Das große Krabbeln
Die Innviertler Michael Forster und Simon Weinberger starteten 2016 in einer umgebauten
Garage die ersten Versuche zur Zucht der schwarzen Soldatenfliege. Bereits 2017
gründeten sie gemeinsam mit dem Dünger-Experten Bernhard Protiwensky die Ecofly GmbH
und arbeiten seither in Antiesenhofen an der Entwicklung effizienter Zuchttechnologien. Seit
Anfang 2020 kooperiert Ecofly GmbH mit PUREA Austria GmbH, um die Zucht von
Fliegenlarven und deren Verarbeitung zu hochwertigen Proteinen im industriellen Maßstab
umzusetzen.
Die beiden innovativen Firmengründer zeigten uns den Produktionsstandort und die einzelnen Prozessschritte. In einem abgeschlossenen Raum wurden große lange Netztunnel errichtet, die laufend mit warmer, pheromongeschwängerter Luft sowie Wasserdampf besprüht werden. In den Netztunneln schwirren Tausende schwarze Soldatenfliegen und paaren sich. Dabei werden in nur wenigen eingebauten Wabenplatten, kaum größer als ein Suppenteller, die Eier abgelegt.

Anschließend werden in speziell angefertigten Wannen die selbst produzierten Eier der Schwarzen Soldatenfliege auf zugelassenen Futtermitteln aufgetragen und gemästet. Gefüttert wird ausschließlich mit Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie wie Kleie oder Nudelbruch. Damit gelingt es aus Niedrig- und Mittelproteinen ein Hochprotein-Futtermittel mit 63 - 65% Eiweißgehalt und 98% Verdaulichkeit herzustellen. Die binnen weniger Tage fertigen Maden werden mit Heißwasserdampf abgetötet und von der TKV in Regau zu Hunde-, Katzen- und Fischfutter weiterverarbeitet.

Damit kann die Firma Ecofly einen stabilen Prozess garantieren und den Eintrag von Schadstoffen ausschließen. Interessant war das keine Antibiotika oder sonstige Medikamente zur Gesunderhaltung der Insekten bzw. deren Maden notwendig sind. Eine Tonne Insektenmehl kostet am Markt zwischen 3.500 - 4.000 Euro und ist damit mehr als fünfmal so teuer wie Sojaschrot. Daher schließen Michael Forster als auch Simon Weinberger den Einsatz von Insektenmehl als Futtermittel in der Nutztierhaltung bei Schweinen, Rindern und Hühnern aus. Beide Firmengründer produzieren momentan ausschließlich für den Heimtiermarkt und die Aquakultur. Vor allem Hundebesitzer schätzen das Insekteneiweiß als Proteinquelle, da rund 20% der Hunde allergisch auf pflanzliches Eiweiß reagieren und Insekteneiweiß besonders gut vertragen. In näherer Zukunft soll das Insektenmehl auch als Ersatz für Fischmehl in kommerziellem Fischfutter zum Einsatz kommen.

Nun planen die beiden Innviertler in Andorf den Bau einer großen, vollautomatisierten Insektenfarm. Über den Einsatz von 3.000 t Futtermittel werden künftig jährlich 2.400 t Feuchtinsekten produziert. Dies entspricht 800 t Trockenmasse, die zu 600 t Insektenmehl und 200 t Fett verarbeitet werden. Die verbleibenden Reststoffe werden als Düngemittel für Gemüse- und Gartenbau abgesetzt. Mit dieser Investition steigt Ecofly zu den Top 5 Betrieben in Europa auf.
Die innovativen Firmengründer liefern mit ihrer Insektenproduktion zwar keine unmittelbare Alternative zum Sojaeinsatz in der Nutztierhaltung, sie leisten allerdings einen großen Beitrag in der Heimtier- und Fischfütterung und entlasten damit den Eiweißmarkt insgesamt.