Erdbeerkrankheit - Mortellaro - Dermatitis Digitalis
Was vor mehr als vier Jahrzehnten in Italien von Cheli und Mortellaro zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben wurde, hat auch unsere Rinderherden nicht verschont. Dermatitis Digitalis (abgekürzt DD) auch als Mortellaro oder Erdbeerkrankheit bezeichnet, führt in Milchviehherden teilweise zu ernormen wirtschafltichen Verlusten. Nach Österreich kam die Erkrankung in den 1990er Jahren durch Rinderimporte aus dem Westen und breitet sich hier seither ungehindert aus.
Diagnose und Entstehung
Geschwürartige, schmerzhafte bzw. später warzenartige, nichtschmerzhafte Entzündungen der Klauenhaut, ausgelöst durch spezifische anaerobe Keime und Bakterien. An der Krankheit sind viele verschiedene Keime beteiligt, die auf der Hautoberfläche bzw. im Gewebe gefunden werden. Sie entfalten ihre schädliche Wirkung erst, wenn die Haut aufgeweicht oder durch anwesende Keime bereits vorgeschädigt ist. Im Gewebe sitzen Spirochäten. Das sind schraubenförmige, sich aktiv bewegende Bakterien, zu denen auch Treponema gehören. Die Treponemen stellen den größten Anteil der nachgewiesenen Erreger (90%) bei Mortellaro dar. Von ihnen konnten bereits über 30 verschiedene Typen nachgewiesen werden, die vermutlich unterschiedlich stark krankmachend (pathogen) sind. Diese Bakterien bohren sich bei vorgeschädigter Oberfläche in die Haut und können dann tief im Gewebe nachgewiesen werden. Sie sind so gegen oberflächliche Behandlungsmaßnahmen relativ geschützt.
Erscheinungsbild
Mortellaro hat ein sehr typisches Erscheinungsbild. Sie tritt meistens im Bereich der Ballen und Fesselbeuge, hin zum Zwischenklauenspalt auf. Auch die Klauenvorderseite ist gelegentlich betroffen. Dabei handelt es sich um runde bis ovale, entzündliche Veränderungen der Haut, die hautpsächlich an den Hintergliedmaßen anzutreffen sind. Die befallene Hautpartie in der Größe von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern ist mit einem schmierigen Belag oder einer Kruste bedeckt. Typisch ist die Abgrenzung der Wundstellen durch überlange, aufgestellte Haare. Erst nach gründlicher Reinigung der verdächtigen Stellen, können die Veränderungen richtig erkannt werden. Dabei erscheinen stark gerötete, erhöhte und leicht unebene, erdbeerähnliche Oberflächen (Erdbeerkrankheit). Die Spreizung des Zwischenklauenspaltes mit den Fingern oder mit einer Spreizzange erleichtert die Erkennung der dort lokalisierten kleinen DD-Läsionen. Neben diesen klassischen Fällen beobachtet man neuerdings auch wuchernde, warzenartige Formen. An DD erkrankte Kühe gehen schmerzbedingt fast immer lahm und gehören daher untersucht, ihre Klauen gepflegt und behandelt.

Unterschiedliche Formen des Krankheitsverlaufs
DD tritt in verschiedenen Stadien auf, die einem zeitlichen Zyklus folgen: Die Infektion beginnt als Frühstadium (M1) und ist ein 0,5 bis 2 cm im Durchmesser großes, rötliches Geschwür, meist an der Zwischenzehenhaut. Wird dieses Stadium übersehen oder nicht erfolgreich behandelt, entsteht ein akutes Stadium (M2). Ein im Durchmesser 2 bis ca. 6 cm großes, haarloses, scharf abgegrenztes, erdbeerrotes Hautgeschwür, mit überlangen Haaren am Rand, das für die Tiere sehr schmerzhaft ist, ist die Folge (Bild 2).
Nur die akuten (M2) Läsionen weisen den typischen stinkenden Mortellaro-Geruch auf. Ein Übergangsstadium (M3) entwickelt sich innerhalb einiger Tage nach Behandlung des M2-Stadiums und ist von einer dunklen Kruste überzogen, aber meist nicht mehr schmerzhaft. Im chronischen Stadium (M4) sind die Läsionen meist kleiner, ebenfalls nicht mehr schmerzhaft und besitzen ein warzenartiges Aussehen mit einer wuchernderen, rauen, graubraunen Oberfläche. Aus dem chronischen Stadium (M4), entwickelt sich oft - ohne dass es vorher zur vollständigen Heilung kommt -, wieder ein neues Frühstadium (M4.1) und der Mortellaro-Zyklus beginnt von vorne. Im Zwischenklauenspalt sitzen diese DD-Stadien oft auf einem Zwischenklauenwulst.
Rinder mit akuter DD (M2) zeigen eine auffällige Entlastungsstellung bei einseitiger Erkrankung bzw. ein Hin- und Her-Trippeln, wenn beide Hinterfüße betroffen sind, was auch gut im Melkstand sichtbar ist und zeigen eine gering- bis mittelgradige Lahmheit. Rinder, die die nicht schmerzhaften M1-, M3-, M4- oder M4.1-Stadien aufweisen, sind in der Regel nicht lahm.
Nur die akuten (M2) Läsionen weisen den typischen stinkenden Mortellaro-Geruch auf. Ein Übergangsstadium (M3) entwickelt sich innerhalb einiger Tage nach Behandlung des M2-Stadiums und ist von einer dunklen Kruste überzogen, aber meist nicht mehr schmerzhaft. Im chronischen Stadium (M4) sind die Läsionen meist kleiner, ebenfalls nicht mehr schmerzhaft und besitzen ein warzenartiges Aussehen mit einer wuchernderen, rauen, graubraunen Oberfläche. Aus dem chronischen Stadium (M4), entwickelt sich oft - ohne dass es vorher zur vollständigen Heilung kommt -, wieder ein neues Frühstadium (M4.1) und der Mortellaro-Zyklus beginnt von vorne. Im Zwischenklauenspalt sitzen diese DD-Stadien oft auf einem Zwischenklauenwulst.
Rinder mit akuter DD (M2) zeigen eine auffällige Entlastungsstellung bei einseitiger Erkrankung bzw. ein Hin- und Her-Trippeln, wenn beide Hinterfüße betroffen sind, was auch gut im Melkstand sichtbar ist und zeigen eine gering- bis mittelgradige Lahmheit. Rinder, die die nicht schmerzhaften M1-, M3-, M4- oder M4.1-Stadien aufweisen, sind in der Regel nicht lahm.
Ursachen
DD ist eine Faktorenerkrankung, die durch eine lokale Infektion der vorgeschädigten Klauenhaut entsteht. Begünstigend wirken sich, wie bei Ballenhornfäule und Zwischenklauenphlegmonen, eine unhygienische Umgebung, Nässe, mechanische Hautschäden durch schlechte Liegeplatzgestaltung und mangelhafte bzw. raue Beschaffenheit der Laufflächen, Überbelegung und verlängerte Stehzeiten aus. Diese Risikofaktoren ermöglichen es den anaeroben Treponema-Bakterien, die schützende Hautbarriere zu überwinden und damit die Infektion auszulösen. Einen zusätzlichen Risikofaktor stellt die verminderte körpereigene Immunabwehr dar, verursacht durch Stressoren wie Hitze, Überbelegung, Umstallen der trächtigen Kalbinnen in die Herde sowie schlechte Futterqualitäten. Daher ist das Auftreten von DD gehäuft in den ersten Wochen nach der Abkalbung, nach Verfütterung schlechter Silagen und in Hitzestressperioden zu beobachten.
Unterschiedliche Anfälligkeit der Kühe
In jüngerer Zeit wurde festgestellt, dass Kühe eine genetisch bedingte, unterschiedliche Anfälligkeit für DD besitzen. Mittlerweile unterscheidet man zwischen Typ-1-Tieren, die nie DD haben, Typ-2-Tieren, welche nur selten oder wenig schmerzhafte DD-Läsionen haben und Typ-3-Tieren, mit alle 3–6 Wochen wiederkehrenden akuten DD-Läsionen. Diese 3 Kuh-Typen können gemeinsam in einer Herde vorkommen. Man sollte in einer infizierten Herde unbedingt diese 3 Tier-Typen laufend identifizieren, um die Risikogruppe (Typ-3-Tiere) zu kennen und damit die Behandlungs- und Vorbeugemaßnahmen besser steuern zu können.
Mortellaro im Blick
Ziel sollte sein, schmerzhafte akute M2-Stadien rechtzeitig zu entdecken, um rasch durch lokale Behandlung eine lang andauernde Lahmheit zu vermeiden. Zur Vorbeuge ist es unumgänglich, nicht schmerzhafte M1-, M3-, M4- und M4.1- Stadien frühzeitig durch regelmäßige, wöchentliche Kontrolle der Füße im Melkstand oder Fressplatz zu entdecken und mittels lokaler Anwendung von Biozidlösungen verhindern, dass sich daraus schmerzhafte, akute Läsionen entwickeln können. Es gilt, den Zyklus zu unterbrechen. Rinder mit akuten, schmerzhaften M2-Läsionen sollen rasch in der Herde identifiziert werden und sofort einer Einzeltierbehandlung unterzogen werden. Die Reinigung der M2-Läsion und das Auftragen von Tetrazyklinspray, Repidermaspray (Agrarfachversand) nichtantibiotikahaltigen Gels oder Salizylsäurepaste mit Verband (verdoppelt den Heilungserfolg). Eine Einzeltierbehandlung ist auch unbedingt erforderlich bei allen mortellaroinfizierten Klauenhornläsionen wie Sohlengeschwüren, Wanddefekten, Klauenspitzengeschwüren oder Hornspalten an der Innenwand.
Rinder mit nichtschmerzhaften M1-, M3-, M4- und M4.1-Stadien sind frühzeitig durch regelmäßige Kontrolle der Klauen zu identifizieren und vorbeugend mit zugelassenen Biozidlösungen (aufsprühen mittels Druckspritze im Melkstand oder mittels Klauenbad) zu behandeln. Das verhindert, dass sich daraus schmerzhafte, akute (M2-) Läsionen entwickeln. Da DD eine Faktorenerkrankung ist, müssen im Betrieb unbedingt umfassende Vorbeugemaßnahmen ergriffen werden, um nachhaltige Erfolge für die Klauengesundheit der Herde zu erzielen.
Vorbeugemaßnahmen
Da die Mortellaro eine Hautkrankheit ist, steht die Gesunderhaltung der Haut an erster Stelle. Hygiene, ein gezieltes Vorgehen und wiederkehrende Prävention sind meist wichtiger als Mittel- und Medikamenteneinsatz. Handeln Sie in jedem Fall schnell und wenden Sie nur bewährte Methoden an. Voraussichtlich müssen wir mit der Erdbeerkrankheit leben lernen. Das Ziel müssen daher eine bestmögliche Kontrolle mit genauer Dokumentation der Klauenbefunde und vor allem vorbeugende Hygienemaßnahmen bei Zukauf und Stallbesuchern wie Tierarzt oder Klauenpfleger (Bio-Sicherheit) sein.
Es ist bekannt, dass bei manchen Tieren immer wieder akute Mortellarostadien auftreten, während andere Tiere im gleichen Stall verschont bleiben oder die typischen Läsionen relativ rasch komplikationslos abheilen und nicht wieder auftreten. Die Ursache für diese Unterschiede findet sich im Genom der Kühe. Vereinfacht bedeutet das, dass einige Tiere in ihrem Erbgut Gensequenzen aufweisen, die eine höhere Widerstandskraft gegenüber dem Erreger der DD vermitteln. Dieser genetische Unterschied ist eine große Chance für Zuchtorganisationen, eine genomische Zuchtwertschätzung für Mortellaro zu entwickeln.
Es ist bekannt, dass bei manchen Tieren immer wieder akute Mortellarostadien auftreten, während andere Tiere im gleichen Stall verschont bleiben oder die typischen Läsionen relativ rasch komplikationslos abheilen und nicht wieder auftreten. Die Ursache für diese Unterschiede findet sich im Genom der Kühe. Vereinfacht bedeutet das, dass einige Tiere in ihrem Erbgut Gensequenzen aufweisen, die eine höhere Widerstandskraft gegenüber dem Erreger der DD vermitteln. Dieser genetische Unterschied ist eine große Chance für Zuchtorganisationen, eine genomische Zuchtwertschätzung für Mortellaro zu entwickeln.
Möglichkeiten zur lokalen Behandlung
- Tetrazyklin-Spray (Blauspray vom TA)
- Salizylsäurepaste mit Verband ("Novaderma")
- Antibiotikafreie Gels mit Verband
- Desinfektionslösungen ohne Schwermetalle
- Polyurethan-Wundauflage ("Mortellaro Heal"-Pflaster)
- Reinigung der Hautläsionen mit Wasser