14.09.2020 |
von Dipl.-Ing. Thomas Maximilian Weber
Green Deal - und wie geht's jetzt weiter?
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Der im Dezember 2019 vorgestellte
europäische Grüne
Deal (European Green Deal) ist
ein zentrales Element der Präsidentschaft
von Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen.
Mit dieser neuen Wachstumsstrategie
möchte die EU
bis 2050 klimaneutral
werden,
die Umweltverschmutzung
eindämmen, die Biodiversität
wiederherstellen, im Bereich
saubere Produkte und Technologien
weltweit die Führungsposition
einnehmen und den
Übergang zu einer kreislauforientierten
Wirtschaft fördern.
Alle Sektoren der Wirtschaft gefordert
Der Grüne Deal selbst ist
eine politische Verpflichtung,
welche sich die Europäische
Kommission auferlegt hat und
die in den nächsten Jahren anhand
eines Aktionsplans in
Verordnungen und Richtlinien
festgeschrieben wird, welche
alle Wirtschaftssektoren einbinden.
Viele davon betreffen
somit auch die Land- und
Forstwirtschaft wie das europäische
Klimarecht, der Aktionsplan
für die Kreislaufwirtschaft,
die Strategie"
“, die EU-Biodiversitätsstrategie,
die EU-Forststrategie
und die "Zero Pollution"-
Aktionspläne für Boden,
Wasser und Luft.
Farm to Fork: Vom Hof auf den Tisch
Die Strategie "Vom Hof auf
den Tisch" (Farm to Fork) ist
eine Strategie zur Schaffung
eines fairen, gesunden und
umweltfreundlichen Lebensmittelsystems,
welche im Mai
2020 vorgestellt wurde und ein
Kernstück des Grünen Deals
darstellen soll. Sie erhebt den
Anspruch, alle Teile der Lebensmittelversorgungskette
-
Landwirtschaft, Verarbeitung,
Transport, Handel und Konsument
- gleichermaßen einzubinden.
Ihre zentralen Ziele -
Verringerung der Verwendung
von Pestiziden, Düngemitteln
und Antibiotika sowie die Ausweitung
des Biolandbaus - teilt
die Strategie mit der Biodiversitätsstrategie.
Darüber hinaus
sollen ländliche Gebiete
bis 2025 Zugang zu schnellen
Breitbandverbindungen bekommen
und die Entwicklung
neuer grüner Geschäftsmodelle
wie die CO2-Bindung vorangetrieben
werden. Bei den Sektoren
Lebensmittelindustrie
und -handel bleibt die Strategie
recht vage, sie will sich in erster
Linie um Zugeständnisse der
Sektoren bemühen. Ähnlich
verhält es sich mit der Forcierung
der Herkunftskennzeichnung.
Der wichtigste Absatz
für die Landwirtschaft findet
sich bereits auf der ersten Seite
und besagt, dass der Strategie
nur dann Erfolg vergönnt sein
wird, wenn den Landwirten
ein nachhaltiger Lebensunterhalt
sichergestellt wird. Genau
in diesem Punkt bleibt die Strategie
jedoch sehr vage, denn
trotz der Vielzahl an neuen Herausforderungen
für die Landwirtschaft
wird nur knapp auf
die Gemeinsame Agrarpolitik
verwiesen.
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Biodiversitätsstrategie der EU für 2030
Das zentrale Ziel der EU-Biodiversitätsstrategie
ist es,
der Natur in Europa wieder
mehr Raum zur Verfügung
zu stellen. Obwohl in unserer
Wegwerfgesellschaft unser
gesamtes Wirtschaftssystem
einen starken Einfluss auf die
Natur hat, wird die Land- und
Forstwirtschaft in dieser Strategie
als einziger Sektor mit
umfangreichen Beschränkungen,
verpflichtenden Maßnahmen
und verbindlichen
Zielen konfrontiert. 30% der
EU-Fläche sollen zu Schutzgebieten
werden, ein Drittel
davon unter sehr strengem
Schutz stehen. Zusätzlich sollen
10% der landwirtschaftlichen
Nutzfläche in der EU
außer Nutzung gestellt und
mindestens 25% biologisch
bewirtschaftet werden. Außerdem
soll der Einsatz chemischer
Pestizide und der
Nährstoffverlust aus Düngemitteln
um 50% sowie der
Düngemitteleinsatz insgesamt
um 20% reduziert werden.
Bedauerlicherweise findet
sich in der Strategie kein
Wort über verbindliche Ziele
zur EU-weiten Reduktion von
fossilen Energieträgern (Öl, Kohle, Gas) und der Klimawandel
wird nur am Rande
als weiterer Treiber für den
Biodiversitätsverlust angesprochen.
Zudem bildet die
EU-Biodiversitätsstrategie
eine wesentliche Grundlage
für die gerade in Erarbeitung
befindliche Österreichische
Biodiversitätsstrategie 2030.
Schlüsselsektor Land- und Forstwirtschaft
Trotz der unzähligen
Herausforderungen, welche
sich für die Land- und
Forstwirtschaft im Grünen
Deal und insbesondere in
der Strategie "Vom Hof auf
den Tisch" und der EU-Biodiversitätsstrategie
2030
wiederfinden, ist die Zukunftsperspektive
für Österreichs
Bäuerinnen und
Bauern vielversprechend.
Die Land- und Forstwirtschaft
ist der einzige Sektor,
welcher mit und in der
Natur arbeitet, dabei Wertschöpfung
generiert und
zudem durch die Nutzung
der pflanzlichen Photosynthese
CO2 sogar aktiv bindet.
Damit die Land- und
Forstwirtschaft somit auch
tatsächlich als Gewinner
dieser neuen Wachstumsstrategie
der EU hervorgeht,
bedarf es einer weitsichtigen
Politik, verantwortungsvoller
Konsumenten
und zukunftsorientierter
Land- und Forstwirte,
wie wir sie bereits heute in
Österreich zuhauf finden
können.