftlichen Bereich resultieren im engeren Sinne Innovationen erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche Anwendung finden und den Markt durchdringen. Der Begriff Exnovation beschreibt das Gegenteil, nämlich die Abschaffung von Altem.
Innovation in der Landwirtschaft hat viele Gesichter
Innovationen sind verschiedenen Kategorien zuzuordnen. Produktinnovationen können durch das Angebot neuer oder weiterentwickelter Erzeugnisse oder Dienstleistungen Einkünfte erschließen, Prozessinnovationen ermöglichen veränderte Erzeugungsschritte,
z. B. durch effizienteren Ressourceneinsatz. Solche Innovationen haben die Landwirtschaft und Nutztierhaltung seit langem vorangetrieben, man denke an die Einführung automatischer Fütterungs- und Melksysteme. Auch organisatorische Innovationsformen, wie z. B. Kooperationsmodelle oder Erzeugergemeinschaften, sind zu nennen. Auch neue Vermarktungs- und Geschäftsmodelle, wie z. B. Crowdfunding, gehören zu innovativen Finanzierungsmethoden. Informations- und Kommunikationsinnovationen sind im Digitalisierungszeitalter (Stichwörter „Smart Farming“ oder „Big Data“). Schon heute unterstützen Roboter, Sensoren oder auch digital vernetzte Managementsysteme die Tierhalter bei der Tierbetreuung, um Gesundheit, Fruchtbarkeit und Wohlergehen der Nutztiere zu sichern.
Von der Idee zur Umsetzung – der Innovationsprozess
Eine Idee allein ist zu wenig. Daher beschäftigt sich auch die Forschung damit, wie gute Ideen zur erfolgreichen Umsetzung kommen, welche unternehmerischen Fähigkeiten es im Innovationsprozess braucht und welchen Einfluss das wirtschaftliche Umfeld dabei hat. Mit diesen u. ä. Fragen beschäftigt sich auch das Forscherteam unter Leitung von Prof. Dr. Siegfried Pöchtrager an der Universität für Bodenkultur, Institut für Marketing und Innovation. Prof. Dr. Pöchtrager steht am 15.03.2019 als Hauptreferent zum Thema „Realisierung“ zur Verfügung. Ziel der Forschung ist es, Impulse für die Umsetzung von Ideen zu liefern und die Innovationsleistung der heimischen Betriebe zu stärken.
Innovation hat viele Auslöser
Verschiedene Anlässe oder Ereignisse führen dazu, neue betriebliche Wege einzuschlagen oder Verbesserungen im Betrieb vorzunehmen, als Beispiele sind zu nennen:
- sinkende Betriebseinnahmen,
- sich ändernde Technologien,
- Bioschwerpunkt und Ökologisierung,
- eine anstehende Betriebsübergabe,
- Entstehung neuer Absatzmärkte,
- steigende Arbeitsbelastung,
- sinkende Lebensqualität,
- Verwirklichung eigener Träume,
- sich ändernde Konsumentenwünsche,
- Anpassung an den Klimawandel,
- moderne Formen der Digitalisierung,
- etc.
Diese und andere Faktoren können die innovative betriebliche Weiterentwicklung einleiten. Im Umsetzungsprozess wird, ausgehend von einer Analyse des IST-Betriebes, die Weiterentwicklung durch neue Ideen beschrieben, dann diese auf ihre Machbarkeit und ihr Erfolgspotential bewertet. Entscheidend ist, ob die Realisierung neuer Ideen im Endeffekt auch mit einem wirtschaftlichen Erfolg verbunden ist.
Wertschöpfung als Erfolgsfaktor
In diesem Zusammenhang erscheint die Innovationsanalyse mit dem Schwerpunkt Wertschöpfung, welche 2017/2018 im Auftrag des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus vom „Netzwerk Zukunftsraum Land“ durchgeführt wurde und sich mit folgender Frage befasst hat (https://www.zukunftsraumland.at/seiten/192):
Wie kann die Wertschöpfung in der agrarischen Lebensmittelproduktion in Österreich erhöht werden?
Es wurden dazu vier wesentliche Innovationstreiber identifiziert, welche einen spürbaren Wandel in der agrarischen Lebensmittelproduktion bewirken. Diese sind:
1. Der neue Wert, hochwertiger Lebensmittel vor allem für jüngere städtische Konsumentinnen und Konsumenten sowie die steigende Bedeutung von vegetarischen und veganen Lebensstilen.
2. digitale Möglichkeiten der direkten Vernetzung zwischen Akteurinnen und Akteuren sowie digitale Bewirtschaftungsformen
3. der voranschreitende Klimawandel, der adäquate Anpassungsstrategien als auch klimaschonende Produktionsweisen bedingt
4. der globale Handel mit Lebensmitteln
1. Der neue Wert, hochwertiger Lebensmittel vor allem für jüngere städtische Konsumentinnen und Konsumenten sowie die steigende Bedeutung von vegetarischen und veganen Lebensstilen.
2. digitale Möglichkeiten der direkten Vernetzung zwischen Akteurinnen und Akteuren sowie digitale Bewirtschaftungsformen
3. der voranschreitende Klimawandel, der adäquate Anpassungsstrategien als auch klimaschonende Produktionsweisen bedingt
4. der globale Handel mit Lebensmitteln
Wie schauen wertschöpfende Innovationen aus?
Daraus wurden folgende vier Innovationsfelder abgeleitet, welche Ansatzpunkte für mehr Innovation in der heimischen Landwirtschaft bieten sollen:
1. neue Formen der Zusammenarbeit
2. neue Formen der Bewirtschaftung und Verarbeitung
3. pflanzliche Produkte aus regionalem Anbau
4. tierische Produkte mit hohem Tierwohl
1. neue Formen der Zusammenarbeit
2. neue Formen der Bewirtschaftung und Verarbeitung
3. pflanzliche Produkte aus regionalem Anbau
4. tierische Produkte mit hohem Tierwohl
Bio-Schwerpunkt im Burgenland als Chance
Die agrarpolitische Schwerpunktsetzung zur Förderung des Biolandbaus im Burgenland soll auch innovative Projekte forcieren und passt zu den zuvor beschriebenen Innovationsfeldern sehr gut. Diese weitere Entwicklung hin zur Bio-Schwerpunkt-Region Burgenland soll auch einen Innovationsschub bringen bzw. kann mit dieser Entwicklung eine breite Grundlage für verschiedene Innovationen geschaffen werden. Von der Realisierung lokaler Ideen, z. B. von der Sicherung der regionalen Versorgung bis hin zu neuen Produktentwicklungen und Spezialitäten, gibt es viele Betätigungsfelder.
Erfolgreiche Betriebsbeispiele
Um den theoretischen Ansatz der Innovation mit erfolgreichen praktischen Beispielen darzustellen, wird am Innovationstag am 15.03.2019 die Realisierung von fünf innovativen Betriebsbeispielen im Nutztiersektor von den Betriebsleitern persönlich vorgestellt. Die Beispiele umfassen Produktinnovationen wie die Kaviarproduktion, Fleischtaubenzucht, Schneckenzucht bis hin zu neuen Formen der Vermarktung, wie die Schafaktie und die Vermietung von Bienenvölkern. Alle fünf Beispiele wurden auch im Burgenland erfolgreich realisiert, ein Teil der Betriebe ist auch biozertifiziert.
Innovative Lösungen sind keine Universallösungen, aber alle innovativen Betriebe haben einen Entwicklungsprozess durchgemacht, der für andere Betriebe beispielgebend sein kann. So können diese beispielhaften einzelbetrieblichen Überlegungen, Umsetzungsarten und Entwicklungsschritte wieder Vorbild für andere Betriebe sein, um innovative Ideen zu verwirklichen.
Mein Hof – Mein Weg
Beispiele von Innovationen in der Landwirtschaft wurden über die Landwirtschaftskammer Österreich gesammelt und werden auf der Innovationsplattform „Mein Hof – Mein Weg“ vorgestellt. Anhand von rund 150 Betriebsbeispielen können dort verschiedene Informationen und Werkzeuge zum Thema Innovationen abgerufen werden. Auf dieser Plattform www.meinHof-meinWeg.at stellen Bäuerinnen und Bauern aus allen Bundesländern ihre Innovationen vor. Aus deren Erfahrungen können sich Interessenten Informationen einholen und werden auch zu weiteren einzelbetrieblichen Überlegungen motiviert.
Einladung zum Innovationstag
Zur umfassenden Beschäftigung mit dem Thema Innovationen sind alle Interessenten zur Teilnahme an der Informationsveranstaltung am 15.03.2019 in der Burgenländischen Landwirtschaftskammer herzlich eingeladen (Programmdetails nachstehend). Es wird um rechtzeitige Anmeldung zu dieser Veranstaltung gebeten.
Unser Beratungsangebot für innovative Ideen:
Alle Betriebe, die neue innovative Ideen haben und gerne beim Weg „von der Idee zur Innovation“ begleitet werden möchten, mögen sich entweder in den Fachabteilungen der Burgenländischen Landwirtschaftskammer oder in den zuständigen Landwirtschaftlichen Bezirksreferaten melden.