12.02.2020 |
von Reinhard Egger
Gesamter Rinderbestand verendet
Die Ergebnisse einer an der HBLFA
Raumberg-Gumpenstein durchgeführten Versuchsserie mit Rindergülle haben den kausalen Zusammenhang zwischen dem Einrühren von Düngemittelprodukten, die elementaren Schwefel enthalten, und der Bildung von Schwefelwasserstoff in für Mensch und Tier lebensgefährlichen Konzentrationen
bestätigt.
Zur Vorgeschichte
Ein Tiroler Landwirt mischte im Frühjahr 2019 entsprechend der Dosierungsempfehlung des Herstellers ein Düngemittel mit einem hohen Gehalt an elementarem Schwefel in seine Gülle ein und brachte einen Teil davon unmittelbar aus. Ende Mai wurde die Gülle ohne weitere Zugabe von Gülleschwefel vor der geplanten Ausbringung erneut aufgerührt. Innerhalb weniger Minuten erfolgte dabei die Freisetzung von Schwefelwasserstoff und dieser gelangte durch den sogenannten Kamineffekt über Öffnungen in den Stall. Alle darin befindlichen Tiere (9 Milchkühe, 2 Jungtiere und 1 Kalb) verendeten, der Landwirt brach im Bereich des Güllemixers bewusstlos zusammen, kam aber letztlich mit dem Schrecken davon. Messungen der Feuerwehr ergaben eine sehr hohe Konzentration an Schwefelwasserstoff.
Nachdem es bereits in der Schweiz Verdachtsfälle gab und auch Tierärzte immer wieder von ungeklärten Todesfällen bei Rindern berichteten, wurde die Auswirkung von elementarem Schwefel auf die Bildung von Schwefelwasserstoff in der Gülle untersucht. Dabei zeigte sich, dass bereits am Tag nach dem Einbringen von elementarem Schwefel die Konzentration von Schwefelwasserstoff auf lebensgefährliche Werte ansteigt und somit ein hohes Gefahrenpotenzial besteht.
Die zuständige Behörde, das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES), hat mittlerweile aus Sicherheitsgründen das Einrühren von Düngemittelprodukten, die elementaren Schwefel enthalten, in die Gülle verboten.
Folgende Produkte, deren Hersteller in Wahrung ihrer Verantwortung die Nennung ausdrücklich erlaubt haben, enthalten elementaren Schwefel und dürfen gemäß der zuvor genannten Bestimmung nicht mehr in die Gülle eingebracht werden:
- Düka® Gülleschwefel - DüKa Düngekalkgesellschaft mbH
- Erbers Gülleschwefel - ERBER AGRO GMBH n
- OmniCult® Gülleschwefel - Firma OmniCult FarmConcept GmbH n
- Sulfogüll® plus - BvG Bodenverbesserungs-GmbH
Empfehlung
Falls Sie Produkte mit elementarem Schwefel in Ihrem Betrieb eingesetzt oder gelagert haben, informieren Sie sich bitte beim abgebenden Händler - einige Hersteller bieten auch eine Rücknahme der Produkte an.
Besondere Vorsicht ist jedenfalls im Umgang mit noch gelagerter Gülle geboten, der bereits elementaren Schwefel enthaltene Düngemittelprodukte zugesetzt wurden. Achten Sie hier besonders auf ausreichende Frischluftzufuhr beim neuerlichen Aufrühren und auf möglichst große Abstände zwischen dem Güllelager sowie Tier und
Mensch.