13.05.2016 |
von Klaus Viertler
Akuter Borkenkäferbefall – was tun?
Borkenkäfer sind grundsätzlich sekundäre Schädlinge. Das bedeutet, dass sie normalerweise stark geschwächte oder frisch gefällte bzw. geworfene Bäume befallen. Sobald der Käfer aber durch eine Massenvermehrung häufig vorkommt, wird der Borkenkäfer zum primären Schädling. Nun befällt er auch vitale Bäume. Der Grund dafür ist, dass sich gesunde Bäume mit ihrem Harz gegen ein paar Borkenkäfer auf effektive Weise wehren können. Sobald der Käfer aber massig auftritt, versagt dieser Schutzmechanismus. Eine Massenvermehrung ist sehr schwer zu kontrollieren. Rechtzeitige Aufarbeitung und Abtransport von befallenem und fängischem Material aus dem Wald sind dabei die wichtigsten Maßnahmen.
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Kontrollgänge machen
Beständen mit Schäden, mit größerer Gefährdung (geschwächte Bäume, Randbäume) und im Umkreis von aktuell befallenen Bäumen sollten in regelmäßigen Abständen auf Borkenkäferbefall kontrolliert werden. Unmittelbar nach dem Schwärmbeginn sollte nach den Merkmalen der frühen Befallsphase (Bohrlöcher, Bohrmehl) Ausschau gehalten werden. Nach der Brutanlage legen die Weibchen in benachbarten Bäumen Geschwisterbruten an. Daher ist hier öfters zu kontrollieren, vor allem aber im Mai und im Hochsommer. Im Herbst sollte eine abschließende Waldbegehung durchgeführt werden, um befallene Bäume noch vor dem Winter zu entnehmen.
Befall bekämpfen
Je nach Befallsstärke wird eine größere oder kleinere Rändelung empfohlen. Das bedeutet, dass mindestens ein bis zwei Baumreihen rund um den Befallsherd entfernt werden müssen. Damit verringert man die Gefahr, dass frisch befallene Bäume übersehen werden könnten. Werden Käferbäume erst kurz vor dem Ausflug der Käfer entdeckt, empfiehlt sich eine Behandlung mit Stammschutzmitteln, da beim Fällen und Rücken die Rinde unabsichtlich abgestreift wird und die Käfer so im Wald verbleiben. Das geerntete Holz sollte so schnell wie möglich aus dem Wald entfernt werden. Insbesondere bei Befall durch den Kupferstecher sollte stärkeres Ast- und Durchforstungsmaterial so schnell wie möglich brutuntauglich gemacht werden. Dazu muss das Material schnell austrocknen. So reicht es, Wipfelmaterial und stärkere Äste in Halbmeterstücke zu zerschneiden. Auch das Hacken des Schlagrücklasses, insbesondere bei der Seilung, wirkt sich positiv aus.
Abgestorbene Käferbäume stehenlassen
Wurde ein Borkenkäferbefall zu spät entdeckt und die Käfer haben den Baum bereits verlassen, so kann dieser Baum als Totholz stehen gelassen werden. Der Baum ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bruttauglich. Die Entnahme trägt daher nichts mehr zur Bekämpfung bei, ein Belassen wirkt sich sogar positiv auf die Borkenkäferbekämpfung, die Artenvielfalt und die Bestandesstruktur aus. Durch ein Entfernen würde man neue, windempfindliche Bestandesränder schaffen. Zusätzlich verlassen die natürlichen Feinde der Borkenkäfer (z.B. der Ameisenbuntkäfer) den toten Baum erst lang nach dem Absterben des Baumes.
Fangbäume vorlegen
Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Borkenkäfers sind das Vorlegen von Fangbäumen. Der Sinn dahinter ist, die schwärmenden Borkenkäfer auf leichter kontrollierbare, liegende Bäume zu lenken. Das optimale Verhältnis zwischen Fangbäumen und Käferbäumen des Vorjahres ist 1:3. Die Fangbaumvorlage sollte rund zwei bis vier Wochen vor Flugbeginn bis Ende März erfolgen. Weiters sollten nur gesunde Bäume der Ober- und Mittelschicht als Fangbäume verwendet werden. Der Brusthöhendurchmesser sollte mindestens 20 Zentimeter betragen, zu nächsten Bäumen sollte man mindestens acht bis zehn Meter Abstand halten. Fangbäume sind oft zu kontrollieren. Ab einer Besiedlungsdichte von einem Einbohrloch pro dm² sind die Bäume unverzüglich abzutransportieren und neue Bäume nachzuschlägern. Die Bäume müssen bereits drei bis vier Wochen nach Besiedlungsbeginn aus dem Wald abtransportiert oder bekämpfungstechnisch behandelt werden. Ansonsten fliegt der Käfer aus dem Fangbaum aus. Aufgrund der schwierigen Handhabung sollten Fangbäume am besten nur in Absprache mit dem örtlichen Waldaufseher vorgelegt werden, da diese Maßnahme bei unsachgemäßer Durchführung weitaus mehr Schaden als Nutzen anrichtet.
Sonstige Maßnahmen
Wenn Holz in einem Befallsgebiet nicht zeitgerecht aus dem Wald gebracht werden kann, sollte es entrindet werden. Prügelfallen, Fangnetze und Pheromonfallen dienen weniger der Bekämpfung des Borkenkäfers, sondern geben eher Auskunft über Flugverhalten und Populationsdichte Borkenkäfermonitoring). In Einzelfällen kann der Einsatz von Stammschutzmitteln angebracht sein.
Zusammenfassung
- Borkenkäfer befallen bei Massenvermehrung auch vitale Bäume
- Befallenes und für den Borkenkäfer attraktives Holz (Wipfelbrüche usw.) unverzüglich entfernen
- Vorbeugung und Bekämpfung gehen Hand in Hand
- Rechtzeitiges, sorgfältiges und konsequentes Vorgehen