Agrarpolitik reagiert auf Ukraine-Krieg

In Österreich und im EU-Raum
seien unmittelbar keine
Engpässe zu befürchten - ganz
im Gegenteil zu ärmeren Staaten
wie z. B. im Nahen Osten
oder in Nordafrika sei in Europa
die Versorgung gesichert,
betonen Politiker einhellig.
Studien der EU-Kommission
gehen von Produktionsrückgängen
in der europäischen
Landwirtschaft von 5 bis 15%
aus. Gleichzeitig seien Preisanstiege
bei Lebensmitteln und
Rückgänge bei den Agrareinkommen
aufgrund bestehender
Importabhängigkeiten und
Folgen von Wirtschaftssanktionen
zu erwarten. In den vergangenen
Wochen waren die
Agrarpreise jedenfalls sehr volatil
und sind in praktisch allen
Bereichen rasant angestiegen - sogar im Schweine-Bereich, der
eine lange Durststrecke hinter
sich hat.
Bewirtschaftung von Öko-Vorrangflächen
Die Politik reagiert rasch.
Im Schlussdokument des EU-Sondergipfels
der Staats- und
Regierungschefs in Versailles
wurde die EU-Kommission mit
raschen Vorschlägen für Maßnahmen
gegen hohe Lebensmittelpreise
und für eine sichere
Versorgung beauftragt.
Auch die EU-Landwirtschaftsministerinnen
und -minister
wollen die Lebensmittelproduktion
in ihren Ländern ausweiten,
um Ausfälle durch den
Ukraine-Krieg aufzufangen.
Zur Ankurbelung der Produktion
plant die Kommission,
vorübergehend die Bewirtschaftung
von Flächen zu gestatten,
die eigentlich ökologische
Vorrangflächen sind und
zur Förderung der Artenvielfalt
unbewirtschaftet bleiben.
Auf diesen Flächen sollen nun
vor allem Futterpflanzen wie
Soja und Mais angebaut werden
dürfen. Nach Angaben
von Landwirtschaftsministerin
Elisabeth Köstinger, die
diesen Vorschlag sehr begrü.t,
würde das vier Millionen Hektar
in der EU betreffen – und in
Österreich würden rund 9.000
Hektar an zusätzlicher Anbaufläche
bereitstehen.
Nach Vorstellung der EU-Kommission soll auch die "Krisenreserve" der EU angezapft werden, um Landwirte bei Preisschwankungen zu unterstützen. Durch ein zeitlich begrenztes "Rahmenabkommen" könnten die nationalen Regierungen damit ihren Landwirten weitere Hilfen zukommen lassen, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. Auf Österreichs Initiative hin wird weiters diskutiert, dass in der EU mehr Eiweißpflanzen angebaut werden sollen, um die Abhängigkeit von Futtermitteleinfuhren zu verringern. Die Kommission in Brüssel kündigte zudem Hilfen für den bedrohten Agrarsektor in der Ukraine an.
Immer lauter werden auch die Forderungen, die maßgeblichen Ziele des Green Deals neu zu bewerten und eine Nachdenkpause einzulegen. Eine Ausweitung der Stilllegungsfläche würde zu weniger Eigenversorgung und mehr Abhängigkeit von Drittstaaten führen. Und auch eine undifferenzierte Reduktion von Betriebsmitteln (Dünger) hätte massive Auswirkungen auf die Flächenproduktivität und würde den Importbedarf weiter erhöhen.
Nach Vorstellung der EU-Kommission soll auch die "Krisenreserve" der EU angezapft werden, um Landwirte bei Preisschwankungen zu unterstützen. Durch ein zeitlich begrenztes "Rahmenabkommen" könnten die nationalen Regierungen damit ihren Landwirten weitere Hilfen zukommen lassen, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. Auf Österreichs Initiative hin wird weiters diskutiert, dass in der EU mehr Eiweißpflanzen angebaut werden sollen, um die Abhängigkeit von Futtermitteleinfuhren zu verringern. Die Kommission in Brüssel kündigte zudem Hilfen für den bedrohten Agrarsektor in der Ukraine an.
Immer lauter werden auch die Forderungen, die maßgeblichen Ziele des Green Deals neu zu bewerten und eine Nachdenkpause einzulegen. Eine Ausweitung der Stilllegungsfläche würde zu weniger Eigenversorgung und mehr Abhängigkeit von Drittstaaten führen. Und auch eine undifferenzierte Reduktion von Betriebsmitteln (Dünger) hätte massive Auswirkungen auf die Flächenproduktivität und würde den Importbedarf weiter erhöhen.
Warnung vor Protektionismus
Auch die internationale Politik
diskutiert über die Kriegsfolgen
für die Agrarmärkte: Die
Landwirtschaftsminister der
G7-Staaten haben sich bei einem
virtuellen Sondertreffen
auf offene Märkte für Getreide
und andere Agrarprodukte
verständigt. Die Märkte sollten
nicht durch Exportbeschränkungen
zur Sicherung der eigenen
Versorgung und Eindämmung
der Preise behindert und
genau beobachtet werden. Zudem
sollen Hilfsorganisationen
dabei unterstützt werden,
weiterhin Getreide beschaffen
und verteilen zu können. Solche
Forderungen stoßen aber
mancherorts auf taube Ohren,
denn immer mehr Staaten unterbinden
den Export von Agrargütern
und entziehen damit
zusätzlich zum Ausfall der Versorgung
aus der Ukraine und
aus Russland den internationalen
Agrarmärkten noch mehr
Ware. Auch die Krise am Düngemittelmarkt
dürfte sich weiter
verschärfen. Bereits seit dem
Herbst des Vorjahrs haben die
Kosten für Düngemittel infolge
der erhöhten Erdgaspreise
konstant angezogen. Laut Statistik
Austria sind die Preise für
Düngemittel im Februar im Vergleich
zum Vorjahr weiter um
mehr als die Hälfte gestiegen.
Durch den Krieg in der Ukraine
dürfte sich dieser Trend weiter
fortsetzen. Zum einen macht
der Erdgaspreis bis zu 80 Prozent
der Kosten für die Stickstoffdünger
aus. Zum anderen
exportiert Russland mehr Stickstoffdünger
als jedes andere
Land der Welt - und die russische
Regierung hat die Hersteller
bereits angewiesen, die Exporte
auszusetzen. Das könnte
eine wirtschaftliche Kettenreaktion
auslösen.
Die jüngsten Geschehnisse haben auch in Österreich direkte Auswirkungen: Die Chemietochter der teilstaatlichen OMV, Borealis, hat nun beschlossen, das Angebot von EuroChem (die zu 90% im Eigentum des russischstämmigen Milliardärs Andrey Melnichenko steht) für den Erwerb ihres Stickstoffgeschäftes abzulehnen. Damit gibt Borealis dem gewachsenen Druck der Agraröffentlichkeit nach - gefordert worden war, dass Österreichs Stickstofferzeugung im eigenen Land und die Düngemittelversorgung generell in europäischer Hand bleiben müssten.
Die jüngsten Geschehnisse haben auch in Österreich direkte Auswirkungen: Die Chemietochter der teilstaatlichen OMV, Borealis, hat nun beschlossen, das Angebot von EuroChem (die zu 90% im Eigentum des russischstämmigen Milliardärs Andrey Melnichenko steht) für den Erwerb ihres Stickstoffgeschäftes abzulehnen. Damit gibt Borealis dem gewachsenen Druck der Agraröffentlichkeit nach - gefordert worden war, dass Österreichs Stickstofferzeugung im eigenen Land und die Düngemittelversorgung generell in europäischer Hand bleiben müssten.