Grünlandsanierung mit Köpfchen
Das von Trockenheit geplagte Jahr 2018 hat Nachsaaten in den Fokus der Grünlandwirtschaft gerückt. Doch nicht nur nach solch extremen Wetterlagen, die Schäden am Grünland verursachen können, sollte über Über- bzw. Nachsaaten nachgedacht werden.
Neben einem natürlichen Ertragsrückgang (Lebensdauer von Horstgräsern) sind es oft einfache Bewirtschaftungsfehler wie zu tief eingestellte Erntegeräte, Bodenverdichtungen oder eine Übernutzung und Nährstoffmangel, welche die Grasnarbe schwächen und so weniger erwünschten Arten mehr Platz bieten. Daher sollte auch unter diesen Umständen über Über- bzw. Nachsaaten nachgedacht werden. Dabei liegt jeder Methode ein mehr oder weniger zufriedenstellender Pflanzenbestand zugrunde:
Übersaat für schnelles Schließen von Lücken
Übersaaten dienen dazu, auftretende Lücken (durch Trockenheit, Reifenschlupf, Auswinterung, Vertritt auf der Weide) rasch wieder zu schließen. Hier erfolgt meist keine intensivere Bearbeitung der Grasnarbe, da vorhandene Lücken geschlossen werden sollen. Auf ertragsbetonten Flächen stellt die periodische Übersaat im Abstand von 2-3 Jahren oft schon eine Standardmaßnahme dar, um ein dauerhaft hohes Ertragsniveau mit engl. Raigras oder Knaulgras als Leitgras zu erreichen. Gängige Übersaattechniken sind Grünlandstriegel mit aufgebauten Säkasten und nachlaufenden Prismenwalzen. Auf Weideflächen reichen einfachere Übersaattechniken aus (z.B. Kleinsamenstreuer). Die Weidetiere übernehmen bei regelmäßiger Bestoßung das Andrücken des Saatguts.
Nachsaat zur Verbesserung von Grünlandbeständen
Über Nachsaaten wird oft dann nachgedacht, wenn am Grünland der Mengen- und/oder Qualitätsertrag stark nachlässt. In solchen Beständen hat bereits der Grasanteil meist zu Gunsten des Kräuteranteils abgenommen oder es haben sich bodenkriechende Gräser wie das Gemeine Rispengras etabliert.
Bei dieser Methode der Grünlandverbesserung steht die Förderung der Nachsaat im Forder-grund. So wird der letzte Schnitt vor der Nachsaat etwas tiefer gemäht, um den Neuantrieb des Altbestandes etwas zu verzögern. Außerdem ermöglicht dies einen effektiveren Striegeleinsatz, der bei verfilzten und vermoosten Beständen unverzichtbar ist. Je mehr offener Boden geschaffen wird, desto größer ist der Erfolg bei günstiger Witterung. Zur Nachsaat zählt auch das Einbringen des Saatgutes in den Boden mittels Schlitzsägeräte und Bandfräsen. Diese Methoden eignen sich speziell auf trockenheitsgefährdeten Standorten. Aber auch hier kann ein vorheriges Ausstriegeln von gemeiner Rispe oder Moos notwendig sein.
Der erste Aufwuchs nach der Nachsaat sollte nur wenig bis gar nicht gedüngt werden. Eine Düngung zu diesem Zeitpunkt fördert nur den Altbestand, welcher schließlich die Nachsaat wieder mehr bedrängt.
Zeitpunkt der Über-/Nachsaat
Grundsätzlich ist die Ausbringung von Saatgut während der gesamten Vegetationszeit mög-lich. Entscheidend für das Gelingen einer Über-/Nachsaat ist jedoch das Vorhandensein ausreichender Bodenfeuchte in den ersten Wochen nach der Aussaat, bis die jungen Pflanzen ein entsprechendes Wurzelsysterm ausgebildet haben. Damit ist auf vielen Standorten eine Über-/Nachsaat in den Sommermonaten (nach dem 1. Schnitt) in Frage zu stellen, da hier das Risiko einer Trockenheit durch die intensive Sonneneinstrahlung, die Tageslänge und der ausbleibenden Taubildung während der Nacht am höchsten ist. Im Vergleich dazu können Frühjahrssaaten von der Winterfeuchtigkeit profitieren. Auf ertragsbetonten Grünlandflächen, auf denen ein früher erster Schnitt erfolgt, haben sich Übersaaten im Frühjahr etabliert. Je später allerdings der erste Schnitt erfolgt (z.B. Heunutzung), desto länger bleibt der Boden beschattet und desto höher ist der Konkurrenzdruck durch den Altbestand.
Als günstiger Zeitpunkt für Über-/Nachsaaten hat sich der Spätsommer etabliert. Hier ist der Konkurrenzdruck durch die Altnarbe nicht mehr so groß. Außerdem ist die Chance auf ausreichend Boden- oder Taufeuchte zu diesem Zeitpunkt erheblich größer. Je nach Höhenlage sollten Über-/Nachsaatmaßnahmen jedoch bis Ende August/Mitte September abgeschlossen sein, um eine ausreichende Entwicklung vor dem Winter sicherzustellen.
Geeignete Mischungen und Saatstärken
Bei der Wahl der richtigen Nachsaatmischung ist es unerlässlich, die Bewirtschaftung und die Standortgegebenheiten zu berücksichtigen. Eine unausgewogene Folgebewirtschaftung oder eine nicht dem Standort angepassten Pflanzengesellschaft führt schnell wieder zu bekannten Bestandesproblemen. Geeignete Mischungen unter Berücksichtigung von Bewirtschaftung und Standort sind unter den Empfehlungen von DI Peter Frühwirth zu finden: Nachsaat - In Kürze wieder aktuell
Die Saatstärke richtet sich nach der gesetzten Maßnahme und dem Zustand der Altnarbe:
• Periodische Übersaaten zur Schließung von Lücken: 7-10 kg/ha
• Nachsaat zur Verbesserung von Grünlandbeständen: 10-20 kg/ha (je nach Lückig-keit)
• Bei umbruchsloser Sanierung von Grünlandbeständen: 20-25 kg/ha
Die Saatstärke richtet sich nach der gesetzten Maßnahme und dem Zustand der Altnarbe:
• Periodische Übersaaten zur Schließung von Lücken: 7-10 kg/ha
• Nachsaat zur Verbesserung von Grünlandbeständen: 10-20 kg/ha (je nach Lückig-keit)
• Bei umbruchsloser Sanierung von Grünlandbeständen: 20-25 kg/ha
Beim Saatgut sollte jedenfalls auf ampferfreies Qualitätssaatgut geachtet werden. Speziell ÖAG-Mischungen erfüllen hier punkto Ampferfreiheit, Keimfähigkeit und Sorteneignung sehr hohe Anforderungen.