Der Sommertourismus verursacht Nutzungskonflikt
Nicht zuletzt aufgrund der klimatischen Veränderungen und der politisch unsicheren Rahmenbedingungen in gewissen Mittelmeerländern entscheiden sich viele Urlauber, die schönsten Tage im Jahr in der reizvollen Bergwelt Tirols zu verbringen.
Die Tourismusbetriebe, allen voran die Bergbahnen, haben auf diesen Trend bereits reagiert und investieren zunehmend in den Sommerbetrieb. Mit Kinder- und Erlebniswelten in der Nähe von Bergstationen sowie Trailstrecken soll die Auslastung der Seilbahnen verbessert werden. Desweiteren erreichen Ausflügler mit E-Bikes auch höhere Gegenden und bisher spärlich erschlossene Gebiete. Diese Trends sind für die Grundeigentümer jedoch mit Problemen verbunden. Es gibt kaum noch unberührte Steilwiesen, Bergmähder oder Almflächen, die nicht von Wanderern, Bikern oder sonstigen Sportaktivisten heimgesucht werden. Im Gegensatz zum Wintertourismus kommt es im Sommer zum direkten Nutzungskonflikt zwischen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und den touristischen Aktivitäten. Niedergetrampelte Wiesen oder geöffnete Weidetore sind ärgerliche Beispiele von fehlendem Respekt für die Landwirtschaft.
Abgeltung
Vielerorts wird also Privateigentum durch Fremde benutzt. Bei bestehenden Dienstbarkeitsverträgen mit Bergbahnen ist zu prüfen, inwieweit der Sommerbetrieb abgedeckt ist. Bei neuen Vertragsabschlüssen müssen die Fremdnutzungen genau definiert und abgegolten werden.
Ein weiters Problem ist, dass die Lenkung der Touristenströme im Sommer schwieriger ist als im Winter. Sind Skifahrer und Tourengeher eher im begrenzten Pisten- und Skiroutenbereich unterwegs, so bewegt sich der Sommerausflügler überall im Gelände. Es werden auch Grundstücke und Wege beansprucht, die in einiger Entfernung zu den Bergbahnen liegen und in keinerlei Dienstbarkeitsverträgen angeführt sind. Dementsprechend gibt es hier auch keine Abgeltung.
Die Politik ist gefordert
Es ist absehbar, dass die Bergwelt als touristische Sommerdestination an Bedeutung gewinnt. Für die Bauern bedeutet dieser Trend jedoch, dass die Nutzungskonflikte zunehmen. Gemeinden und Tourismusverbände müssen einerseits Lenkungsmaßnahmen für die Touristenströme setzen und anderseits eine faire Abgeltung für die Benutzung von fremdem Eigentum anbieten.